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  • 26.03.2009 12:34

  • von Marco Helgert & Dieter Rencken

Gezwungene Zurückhaltung und Optimismus bei Trulli

Der Italiener ist noch unschlüssig: Zwar glaubt er an den großen Schritt bei Toyota, möchte jedoch nicht übermäßigen Optimismus versprühen

(Motorsport-Total.com) - Schon nach den ersten Testtagen des Winters war klar: Toyota hat mit dem TF109 ins Schwarze getroffen - oder zumindest tief ins Dunkelgrau. Nach vielen Saisons, in denen sich die Japaner fragen lassen mussten, warum es auch mit einem Riesenbudget nicht mit dem Siegen klappt, scheint nun das Jahr gekommen zu sein, in dem sie zu einer treibenden Kraft werden.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli Melbourne, Albert Park Melbourne

Jarno Trulli gibt sich vor dem Saisonauftakt äußerst entspannt

Doch Jarno Trulli möchte davon nichts wissen - noch nicht. Erst das Rennen in Melbourne sei noch abzuwarten, dann werde man sehen, wo man stehe und was gehe. "Unsere Wintertests waren gut, wir können hier konkurrenzfähig sein", so der Italiener. "Aber keiner weiß, wo genau wir stehen werden. Das ist noch immer sehr schwer vorherzusagen. Mindestens vier Teams sind auf einem ähnlichen Niveau und der Abstand auf die Konkurrenz dahinter ist sehr, sehr klein."#w1#

"Das Auto ist gut fahrbar. Das macht unser Leben beim Fahren einfacher", fuhr er fort. Doch dies sei nur ein Puzzlestein. "Jedes Rennen ist anders. Insgesamt hatten wir da bei den Tests im Winter aber keine generellen Probleme." Die Hoffnung auf Spitzenresultate sei durchaus vorhanden. "Aber gleichzeitig wissen wir nicht, wo genau wir stehen. Das ist auch unmöglich einzuschätzen."

Die große Chance für Toyota ist gekommen

Zu großen Veränderungen bei der Arbeit habe die neue Situation aber nicht geführt. "Die Motivation ist immer da, aber die Ziele sind anders", so Trulli weiter. "Es wäre sehr schön, wenn wir um Podestplätze und Siege anstatt um Punkte kämpfen. Es sieht aus, als hätte wir in diesem Jahr eine gute Chance dazu."

"Viele reden vom Gewinnen. Aber es gibt immer nur wenig Platz an der Spitze", fügte er gleich an. "Wir hoffen, dass wir die Lücke zu den Top-Teams endlich geschlossen haben und der erste Sieg bevorsteht."

Jarno TrulliBarcelona, Circuit de Catalunya

Gefährdete Spezies 2009: die breiten Frontfügel der Formel-1-Boliden Zoom

Vieles ist dabei für die Saison 2009 neu, darunter KERS, verstellbare Frontflügel und Slicks. Überraschenderweise musste sich Trulli kaum darauf einstellen. "Ich glaube, dass das Fahren ohnehin ein natürlicher Prozess ist. Das ändert man nicht richtig", erklärte er. "Man gewöhnt sich erst einmal an die Slicks, die vom Fahren her gar nicht so unterschiedlich zu den Rillenreifen sind. Wie man sie sich im Rennen einteilt, wird aber anders sein. Die Slicks sind für mich schon die besseren Rennreifen als die Rillenpneus."

KERS bei Toyota noch in den Kinderschuhen

Die geänderte Aerodynamik und die Reifen hinterlassen die größten Spuren. "An einigen Stellen spüren wir mehr Grip aufgrund der Slicks. An anderen Stellen fühlt sich das Auto etwas leichter an und hat weniger Grip, speziell beim Bremsen", fuhr er fort. "Wir werden in diesem Jahr etwas früher bremsen. In den schnellen Bereichen kommt der Verlust des Abtriebs dann besonders zum Tragen."

¿pbvin|512|1393||0pb¿Auf KERS muss man bei Toyota aber noch verzichten. Im Winter fuhr Testfahrer Kamui Kobayashi lediglich zwei Tage lang damit. "Wir müssen ohne fahren und wir werden sehen, ob das ein Vor- oder Nachteil ist. Für uns sollte es gut laufen, auch wenn KERS-Autos einen kleinen Vorteil haben sollten", so Trulli. Doch immerhin konnte sich Toyota bei den Tests auf andere Dinge als KERS konzentrieren. "Unsere Zuverlässigkeit ist gut, vielleicht auch deswegen. Aber man gewinnt nicht mit einem zuverlässigen Auto, sondern einem schnellen."

An mehr Überholmanöver durch die vielen Änderungen glaubt er indes noch nicht. "Das ist das Ziel der neuen Aerodynamikregeln. Aber ich kann nicht genau sagen, ob dieses Ziel erreicht wurde. Beim Testen fahren wir nicht gegeneinander", erklärte er. Auch der verstellbare Frontflügel wird weniger bei Überholversuchen eingesetzt werden.

"Nur für das Überholen werden wir das selten verwenden. Das Auto ist ja damit abgestimmt und während der Longruns haben wir es für eine bessere Balance genutzt, wenn die Reifen nachließen", so der 34-Jährige. Nichtsdestotrotz: Der Frontflügel ist 2009 eine fast gefährdete Spezies - so seine Vermutung.

"Das ist wohl der gefährdetste Teil des Autos, auch bei Überholversuchen. Darauf müssen wir sehr achten. Wir fahren nun nicht mehr Rad an Rad, sondern Flügel an Flügel. Das Erste, was fliegen gehen wird, ist leider der Flügel", so Trulli.