• 30.10.2009 12:10

  • von Fabian Hust

Glock: "Das macht dich als Fahrer einfach verrückt"

Der Toyota-Pilot über seine unfreiwillige Zuschauer-Rolle, wie es zu seinem Unfall in Suzuka kam und seine Planungen für das kommende Jahr

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock ist zum Großen Preis von Abu Dhabi gereist, auch wenn er das Rennen nach seinem Unfall in Suzuka nicht bestreiten kann. Der Deutsche hat somit seinen letzten Grand Prix für Toyota wohl bereits beim Großen Preis von Singapur Ende September bestritten - denn die Wege der beiden werden sich höchstwahrscheinlich trennen: "Toyota könnte für 2010 eine Möglichkeit sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist nun ein wenig niedriger, würde ich sagen."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock hat in Abu Dhabi unfreiwillig viel Zeit für die Medien

Glock wird dieser Tage mit Renault in Verbindung gebracht, am wahrscheinlichsten geht er jedoch kommendes Jahr für das neue Formel-1-Team Manor an den Start. Timo Glock gibt sich gelassen, dass er derzeit nicht fahren kann, zumal er versichern kann, kommendes Jahr "zu 100 Prozent" in der Formel 1 zu fahren: "Die Teams kamen vor Japan auf mich zu und waren interessiert, das macht keinen großen Unterschied aus. Natürlich ist es besser, wenn du im Auto sitzt und so die Möglichkeit hast zu zeigen, was du leisten kannst."#w1#

Im Zuge der Gerüchte über eine Verpflichtung durch Renault wurde Glock in Abu Dhabi bereits gefragt, wie gut sein Französisch ist: "Es gibt im Moment eine Menge Gerüchte, und wir haben ein paar gute Möglichkeiten", meint Glock und grinst. "Es könnte in den kommenden ein oder zwei Wochen vielleicht eine Überraschung geben, vielleicht hat niemand in diese Richtung gedacht."

Infekt als Unfall-Katalysator?

Das letzte Mal saß Timo Glock beim Großen Preis von Japan in Suzuka Anfang Oktober im Toyota, als er in der Qualifikation in der letzten Kurve von der Strecke abkam und in den Reifenstapeln landete: "Ich machte Ausgangs der Schikane einen Fehler. Vielleicht war ich nach dem Problem vom Freitag, als ich Fieber hatte, noch nicht zu 100 Prozent super-fit. Vielleicht war es also ein weiterer Faktor, dass ich nicht fit genug war."

Nicht gerade wenige Experten im Fahrerlager spekulierten über Probleme mit der Lenkung, doch dieser Mutmaßung kann Glock widersprechen: "Alle dachten, dass es ein Problem mit der Lenkung oder was auch immer gegeben hat, aber ich habe die Kurve einfach falsch beurteilt, kam neben Ideallinie", erklärt der Rennfahrer gegenüber Medienvertretern. "Als ich es realisierte, da wusste ich bereits, dass es ein schwerer Unfall werden würde."

Keine optimale medizinische Behandlung

Die Schnittwunde am Bein ist bereits gut verheilt, aber der Heilungsprozess hätte schneller verlaufen können: "Das Problem ist, dass man in Japan nicht perfekt gearbeitet hat. Aus diesem Grund kam nach ein paar Tagen immer noch eine Menge Blut aus ein paar Blutgefäßen raus, die offen waren. Es gab im Bein also eine Menge Flüssigkeit und Blut, was die Rekonvaleszenz-Zeit verdoppelt hat."

Die angeknacksten Brustwirbel belästigen den 27-Jährigen nicht: "Ich hatte mit ihnen keine Probleme, was das Komische an der Sache ist. Ich habe keine Schmerzen, ich fühle überhaupt nichts, und es macht dich als Fahrer einfach verrückt, wenn der Arzt sagt, dass es besser ist, nicht zu fahren. Du sagst ihm, dass du keinerlei Schmerzen verspürst, aber der Arzt sagt 'Tue es nicht, es wird besser für dich sein'."

Wehe es kracht erneut...

Unter normalen Umständen könnte der Toyota-Pilot das letzte Saisonrennen ohne Probleme bestreiten - aber wehe, es käme zu einem weiteren Unfall: "Dann könnte ich in große Probleme kommen. Mit meinem Bein ist alles in Ordnung, in den vergangenen acht Tagen haben wir mit ihm große Fortschritte gemacht. Das Hauptproblem ist der Rücken."

Die Rennen im Fernsehen verfolgen zu müssen bezeichnet Glock als "Desaster": "Nach zehn Minuten Freien Trainings in Brasilien schaltete ich ab und sagte zu mir, dass ich mir dies nicht anschauen kann. Ich muss sagen, das war nicht sehr schön. Hier haben wir in Abu Dhabi eine neue Strecke, beeindruckende Anlagen, eine großartige Show. Und das muss man sich im Fernsehen anschauen. Das ist ziemlich hart. Zudem ist es das letzte Rennen der Saison. Das ist so enttäuschend."

Alles neu?

Doch zurück zur Zukunft von Timo Glock und einer möglichen Verpflichtung durch Manor: "Alle sagen, dass die neuen Teams nicht interessant sind, aber im kommenden Jahr ist alles möglich", so Glock angesichts der Tatsache, dass es ein Tankverbot während den Rennen gibt und die Autos so deutlich schwerer sein werden.

"Wenn man sich die Veränderungen am Reglement in diesem Jahr anschaut und die Schwankungen während der Saison, so hatte selbst ein kleines Team wie Force India die Chance, in die Top 5 zu kommen. Brawn gewann die Meisterschaft und Red Bull kämpfte mit. Im Moment fährt kein echter Konstrukteur um die Meisterschaft."

Wer weiß schon, wie es 2010 läuft?

"Meiner Meinung nach muss man in jede Richtung blicken, denn niemand weiß, was kommendes Jahr passieren wird. Das macht die Sache interessant - man kann die richtige Entscheidung treffen, oder man kann die falsche Entscheidung treffen. Es ist egal, wohin man geht, man wird nie wissen, was kommendes Jahr passiert. Natürlich werden die starken Teams wie McLaren und Ferrari wieder an der Spitze kämpfen, aber man muss für alles offen sein."

Es sei für ihn nicht wichtig, für einen Hersteller zu fahren: "Für mich geht es vor allem darum, wie das Team ist, wie die Leute dort sind. Als Fahrer muss man sich im Team wohl fühlen. Teamkollegen sind immer ein Punkt. Man sollte definitiv gleichberechtigt sein. Das sind alles Dinge, die man beachten muss, und ich muss sagen, das ist nicht einfach."