• 04.04.2006 09:41

  • von Fabian Hust

Glock: "Mein Ziel ist die Formel 1"

GP2-Pilot Timo Glock, 2004 bei Jordan unter Vertrag, im ausführlichen Interview über seine Ziele für die kurz- und langfristige Zukunft sowie über vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Immerhin vier Grand-Prix-Einsätze hat Timo Glock schon auf dem Buckel, dazu zwei WM-Punkte für seinen siebenten Platz in Kanada 2004, als er bei Jordan kurzfristig als Ersatzmann für Giorgio Pantano zum Rennfahrer befördert wurde. Nach einem einjährigen Gastspiel in Amerika ist der ehemalige 'F1Total.com'-Kolumnist nun wieder da - mit dem Ziel, über die GP2 wieder in die Königsklasse des Motorsports aufzusteigen, wie er im 'F1Total.com'-Interview ankündigt.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock ist nach seinem Gastspiel in Amerika wieder zurück in Europa

Frage: "Timo, du hattest 2004 ja schon mehr als einen Fuß in der Formel 1. Warum hast du dich dann entschieden, in die ChampCar-Serie zu wechseln?"
Timo Glock: "Ich hatte meine Gründe damals, denn wir hatten eigentlich schon den Plan, weiter in der Formel 1 zu bleiben. Ein zweites Jahr wäre wichtig gewesen, ein logischer Schritt, aber leider musste Eddie Jordan sein Team verkaufen. Die Interessen der neuen Eigentümer lagen bei anderen Fahrern."#w1#

Glock hätte 2005 auch GP2 fahren können

"Wir konnten da nicht richtig Fuß fassen - und es war auch schon ziemlich spät in dem Jahr. Natürlich hatten wir ein Auge auf der GP2, aber wir wussten nicht, wie sich die entwickeln würde und welche Teams am besten sein könnten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon ein Angebot aus Amerika vorliegen. Ich bin dann rübergeflogen und habe einmal getestet - und dann haben wir uns für Amerika entschieden. Das war mit Sicherheit kein Nachteil - speziell für mich persönlich, weil ich dort extrem viel gelernt habe."

"Wenn ich mal ein Problem hatte, konnte ich nicht zu irgendjemandem gehen, sondern ich musste es auf meine eigene Weise lösen." Timo Glock

Frage: "Inwiefern hat dir die ChampCar-Serie etwas für die GP2 oder für ein zukünftiges Formel-1-Engagement gebracht?"
Glock: "Ich habe viel Erfahrung mitgenommen, weil ich viel auf mich alleine gestellt war. Dadurch habe ich auf allen Ebenen dazugelernt - was das Fahren an sich angeht, aber auch, mich in gewissen Konflikten mit dem Team durchzusetzen. Wenn ich mal ein Problem hatte, konnte ich nicht zu irgendjemandem gehen, sondern ich musste es auf meine eigene Weise lösen. Das hat mich persönlich sehr weitergebracht. Das Fahren ist komplett anders als in Europa, denn es gibt viele Stadtkurse, auf denen man sich nicht einfach verbremsen kann, in die Auslaufzone fährt und wieder auf der Strecke ist, sondern wenn du da einen Fehler machst, klebst du nach 20 Metern in einer Mauer! Das hat mir viel gebracht - auch von der Rennstrategie her, wie man ein Rennen verstehen, denken und lesen muss."

Frage: "Bei deinem ersten GP2-Test in Le Castellet warst du Neuntschnellster. Wie zufrieden bist du damit?"
Glock: "Man muss die Probleme, die wir hatten, berücksichtigen. Ich konnte nur einen halben Tag intensiv fahren, denn anderthalb Tage lang hatten wir ein Problem mit dem Chassis. Das Auto war aufgrund des Unfalls von Yoshimoto letztes Jahr in Spa teilweise unfahrbar. Es wurde nach dem Unfall zwar zur Überprüfung zu Dallara geschickt und Dallara hat gesagt, es sei in Ordnung, aber beim Testen ergab sich ein ganz anderes Bild."

"Wir hatten bei beiden Autos das gleiche Setup, aber als ich dann einmal in das andere Auto umstieg, war ich fast um eine Sekunde schneller als mit meinem. Das war ein ganz klares Zeichen dafür, dass wir im Chassis oder in irgendeinem anderen Teil einen Fehler drin hatten. Das Team hat dann entschieden - nicht ich -, ein neues Monocoque in die Garage zu stellen. Wir hatten nur keine Zeit, das über Nacht umzubauen, denn das wollten wir richtig machen, also mit viel Zeit daheim. Dann haben wir uns entschieden, den zweiten Tag auch noch zu fahren. Morgens haben wir das Auto vermessen, haben verschiedene Einstellungen probiert, um es fahrbar zu machen. Das hat dann funktioniert. Die Charakteristik war zwar immer noch gleich - es hat übersteuert und war an der Hinterachse beim Einlenken ziemlich nervös -, aber ich habe meinen Fahrstil ein bisschen dem Auto angepasst und das Auto war insgesamt fahrbarer."

Rote Flaggen verhinderten bessere Zeit beim Test

"Leider passierte dann das Gleiche wie immer in Amerika, wo sich auch ständig jemand gedreht hat oder eine rote Flagge rauskam, als ich neue Reifen hatte. Somit bin ich die neuntschnellste Zeit gefahren, womit ich ganz zufrieden war. Ich bin aber froh, dass wir jetzt ein neues Monocoque haben, denn jetzt kommen wir zu den Rennen und wissen, dass das Monocoque immer gleich ist. Mit dem anderen würden wir wahrscheinlich zu einem Rennen kommen, aber das Auto wäre vermutlich von Rennwochenende zu Rennwochenende unterschiedlich. Das wäre natürlich ein Riesenproblem, denn man hat ja nur 45 Minuten Freies Training."

"Vom Speed in den Kurven ist es in Europa ein ganz anderes Thema." Timo Glock

Frage: "Die GP2 rollt dieses Jahr auf Slicks. Wie fahren sich die Autos im Vergleich zu einem ChampCar oder zu einem Formel-1-Auto?"
Glock: "Mit der ChampCar kann man das schwer vergleichen, weil dort im Jahr quasi zwölfmal in Monaco gefahren wird, wenn man so will. Dort gibt es keine Strecken, wo es auf den Anpressdruck oder auf die Aerodynamik ankommt. Das ist in Europa ganz anders, denn hier gibt es viele schnelle Kurven. Vom Speed in den Kurven ist es also in Europa ein ganz anderes Thema. Von der Leistung her ist die ChampCar natürlich besser, auch wenn ich noch kein Formel-1-Auto mit einem V8-Motor gefahren bin. Ich denke schon, dass dieser Unterschied deutlich zu spüren ist. Die Reifen sind ähnlich wie in der ChampCar-Serie - die kann man fast schon miteinander vergleichen. Gegenüber den Rillenreifen ist das GP2-Auto einfach um zwei Sekunden schneller geworden. Das merkt man überall: Traktion, auf der Bremse, in den Kurvengeschwindigkeiten. Das wirkt sich auch auf die Rundenzeiten aus."

Frage: "Wie weit wird die GP2 dieses Jahr hinter der Formel 1 liegen? Wegen der Einführung der V8-Motoren in der Formel 1 und wegen der Rillenreifen in der GP2 glauben ja manche, dass es manchmal ganz schön eng werden könnte..."
Glock: "Ich glaube, dass man dem ein bisschen die Luft nehmen muss. Renault und Honda sind in Barcelona schon wieder Zeiten gefahren wie mit den V10-Motoren. Es wird vielleicht Strecken geben, auf denen die GP2 herankommen kann, aber sicher nicht an die Topteams, sondern eher an die hinteren Teams wie Midland und Super Aguri. Ich gehe aber davon aus, dass es da nicht um Zehntel gehen wird, sondern da wird schon noch einiges dazwischen liegen."

Frage: "Wie sieht deine Zukunftsplanung aus? Hast du vor, nur kurzfristig GP2 zu fahren - als Sprungbrett in die Formel 1?"
Glock: "Das ist das Ziel. Wir sind ja deshalb nach Europa zurückgegangen, weil sich die GP2 letztes Jahr so stark entwickelt hat. Noch dazu findet sie im Rahmenprogramm der Formel 1 statt. Es ist ganz klar mein Ziel, wieder in die Formel 1 zu kommen - wenn möglich über die GP2-Serie."

Glock macht sich auf einen harten Kampf gefasst

"Jetzt muss man aber erst einmal abwarten, denn die Serie ist sehr stark umkämpft, noch stärker als letztes Jahr. Beim allerersten Test waren schon 22 Autos innerhalb von sieben Zehntelsekunden! An den Rennwochenenden wird es extrem eng. Wäre ich eine Zehntel schneller gewesen, wäre ich gleich Vierter oder Fünfter gewesen. Es muss an einem Rennwochenende alles passen, denn es ist ja nicht nur das reine Fahren, sondern man muss im Zeittraining auch ein bisschen Glück haben."

GP2-Start in Hockenheim

Die noch recht junge GP2-Serie gilt als klassisches Sprungbrett in die Formel 1 Zoom

"Es ist meistens so, dass man die schnellste Zeit am Anfang der Session fährt, wenn der Formel-1-Gummi noch da liegt. Das ist natürlich ein Pokerspiel, denn wenn du früh auf die Strecke gehst, dann aber aufgehalten wirst oder rote Flaggen kommen, hast du ein Problem. Das wiederum wirkt sich auf die Strategie im Rennen aus, weil man dann im Qualifying vielleicht einen zweiten Reifensatz verwenden muss, den man sonst im Rennen nutzen könnte. Das sind so Dinge. Man kann - genau wie auch in der Formel 1 - nie sagen, wie so ein Wochenende laufen wird. Mit Sicherheit gibt es die Favoriten, aber ob es die an jedem Rennwochenende hundertprozentig umsetzen können, das ist die Frage. Der Schlüssel wird sein, von jedem Rennen Punkte mitzunehmen und auch das Quäntchen Glück zu haben."

Frage: "Sind Nico Rosberg und Heikki Kovalainen, die ja auch aus der GP2 kommen, so ein bisschen Vorbilder für dich?"
Glock: "Natürlich. Beide haben ihr Talent letztes Jahr in der GP2-Serie unter Beweis gestellt und haben jetzt auch in der Formel 1 gezeigt, dass sie schnell sind. Das ist der richtige Weg. Es gibt viele Vorbilder für mich - jeder, der in der Formel 1 ist, ist irgendwo ein Vorbild, weil die es geschafft haben. Ich war 2004 auch in der Formel 1 und will wieder dorthin zurück. Das ist das ganz klare Ziel. Ich und das Team werden 100 Prozent geben - dann müssen wir einen Strich drunter ziehen und schauen, wo wir am Ende stehen. Mehr können wir nicht machen. Klar, es gibt jeder sein Bestes, aber man kann es nicht erzwingen. Man muss hundertprozentig fit sein und Leistungen bringen, was die beiden sicher gemacht haben. Das ist ja auch der Grund, weshalb sie in die Formel 1 gekommen sind."

Sutil und Winkelhock traut Glock gute Leistungen zu

Frage: "Um den deutschen Nachwuchs muss man sich keine Sorgen machen, es gibt 2006 sechs Deutsche in der Formel 1. Nicht so bekannt wie Nico Rosberg sind Markus Winkelhock und Adrian Sutil. Kennst du die beiden, wie schätzt du sie ein - und wen muss man in den unteren Kategorien noch beobachten?"
Glock: "Adrian Sutil kenne ich natürlich durch die 'Speed Academy' aus dem letzten Jahr. Er fährt jetzt in Japan Formel 3 und bekommt auch drei Freitagseinsätze in der Formel 1. Das kann er natürlich nutzen, um einen Schritt in die Formel 1 zu machen. Er muss natürlich zeigen, dass er schnell genug ist, was jedoch schwierig ist, wenn du vorher keine Testmöglichkeiten hast. Markus Winkelhock kenne ich aus der Formel 3 von 2002 und 2003 noch ziemlich gut. Er ist verdammt schnell, hat sich auch bei den Tests sehr gut geschlagen und wird vielleicht schon nächstes Jahr eine Möglichkeit bekommen, in der Formel 1 Fuß zu fassen."

"Das Fahren ist eine Sache, aber das Drumherum gibt es auch noch." Timo Glock

"Es ist halt schwierig, denn ich war auch schon drin, aber durch Umstände, die ich nicht beeinflussen konnte, hatte ich nicht die Chance, es weiter zu verfolgen. Das Fahren ist eine Sache, aber das Drumherum gibt es auch noch. Da muss bei den beiden Jungs alles passen. Wer nachkommen könnte, das ist zum Beispiel ein Sebastian Vettel, der schnell ist, der sich dieses Jahr bei ASM, beim Topteam in der Formel 3, auch beweisen muss. Er hat drei starke Teamkollegen, ist aber sicher ein Kandidat, der für die Formel 1 aufgebaut wird."

Frage: "Du hast die 'Speed Academy' angesprochen. Du bist ja einer der Juroren. Was sind da deine Aufgaben?"
Glock: "Ich soll den Jungs einfach mit meiner Erfahrung weiterhelfen. Einige sagen, dass ich ja selbst erst vor zwei Jahren dort war, wo die Jungs jetzt sind, und dass ich mir meine eigene Konkurrenz hochziehe, aber es macht Sinn, den Leuten zu helfen, denn ich habe selbst miterlebt, wie schwierig es ist, überhaupt einmal Fuß zu fassen. Die 'Deutsche Post' bietet da mit der 'Speed Academy' den richtigen Weg und versucht, mit viel Erfahrung zu helfen."

"Es ist ja nicht so, dass wir den Jungs sagen, was sie zu tun haben - auf keinen Fall! Wir haben mit ihnen keine Knebelverträge abgeschlossen, sondern sie haben die Möglichkeit, sich in der 'Speed Academy' zu beweisen, können viel Geld einfahren, das sie im darauf folgenden Jahr in irgendeiner Rennserie einsetzen müssen. Die Juroren - Hans-Joachim Stuck, Christian Menzel und ich sowie Peter Lauterbach, Kai Ebel und Leo Wieland von der Presse - bringen in allen Bereichen viel Erfahrung mit. Hans-Joachim Stuck und Christian Menzel kennen sich im Tourenwagen gut aus, ich im Formelsport - und Leute wie Peter Lauterbach, Kai Ebel und Leo Wieland können drumherum viel aufbauen, was dazugehört. Neben dem Fahren ist das Wichtigste, wie sich ein Rennfahrer verkaufen kann. Man kann den Jungs mit Pressetrainings schon helfen. Vielleicht kann man auch in Sachen Rennintelligenz den einen oder anderen Tipp geben. Das ist eines mein Aufgabengebiete."

Glock wünscht sich ein Jahr als Testfahrer in einem Topteam

Frage: "Kommen wir zurück zu dir: Kannst du dir bei deinem anvisierten Wiedereinstieg in die Formel 1 vorstellen, zunächst als Testfahrer eine Ehrenrunde zu drehen, oder willst du sofort ein Einsatzcockpit?"
Glock: "Das kommt auf die Möglichkeiten an. Wenn ich bei einem Topteam als Testfahrer anfangen könnte, wäre das für mich der richtige Weg, weil das noch mal ein Lernjahr wäre. Vielleicht kann man danach dann Stammfahrer werden. Wenn du natürlich von vornherein ein Angebot als fester Fahrer bekommst, dann musst du das sofort machen! Es ist aber auch sinnvoll, zuerst einmal ein Jahr als Testfahrer zu absolvieren - wie zum Beispiel Fernando Alonso oder Heikki Kovalainen -, in dem du dich in Ruhe vorbereiten kannst. Das macht schon viel Sinn. Dazu muss das Angebot aber erst einmal da sein."

"Wenn du sagen kannst, du bist Formel-1-Welteister, dann hast du es geschafft! Das ist mein Ziel." Timo Glock

Frage: "Welche Priorität hat die Formel 1 für dich? Möchtest du unbedingt zurück oder könntest du dir zum Beispiel auch vorstellen, ein gutes Angebot aus der DTM anzunehmen?"
Glock: "Mit Sicherheit könnte ich mir das vorstellen, aber die Formel 1 ist mein Ziel. Ich bin jetzt 24 Jahre alt und war schon einmal drin - und wenn man einmal in der Formel 1 drin war, will man wieder zurück! Es ist die beste und schnellste Rennserie mit den besten Fahrern der Welt. Da will jeder einen Platz bekommen. Es will auch jeder irgendwann einmal Weltmeister werden. Das ist das Ziel. Es gibt keine höhere Auszeichnung, keine höhere Meisterschaft als die Formel 1. Wenn du sagen kannst, du bist Formel-1-Welteister, dann hast du es geschafft! Das ist mein Ziel. Klar ist die DTM reizvoll. Ich habe da öfter schon mal drauf geschielt, habe auch schon für Opel getestet, aber im Moment ist mein Ziel ganz klar die Formel 1. Deswegen konzentriere ich mich auch darauf."

Frage: "Du wurdest mit Super Aguri in Verbindung gebracht, aber dort ist jetzt erst einmal Franck Montagny dritter Fahrer, wenn auch nur für die ersten drei Rennen. Könnte sich da noch eine Chance bieten? Würde das überhaupt Sinn machen?"
Glock: "Natürlich hatten wir Kontakt zu Super Aguri, aber das Witzige daran ist, dass ich das schon im Internet gelesen habe, bevor der Kontakt wirklich zustande gekommen ist! Der Kontakt war da und ist auch weiterhin da, aber ich habe einen GP2-Vertrag unterschrieben, auf den ich mich im Moment konzentriere. Wenn Mitte des Jahres noch einmal ein Angebot kommt und man es unter einen Hut bekommen kann, freitags Formel 1 zu fahren und GP2, dann könnte ich mir das schon vorstellen. Natürlich ist es schwierig, sich auf zwei Sachen zu konzentrieren, aber es wäre halt ein Angebot aus der Formel 1. Wenn du so ein Angebot bekommst, musst du es machen."

Neue Formel-1-Regeln in vielerlei Hinsicht eher fragwürdig?"

Frage: "Was hältst du als Außenstehender von der Einführung der V8-Motoren in der Formel 1?"
Glock: "Schwer zu sagen. Es war eigentlich geplant, die Kosten zu reduzieren, und es war eigentlich geplant, die Autos zu verlangsamen, aber irgendwo hat man sich da wohl ein bisschen in den Finger geschnitten. Man hat auch die Reifenwechsel wieder eingeführt, was ich für sinnvoll halte, denn das gehört zu einem Rennen dazu und es birgt ja auch einen gewissen Sicherheitsfaktor in sich. Allerdings hat man nun die Chance, mit weichen Reifen schneller zu werden. Mit den Motoren hat man die Autos langsamer gemacht."

Timo Glock

2004 hatte Timo Glock schon mehr als einen Fuß in der Formel-1-Tür... Zoom

"Im Endeffekt sind die Autos genauso schnell wie letztes Jahr - weil die Aerodynamik weiterentwickelt wurde, weil die Reifen weicher sind. Sogar durch die eingeschränkte Motorleistung ist das Auto in manchen Passagen schneller, weil man die Kraft noch besser auf die Straße bringt. Es birgt aber eine gewisse Spannung, wer den besten V8-Motor gebaut hat, der auch noch am längsten hält, und das macht die Formel 1 schon interessant. Ob man den Effekt erreicht hat, den man erreichen wollte, muss man aber in Frage stellen. Es hat viel Geld gekostet, die Motoren überhaupt zu entwickeln."

Frage: "Was hältst du vom neuen Qualifikationsformat?"
Glock: "Klar, es ist was Neues und es ist eine Show, aber es ist auch schwer zu durchschauen. Der Fan, der nur am Sonntag den Fernseher einschaltet und das Rennen guckt, versteht die Regelung vielleicht gar nicht. Die eingefleischten Fans wissen natürlich, was abgeht, aber die letzte Gruppe, die fährt, muss ja schon die Benzinmenge für das Rennen drin haben. Insofern ist es genau wie letztes Jahr: dass nämlich keiner genau weiß, wer wie viel Benzin an Bord hat."

"Für mich heißt das Qualifying aber Zeittraining - und da soll die schnellste Zeit gefahren werden. Das schnellste Auto mit dem schnellsten Fahrer am jeweiligen Tag muss vorne stehen. Ich wäre für zwölf Runden wie früher, denn damals wusste jeder, dass ein bestimmter Fahrer mit einem bestimmten Paket an dem bestimmten Wochenende eben am schnellsten war. Es ist ja auch in allen anderen Serien so, dass im Zeittraining das schnellste Auto vorne steht. Im Zeittraining sollte es nicht um irgendwelche Taktiken gehen."

Frage: "Was erwartest du dir von der neuen Formel-1-Saison?"
Glock: "Es könnte eines der spannendsten Jahre werden, weil alle Teams ein bisschen pokern. Von außen kann man das immer schwer abschätzen. Es sieht aber danach aus, dass Renault wieder stark ist. Ich denke, dass Michelin wieder im Vorteil ist. Die Topteams von Michelin werden meiner Meinung nach mit Sicherheit vorne stehen."