Gass: "Monaco ist nicht vergleichbar"
Der Chefrenningenieur von Toyota, Dieter Gass, über die besonderen Vorbereitungen auf Monaco und die Charakteristiken des Kurses
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was ist der größte Unterschied bei der Vorbereitung auf den Monaco-Grand-Prix gegenüber anderen Rennen?"
Dieter Gass: "Das größte Extra, das wir für den Monaco-Grand-Prix haben, ist wohl das vierte Auto, oder besser das zweite Ersatzauto. Durch den engen Charakter des Kurses und die Streckenbegrenzungen ist es wahrscheinlicher, dass ein Fahrer einen Unfall hat. Daher haben wir je ein Ersatzauto für Jarno Trulli und Ralf Schumacher."

© Toyota
Toyotas Chefrenningenieur Dieter Gass: Keine Rollerblades mehr in Monaco
Frage: "Welche weiteren Sicherheitsmaßnahmen werden bei den Autos berücksichtigt?"
Gass: "Wir müssen auf den maximalen Lenkeinschlag Acht geben, denn wir müssen mit der 'Loews'-Haarnadel zurechtkommen, die engste Kurve im Kalender. Aber Monaco hat auch eine der schnellsten Kurven des Jahres zu bieten: den berühmten Tunnel. Wir müssen auch die Aufhängungen verstärken, damit das Auto eine Berührung der Streckenbegrenzung übersteht, was zu jeder Zeit passieren kann. Mehr Ersatzteile brauchen wir nicht notwendigerweise, aber wir müssen sicherstellen, dass genug Ersatz für die Aufhängungen und die Karosserieanbauten vorhanden ist."#w1#
Frage: "Was sind die speziellen Charakteristiken der Strecke in Monaco?"
Gass: "Monaco gehört zu den Kursen, auf denen die Downforce Priorität hat. Wir müssen einen guten Kompromiss beim Setup des Fahrzeugs finden, damit wir genug mechanischen Grip haben. Als Stadtkurs ist Monaco natürlich auch eng, was ein Überholen fast unmöglich macht."
Frage: "Wie verlockend ist es, das Auto abzutanken, um eine gute Startposition zu erreichen?"
Gass: "Ich würde nicht sagen wollen, dass wir uns speziell auf das Qualifying konzentrieren müssen, denn wir müssen sicherstellen, dass der Fahrer in einer Runde alles aus dem Auto herausholen kann und dass Auto und Reifen über 78 harte Rennrunden gut funktionieren. Von daher werden wir nicht unsere Pace im Rennen opfern, indem wir im Qualifying mit wenig Benzin fahren. Ich denke zudem, dass es möglich ist, dass einige Autos in diesem Jahr nur einen Stopp einlegen."
"Das Qualifying ist wichtig, aber nicht zu Kosten unserer Leistung im Rennen. Die Konstanz ist der Schlüssel. Wir haben schon in der Vergangenheit gesehen, dass man mit einem konstanten Auto mit mehr Benzin länger auf der Strecke bleiben kann. So kann man beim Boxenstopp an den Autos davor vorbeikommen. Wenn man aber hinter einem langsameren Auto steckt, ist die Gefahr groß, dass die Führungsgruppe davonzieht, was faktisch die Chancen auf ein gutes Resultat ruiniert."
Frage: "Wie bereitet man sich auf einen Kurs vor, auf dem man nicht testen kann?"
Gass: "Es gibt keinen Kurs im Kalender, der mit Monaco vergleichbar wäre, also ist eine hundertprozentige Vorbereitung schwierig. Wir haben unsere Arbeit vor dem Rennen in 'Paul Ricard' durchgeführt, denn dort hat man die Chance, sehr langsame Kurven zu trainieren. Auch die Oberfläche ist ähnlich, von daher denken wir, dass es die beste Strecke zur Vorbereitung auf Monaco war. Wir ziehen natürlich auch Informationen aus den vielen Daten des Vorjahres. Von daher haben wir eine solide Basis für das erste Training am Donnerstag."
Frage: "Welche bestimmten Bereiche des Autos müssen besonders konkurrenzfähig sein?"
Gass: "Ich denke nicht, dass einen bestimmten Bereich in Monaco gibt, der die Leistung vorgibt. Wir müssen Jarno und Ralf einfach ein Auto geben, das einfach zu fahren ist. Sie müssen die maximale Leistung aus dem TF105 herausholen können, ohne dass die dabei durch Handlingsprobleme in der Streckenbegrenzung landen. Zum Fahren ist es eine schwierige Strecke, daher hat der Fahrer mehr Gelegenheit, sein Talent und Können zu zeigen, aber wir Ingenieure müssen ihm dennoch ein gutes Auto hinstellen."
Frage: "Welchen Eindruck hast du von der neuen Boxenanlage?"
Gass: "Ich muss sagen, dass die neue Boxenanlage, die im vergangenen Jahr erstmals zum Einsatz kam, ein großer Schritt nach vorn ist. Das Arbeiten wurde viel einfach, speziell für die Teams, die ihr Auto oben am Berg, knapp zwanzig Minuten von der Boxengasse entfernt, unterbringen mussten. Ich vermisse es sicher nicht, vom Bereich der Autos auf dem Berg hinunter die Boxengasse zu laufen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich den Rückweg zum Hotel vermissen werde: mit Rollerblades den Berg hinunter!"

