Glock: "CFD-Ansatz hätte funktionieren können"

Timo Glock ist der Meinung, dass Nick Wirths Versuch, einen Formel-1-Boliden ohne Windkanal zu bauen, mit einer Budgetobergrenze vielleicht funktioniert hätte

(Motorsport-Total.com) - Als Timo Glock 2010 zum damaligen Neueinsteiger-Team Virgin wechselte, sah alles nach einem aufregenden Projekt aus. Die Truppe kam mit frischem Auftreten, dem Segen von Richard Branson und einem besonderen Designansatz in die Formel 1. Der VR-01 war der einzige Bolide, der komplett am Computer designt worden war und nie im Windkanal getestet wurde. Technikchef Nick Wirth wollte mit dem Ansatz die Vorgänge bei der Entwicklung eines F1-Boliden revolutionieren und dadurch Kosten einsparen.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

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Mittlerweile ist die Taktik, nur mit Strömungssimulationen zu arbeiten, genauso Geschichte wie Nick Wirth und seit neustem auch Timo Glock. Der in die DTM abgewanderte Deutsche verteufelt die Taktik seines ehemaligen Designers allerdings nicht vollständig: "Der Ansatz, nur mit CFD zu arbeiten, hätte funktionieren können, wenn die Budgetobergrenze gekommen wäre", glaubt er. "Die kam leider nie. Wir haben dann relativ früh festgestellt, dass es nur mit CFD nicht funktioniert."

Deswegen trennte dich das Team Mitte 2011 von Wirth setzte von da an auf konventionelle Arbeitsmethoden. "Man braucht einfach den Windkanal, um die Daten immer wieder abzugleichen", beschreibt Glock. Doch die Umstände für einen Wechsel in die richtige Richtung sollten sich nicht gerade als günstig erweisen: "Das Problem war, dass das Team zwei Mal fast neu aufgestellt werden musste. Wir haben uns vom damaligen Designer getrennt. Dann kam Pat Symonds, der das Ganze in die richtige Richtung gebracht hat und die Zusammenarbeit mit McLaren."

Doch dieser Schritt sei "etwas zu spät" gekommen. "Im vergangenen Jahr haben wir gezeigt, dass wir einen relativ guten Schritt nach vorne machen können. Wir haben über eineinhalb Sekunden gefunden", hebt der Odenwälder die Fortschritte im Team hervor. Doch für Punkte hat es auch nach drei Jahren noch nicht gereicht. "Um den richtig großen Schritt zu machen, braucht man in meinen Augen das doppelte Budget. Das hatten wir nie zur Verfügung", sagt Glock ein wenig wehmütig. Denn schließlich hat es auch ihn dadurch erwischt: Das Team konnte sich die Dienste seines Fahrers am Ende einfach nicht mehr leisten.