Haug: "Sebastian hat noch gute Chancen auf den Titel"

(Motorsport-Total.com/Sky) - Sebastian Vettel liegt in der Fahrerwertung bei noch zwei ausstehenden Rennen 25 Punkte hinter Spitzenreiter Fernando Alonso. Doch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hat den deutschen Red-Bull-Piloten durchaus noch auf der Rechnung. Der Red Bull sei in Brasilien bisher das überlegene Auto und vor allem Vettel sei stark, analysiert Haug nach den ersten Freien Trainings im 'Sky'-Interview. Außerdem spricht er über die Entwicklung bei Mercedes und den Stallorder-Verzicht bei Red Bull.

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Norbert Haug räumt Sebastian Vettel im Titelkampf gute Chancen ein

Frage: "In Südkorea ist es für Ihre beiden Fahrer richtig gut gelaufen, außer, dass Nico Rosberg dann von Mark Webber abgeräumt wurde. Aber die Piloten waren sehr zufrieden, vor allem mit dem Auto. Wie viel Auftrieb hat man da jetzt von Südkorea hierher nach Brasilien mitgenommen?"
Norbert Haug: "Naja, richtig gut läuft es dann, wenn wir einmal anfangen zu gewinnen, und das dauert noch ein bisschen. In Korea hat es eigentlich ganz gut danach ausgesehen. Nico war in einer sehr guten Position, war zu dem Zeitpunkt vor Lewis Hamilton. Lewis Hamilton war dann beim Restart sogar vor dem späteren Sieger Fernando Alonso. Wer weiß, was da rausgekommen wäre."

"Aber ich glaube, Michael hat das mit dem vierten Platz eigentlich ganz gut gemacht. Wenn man nicht ins Ziel kommt wie einige, dann profitieren andere. Aber er hat zumindest mal drei derer, die um den WM-Titel kämpfen, im Klassement hinter sich gelassen."

"Vom Speed her sind wir sicherlich noch nicht da. Das war auch heute der Fall. Wir kämpfen uns eben durch in dieser Hackordnung um die vierte, fünfte Position bei den Teams. Morgen soll es Regen geben. Ich denke, da könnten wir vielleicht ein bisschen besser aussehen, so war es jedenfalls in der Vergangenheit. Aber insgesamt stimmt die Richtung. Wir schaffen uns die Basis für ein weitaus besseres Jahr 2011. Und ich glaube, da kommen wir schon in die richtige Richtung."

Frage: "Sie sind ein Mann für das Detail, Sie analysieren gern. Was haben Sie denn aus den ersten beiden Trainings heraus sehen können, auch im Hinblick auf die WM-Kandidaten?"
Haug: "Zunächst scheinen Red Bull und speziell - was erfreulich ist - Sebastian Vettel sehr stark zu sein. Mark Webber ist nicht weit weg, aber es sieht so aus, dass Sebastian das unter Kontrolle hat. Ich glaube, die deutschen Fans dürfen sich freuen. Vielleicht ändert sich das bei Regen ein bisschen. Aber auch da war er ja stark. Also ich glaube, Sebastian hat noch gute Chancen auf den WM-Titel."

¿pbvin|512|3250||0|1pb¿"Lewis Hamilton macht Druck, aber es scheint so, dass der Red Bull das überlegene Auto ist, wie bisher eben auch. Normalerweise müsste das schon längst unter Dach und Fach sein. Aber es ist eben manchmal hart und läuft nicht so. Ich kenne das auch aus verschiedenen Formel-1-Jahren, wo es knapp zuging, als wir mit McLaren-Mercedes um den WM-Titel gekämpft haben. Es bleibt auch hier spannend. Aber die Analyse sagt ganz klar: Red Bull bisher zumindest überlegen, und dann bei den Verfolgern Alonso, Hamilton."

Frage: "Es gibt die Diskussion, ob es eine Teamorder bei Red Bull gibt oder nicht. Dietrich Mateschitz hat gesagt: 'Ganz klar, bei uns wird es das nicht geben'. Wie ist Ihre Meinung als Teamverantwortlicher dazu, verstehen Sie diese Entscheidung?"
Haug: "Absolut. Großartig, da kann ich nur gratulieren. Nichts anderes hätte ich von Didi Mateschitz erwartet. Er ist ein absoluter Sportsmann. Genauso gehört gefahren, das ist unsere Ansicht. Wir haben das schon praktiziert, was er ja gesagt hat: 'Wenn es den Titel kosten sollte, dann ist es immer noch sportlich richtig'."

"Denn man muss weiter denken als um die nächste Ecke. Und wenn die Fahrer nicht motiviert sind, und nicht wissen, dass sie ihre Leistung auf der Strecke auch bringen dürfen, dann ist es falsch. Es ist nicht umsonst im Sportgesetz so vorgesehen. Und ich glaube, so muss man das dann auch umsetzen. So wird es unter Sportsleuten gemacht. Schauen Sie sich das Rennen in Suzuka an, mit Michael Schumacher und Nico Rosberg."

"Es war am falschen Platz, sonst hätten wir das um Platz eins und zwei hinbekommen, aber das werden wir dann irgendwann auch mal schaffen. Aber da ging es eng und hart zur Sache. Und eine etwas andere Strategie hätte Michael geholfen. Doch es hat sich kein Fahrer hinterher beklagt. Das ist Racing und genau so wollen wir fahren. Das ist nicht anders in der DTM, das haben wir vergangene Woche gezeigt. Und ich glaube, das wird von den Zuschauern honoriert."