• 02.04.2014 17:13

  • von Dominik Sharaf

Frijns: Cockpit kostet sechs Millionen Euro plus Klinken putzen

Der Caterham-Testpilot über den steinigen und teuren Weg zum Motorsport-Profi - Er rechnet damit, dass in der Königsklasse jeder Dritte draufzahlt

(Motorsport-Total.com) - Geld regiert die Welt - ganz besonders die des Motorsport. Junge Talente, die sich ihren Weg durch die internationalen Nachwuchsklassen bahnen, sind in dieser Hinsicht leidgeprüft. Im Kartsport heißt es Hoffen auf die Familie und Klinkenputzen beim lokalen Mittelstand, spätestens in den höheren Formelklassen müssen die großen Deals an Land gezogen werden, um den Traum von der Formel 1 zu finanzieren. Einer, der in der Debatte nie ein Blatt vor den Mund genommen hat, ist Robin Frijns.

Titel-Bild zur News: Robin Frijns

Caterham-Testpilot Robin Frijns weiß, dass die Formel 1 ein teurer Spaß ist Zoom

Der Niederländer galt lange als eines der größten Talente der Szene und ist als Testfahrer bei Caterham untergekommen. "Ich habe das Glück, ein Team zu haben, das nicht nur am schnellen Geld interessiert ist, sondern mich als Rennfahrer aufbauen will", sagt Frijns der Onlineausgabe der 'Süddeutschen Zeitung'. Er betont, dass das unter den 22 Stammpiloten keine Selbstverständlichkeit ist: "Ich schätze, gut ein Drittel bringt seinem Team mehr ein, als das Team für den Fahrer ausgeben muss." Im Fachjargon heißt das: Paydriver.

Die gibt es nicht nur in der Beletage. Frijns beschreibt, dass für einen Drive im Kartsport schon mehr nötig ist als eine prominente Vita - etwa 30.000 bis 50.000 Euro pro Saison, wird der 22-Jährige konkret. Bestandteil des Bewerbungsgespräches ist auch immer eben dieses Geld, das man mitbringen kann. Mit dem sportlichen Aufstieg werden nicht nur die Motoren größer und die Aerodynamik raffinierter, sondern auch die Mitgift höher. "Das geht rauf bis zu fast zwei Millionen Euro für eine Saison in der GP2", weiß Frijns.

Der heimliche Weg in die Versenkung

Nachdem er 2010 Meister der Formel BMW wurde und 2012 die Renault-World-Series (WSbR) für sich entschied, kam der Mann aus Maastricht bei Hilmer Motorsport im direkten Formel-1-Unterbau unter, musste aber in der laufenden Saison 2013 sein Cockpit wieder räumen - er behauptete damals via 'Twitter', das Geld sei der Grund gewesen. "Als Fahrer musst du bis zu sechs Millionen Euro investieren, bevor du in der Formel 1 bist", so Frijns. "Vorausgesetzt du bist gut und bleibst nur ein, zwei Jahre in jeder Nachwuchs-Klasse."

Sonst wird es teurer. Durchzuhalten vermag nur, wer das nötige Kleingeld mitbringt. Eine Anspielung auf Marussia-Pilot Max Chilton kann sich Frijns nicht verkneifen: "Viele Rennfahrer kommen aus gut situierten Familien, da ist der Vater zum Beispiel Vorstandsvorsitzender in einem großen Unternehmen." Schwieriger ist es laut dem Caterham-Testfahrer, das Geld größtenteils selbst aufzubringen: "Ich habe mein Preisgeld immer gleich wieder investiert. Aber du musst auch Klinken putzen gehen und Sponsoren werben."

"Ich schätze, gut ein Drittel bringt seinem Team mehr ein, als das Team für den Fahrer ausgeben muss." Robin Frijns

So wird plötzlich neben dem Drehen am Volant auch das Auftreten auf gesellschaftlichem Parkett zur Kernqualifikation. "Wobei es irgendwann nicht mehr darum geht, den Mittelständler in deinem Ort um Geld zu bitten, der dich und deine Familie kennt und gerne unterstützt", merkt Frijns an. Schließlich sind die Gönner der Formel-1-Zahlemänner Großbanken und Weltkonzerne, wenn nicht sogar Regierungen - wie im Falle Pastor Maldonado. Niemand bekommt mit, wie viele Talente im Laufe der Jahre versumpfen. "Vor allem deren Eltern sollten sich der Risiken bewusst sein", warnt Frijns.