• 30.08.2009 10:58

  • von Dieter Rencken

Glock: "Jarno ist in einer guten Position"

Toyota-Pilot Timo Glock im Interview über die Qualifikation von Belgien, das unvorhersehbare Kräfteverhältnis und seine Zukunft in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Das japanisch-deutsche Toyota-Team zeigte in der Qualifikation von Spa-Francorchamps einen Aufwärtstrend. Sowohl Jarno Trulli als auch Timo Glock stellten ihre Rennwagen in die Top 10 und rechnen sich für das Rennen große Chancen auf Punkte aus. Im Interview spricht Glock über seine Ambitionen in Belgien und über die aerodynamischen Anforderungen der Ardennenachterbahn.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock will in Spa-Francorchamps einige WM-Punkte für Toyota holen

Frage: "Timo, das Team hat nicht immer verstanden, warum das Auto ab und an recht langsam war. Versteht ihr an diesem Wochenende, weshalb ihr so schnell seid?"
Timo Glock: "Im Augenblick habe ich darauf keine Antwort. Ich weiß es nicht. Das ist schwer zu erklären. Wir haben hier ein gutes Paket an den Start gebracht. Aerodynamisch gesehen ist man hier mit viel weniger Abtrieb unterwegs. Es sieht so aus, als würde das unserem Auto deutlich besser entgegen kommen."#w1#

"Ich kann aber nicht sagen, warum wir im Vergleich zu den anderen nun so stark sind. Man muss nur einmal sehen: McLaren-Mercedes hat das Rennen in Ungarn gewonnen und waren nun nicht einmal im dritten Qualifikationsabschnitt vertreten. Force India steht auf der Pole-Position - da habe ich keine Erklärung."

Spa: Die Hackordnung steht Kopf

Frage: "Die Startaufstellung ist an diesem Wochenende wirklich bizarr. Kann das auch mit den Streckenbedingungen und den Temperaturen zusammenhängen?"
Glock: "Wenn man BMW fragt, dann sagen sie für gewöhnlich, dass es an den kühleren Temperaturen liegt und am niedrigeren Abtriebsniveau. Bei den Temperaturen waren wir uns nicht so sicher, sind aber trotzdem schnell unterwegs gewesen. Deswegen will ich donnerstags keine Kommentare mehr über das vor uns liegende Wochenende abgeben. Das ist im Augenblick wirklich sinnlos (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Kann auch die unglaubliche Enge des Feldes eine Rolle spielen?"
Glock: "Das ist das große Problem. Wenn du Schwierigkeiten hast, dann kann dich das gleich acht, neun Positionen kosten. Es ist einfach eine Frage davon, wie gut du das Auto an einem Wochenende hinbekommst: Wie sehr passt der Wagen zur Strecke, zu den Bedingungen, zum Abtriebsniveau."

Frage: "Gefällt dir diese Saison, in der die Ergebnisse jedes Mal nicht vorhersehbar sind?"
Glock: "Dir gefallen die Rennen natürlich am meisten, in denen du auch eine Chance hast. Spa macht besonders viel Spaß, weil es eine so schnelle Strecke ist. Das ist einfach toll."

Glock mit solider Leistung im Zeittraining

Frage: "Was war dein Eindruck vom letzten Qualifikationssegment?"
Glock: "Meine Runde war nicht schlecht. Wir sind an diesem Wochenende deutlich öfter mit wenig Sprit unterwegs gewesen. Daher musst du dich recht schnell an die höhere Benzinmenge für das Top-10-Finale gewöhnen. Das war aber okay."

"Bis Kurve 14 war es eine gute Runde. Ich habe einfach versucht, so nahe wir möglich an Sebastian Vettel dranzubleiben, der direkt vor mir fuhr. Ich wollte im ersten und letzten Sektor etwas Zeit durch Windschatten gewinnen. Am Ausgang von Kurve 14 ist ihm dann ein kleiner Fehler unterlaufen."

"Wenn jemand einen Ausrutscher hat, dann bist du nicht so aggressiv. Dann schaust du zunächst einmal, was da passiert. Das hat mich etwas Zeit gekostet, weil nach Kurve 14 eine lange Gerade folgt. So läuft das eben in der Qualifikation. Der Rest der Runde war prima."

Frage: "Was hältst du von der Startaufstellung? Kannst du noch einige Piloten überholen?"
Glock: "Ich denke, Jarno ist in einer guten Position. Das kommt natürlich ganz auf die Spritmengen an, aber er dürfte eine gute Ausgangslage haben. Für mich wird es sicherlich schwierig, denn ich gehe von Rang sieben ins Rennen. Wir müssen einen Weg finden, um in die Top 5 vorzudringen. Wir brauchen Punkte. Wir werden sehen, wie es läuft."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Belgien


Frage: "Es gibt viele Gerüchte um dein Team. Denkst du, dass ein gutes Ergebnis in Spa diesbezüglich eine Veränderung herbeiführen könnte?"
Glock: "Warum nicht? Wir haben angekündigt, wieder in die Top 5 fahren zu wollen und um das Podium zu kämpfen. Diese Ergebnisse gilt es im Grand Prix zu erzielen. Auch künftig müssen wir auf diesen Positionen vorstellig werden. Das ist sicherlich eine Hilfe."

Keine Neuigkeiten im Vertragspoker

Frage: "Beeinflussen diese Umstände die Arbeitsweise des Teams?"
Glock: "Nein. Alle arbeiten konzentriert, wollen nach vorne kommen und machen ihren Job. Für mich hat sich nichts verändert - weder bei den Meetings noch bei den Mechanikern."

Frage: "Gibt es schon Neuigkeiten bezüglich deiner Vertragssituation?"
Glock: "Nein. Da gibt es keine Neuigkeiten."

Frage: "Es gibt eine Option auf dich, die aber noch nicht gezogen ist. Macht dir das Sorgen?"
Glock: "Ja klar. Aber so ist die Lage nun eben im Augenblick in der Formel 1. Die Situation ist sehr unklar im Augenblick. Wir müssen wohl einfach abwarten."

Frage: "Diese Situation ist nicht neu für dich..."
Glock: "Ja, vor drei Jahren ging es mir ähnlich. Da war ich froh darüber, wieder zurück zu sein. Jetzt befinde ich mich wieder in einer Position, wo ich mir nicht sicher sein kann, ob ich bleiben werde oder nicht. So ist es halt. Ich muss abwarten und weiterhin mein Bestes geben. Mehr kann ich in dieser Sache nicht unternehmen."

Frage: "Schaust du dir zuhause viel Motorsport im Fernsehen an?"
Glock: "Ja, immer. Ich schaue alles, was ausgestrahlt wird."

Frage: "Welche Rennserie verfolgst du am liebsten im Fernsehen?"
Glock: "Im Augenblick ist das die MotoGP. Aber sagt das nicht Bernie weiter (lacht; Anm. d. Red.)..."