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Gaslys italienisches Märchen: "Was haben wir da gerade getan?"

Pierre Gasly ringt nach seinem ersten Sieg in der Formel 1 um Fassung und bedankt sich bei seinem AlphaTauri-Team - Lewis Hamilton freut sich mit dem Franzosen

(Motorsport-Total.com) - "Oh mein Gott! Was haben wir da gerade getan?", fragt Pierre Gasly nach dem Rennen in Monza über Funk und liefert gleich auch noch die Antwort nach: "Wir haben das verdammte Rennen gewonnen!" Zwölf Jahre nach dem Sensationssieg von Sebastian Vettel für Toro Rosso in Monza gewann Gasly für Nachfolgerennstall AlphaTauri an gleicher Stelle (Formel 1 2020 live im Ticker).

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

Pierre Gasly kann seinen ersten Sieg in der Formel 1 selbst kaum glauben Zoom

Gasly profitierte von einem perfekt getimten Boxenstopp. Der Franzose kam nämlich zum Reifenwechsel, kurz bevor die Boxengasse aufgrund des gestrandeten Haas von Kevin Magnussen geschlossen wurde. Dadurch war er bereits wieder am Feld dran, als alle anderen zum Reifenwechsel reinkamen.

Zum Zeitpunkt der Rennunterbrechung lag er bereits hinter Lewis Hamilton und Lance Stroll auf Rang drei. Doch weil der Mercedes-Pilot eine Strafe absitzen musste und der Racing-Point-Pilot den zweiten stehenden Start versaute, lag Gasly nach dem Neustart vorne. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) hielt die Konkurrenz dahinter erst einmal auf, sodass sich der Franzose einen guten Vorsprung erfahren konnte.

Am Rennende flog Carlos Sainz (McLaren) immer näher heran, doch Gasly konnte dessen Angriffe abwehren und als Sieger über die Ziellinie fahren - als insgesamt 109. Gewinner der Formel-1-Geschichte. "Das ist einfach unglaublich", jubelt er. "Was für ein verrücktes Rennen."

Glückwunsch von Lewis Hamilton

Für Gasly war es nach seinem zweiten Platz von Brasilien 2019 der zweite Podestplatz seiner Formel-1-Karriere und eine echte Genugtuung. "Oh mein Gott, Jungs, wir haben es wieder getan", brüllte er am Funk. "Ich möchte euch alle beglückwünschen. Euch alle. Alle. Ihr habt einen hervorragenden Job gemacht. AlphaTauri, Honda, alle Ingenieure, alle Mechaniker, alle in Faenza. Wir haben es geschafft!"

"Ich bin sprachlos", ergänzt er später. "Das Team hat so viel für mich gemacht. Sie haben mir meine erste Möglichkeit in der Formel 1 gegeben, sie haben mir mein erstes Podium verschafft. Und jetzt verschaffen sie mir den ersten Sieg. Das ist verrückt. Einfach verrückt. Ich bin so glücklich."

Der bestrafte Lewis Hamilton konnte Gasly nach dem Rennen ehrlich gratulieren: "Ich muss Pierre einen riesen Glückwunsch ausrichten. Das ist ein fantastisches Ergebnis für ihn", sagt er. "Ich habe gesehen, was er durchmachen musste, als er von einem Topteam entlassen wurde. Und jetzt hat er die Topteams geschlagen. Es ist einfach fantastisch zu sehen, wie er zurückschlägt. Ich freue mich für ihn."


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"Wäre über Platz zwei traurig gewesen"

Gasly weiß, dass er bewegte 18 Monate hinter sich hat. Erst die Chance bei Red Bull, dann die Versetzung ins kleine Schwesterteam. Brasilien 2019 schien für ihn die erste Genugtuung zu sein, doch nun darf er sich Formel-1-Sieger nennen.

"Ich bin niemand, der aufgibt", sagt Gasly. "Ich musste immer für alles in meinem Leben kämpfen. Das ist auch heute noch so. Meine Entschlossenheit, besser und stärker zu sein, ist enorm. Als ich in der Position war, wusste ich, was ich wollte." Gasly wusste: "Wenn ich dieses Rennen nicht gewinne, dann bin ich unheimlich traurig. Selbst über Platz zwei hätte ich mich nicht gefreut."

Und der AlphaTauri-Pilot hat alles gegeben. "Ich habe zu Beginn des Stint so hart gepusht, um die Lücke aufzumachen und den anderen Jungs hinter mir keinen Windschatten zu geben", erzählt er. "Die letzten fünf Runden waren so schwierig. Ich wäre zehnmal fast abgeflogen, weil ich so hart gepusht habe und meine Reifen hinüber waren. Ich wollte den Sieg so sehr."

Gasly ist damit auch der erste französische Grand-Prix-Sieger seit Olivier Panis 1996 in Monaco. "Ich habe immer gesagt, dass wir das ändern müssen, weil es so lange her ist", meint er. "Ich habe aber nie erwartet, dass uns das mit AlphaTauri gelingen würde." Aber jetzt ist das Märchen tatsächlich wahr.