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  • 28.01.2002 21:50

  • von Fabian Hust

Frentzen und Verstappen kämpfen um Arrows-Cockpit

Management und Team bestätigen, dass sich momentan Frentzen und Verstappen einen Zweikampf um das Arrows-Cockpit liefern

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Bankrott des Prost-Teams und der bei Minardi als wahrscheinlich gehandelten Verpflichtung von Mark Webber als zweiten Fahrer neben Alex Yoong ist die Luft für Heinz-Harald Frentzen und Jos Verstappen dünner geworden. Einer der beiden Piloten wird in der kommenden Saison wohl ohne ein Cockpit dastehen.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Kann Frentzen den "Cockpitkampf" gegen Jos Verstappen gewinnen?

"Wir befinden uns immer noch in Gesprächen mit Arrows, unser Hauptziel ist es schon seit ziemlich langer Zeit gewesen, einen Deal mit Arrows abzuschließen", so Frentzen-Manager Monte Field gegenüber der Nachrichtenagentur 'Reuters'. Das spricht natürlich dafür, dass Frentzen das Kapitel Prost doch schon länger als gedacht abgehakt hat. "Wir hoffen jetzt einfach, dass alles in die richtige Richtung geht."

Danach sieht es im Moment wohl aus, denn Teamchef Tom Walkinshaw brennt darauf, den Mönchengladbacher zu verpflichten, ansonsten würde er mit Jos Verstappen nicht das beinahe schon übliche "linke Spielchen" spielen. In der letzten Pressemitteilung des Teams, die die Vertragsverlängerung mit Enrique Bernoldi verkündete, verlor das Team kein einziges Wort über Jos Verstappen, obwohl man ihn eigentlich schon im Sommer für 2002 bestätigt hatte. "Die vollständige Fahrerpaarung für die Saison 2002 wird in naher Zukunft bekannt gegeben", hieß es am 11. Januar in jener Mitteilung lapidar.

Dass Frentzen schon einen Vertrag unterschrieben hat, gilt mittlerweile als ausgeschlossen, momentan dürfte sich wohl alles um das liebe Geld drehen, muss Tom Walkinshaw doch Jos Verstappen frei kaufen, die notwendige Summe möchte der Schotte vom Frentzen-Gehalt abziehen, wogegen sich Frentzen und sein Management natürlich wehren.

"Enrique ist bestätigt, wir warten jetzt nur noch auf den zweiten Fahrer", so eine Arrows-Sprecherin am Montag gegenüber 'Ananova', die ebenfalls Gespräche mit Frentzen bestätigte. Das neue Auto wird Ende der Woche fertig sein, doch das ist für das Team kein Grund, vorschnell eine Entscheidung zu treffen: "Das setzt uns zwar etwas unter Druck, aber Tom Walkinshaw hat sich keine Deadline gesetzt. Er wird es uns dann verraten, wenn er so weit ist. Unsere einzige Deadline ist der 28. Februar" ? dann nämlich müssen alle Fahrer für die kommende Saison bei der FIA gemeldet sein.

Für Verstappen wäre ein Rauswurf bei Arrows eine weitere Härteprobe in der Karriere. Der Holländer gehört zu jenen Fahrern, die als schnell gelten, denen aber bisher nie der Durchbruch gelang. Der Holländer schaffte es nie, bei einem Team richtig Fuß zu fassen. Der heute 29-Jährige debütierte 1994 im Benetton-Team, wo er von Michael Schumacher vorgeführt wurde ? es war aber seine erste Saison, Schumacher war die klare Nummer 1 im Team und zwei dritte Plätze ließen aufhorchen. Ein Jahr später saß Jos Verstappen im Simtek, wo er fünf Rennen bestritt aber zählbare Ergebnisse ausblieben.

In der Saison danach folgte erneut ein Teamwechsel ? dieses Mal zu Arrows. Dort war ein sechster Platz in Buenos Aires das Saisonhighlight. In der Saison 1996 ? wie sollte es auch anders sein ? wechselte Verstappen erneut das Team und startete in seiner vierten Formel-1-Saison bereits für das vierte Formel-1-Team: Tyrrell. Doch das Auto war nicht konkurrenzfähig und zahlreiche technische Defekte kosteten wertvolle Zielankünfte.

Die Formel-1-Karriere des Montforders schien zu Ende zu sein, doch Jackie Stewart ersetze während der laufenden Saison 1998 den glücklosen Jan Magnussen durch den Holländer und so kam dieser für Stewart-Ford immerhin zu neun Renneinsätzen. Doch lediglich drei Zielankünfte ? zwei 12. und ein 13. Platz ? waren nicht das Gelbe vom Ei. Erneut gelang Jos Verstappen nicht der Durchbruch.

Nach Jahren der glücklosen Team-wechsel-dich-Spiele dockte Verstappen 1999 bei Honda an. Dort bereitete man sich auf den Einstieg als Werksteam vor und Verstappen hatte guten Grund, sich Hoffnungen machen zu dürfen, dass er der Mann ist, der für Honda an den Start gehen kann. Doch das Glück war erneut nicht auf der Seite zweifachen Familienvaters. Projektleiter Harvey Poslethwaite verstarb unerwartet und Honda entschied sich, kein eigenes Team einzusetzen sondern lieber als Werkspartner von BAR in die Formel 1 zurückzukehren.

Doch seine große Erfahrung von sechs verschiedenen Formel-1-Teams in sechs Jahren Formel 1 und seine immer wieder aufblitzende Grundschnelligkeit bewegten Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw dazu, den "fliegenden Holländer" zurück ins Team zu holen. In seinem ersten Jahr konnte Verstappen allerdings nur beim Regenrennen von Kanada glänzen, als es ihm in Montreal gelang, mit einigen Top-Stars Katz' und Maus zu spielen und vom 13. bis auf den 5. Platz nach vorne zu fahren. Gegen Teamkollege Pedro de la Rosa, der seine zweite Formel-1-Saison bestritt, sah Verstappen aber zu oft alt aus.

In der vergangenen Saison fuhr Jos Verstappen ebenfalls bei Arrows und somit war es nach acht Jahren Formel 1 das erste Mal, dass er zwei Saisons in Folge bei ein und demselben Team fahren konnte. Allerdings wackelte der Platz von Verstappen lange Zeit, Freund Michael Schumacher sprang Ende letzten Jahres sogar für Verstappen ein und versuchte vorsichtshalber, ihm bei Ferrari einen Platz als Testfahrer freizuhalten. Teamkollege Pedro de la Rosa wurde kurz vor dem Saisonstart völlig überraschend vor die Türe gesetzt. Ein ähnliches Schicksal droht ein Jahr später nun Ex-Teamgefährte Verstappen.

Der Holländer besitzt zwar einen Vertrag für 2002, doch Teamchef Tom Walkinshaw hat schon oft genug gezeigt, dass bei ihm Verträge häufig nicht das Papier wert sind, auf denen sie stehen. Mit 7:10 konnte Formel-1-Neuling Enrique Bernoldi das Qualifying-Duell für sich entscheiden und auch wenn Verstappen in den Rennen immer wieder auf sich aufmerksam machte und hier stärker als Bernoldi wirkte, so wird es Verstappen sein, der das Team verlassen muss, wenn sich Walkinshaw mit Frentzen einig wird.

Jos Verstappen hat über die Jahre hinweg bewiesen, dass er zwar kein absoluter Top-Fahrer ist, aber mit Sicherheit zu jenen Fahrern gehört, die es verdient haben, in der Formel 1 zu sein. Sein Durchhaltevermögen, sich nach Jahren der Teamwechsel weiterhin motivieren zu können, darf bewundert werden. Und sollte Jos Verstappen tatsächlich Arrows verlassen müssen, so wäre Minardi die letzte Hoffnung des Familienvaters, wo Teamchef Paul Stoddart großes Interesse angemeldet hat, sollte Frentzen nicht zu ihm kommen. Für Verstappen wäre das "business as usual" und der achte Teamwechsel in seinem neunten Formel-1-Jahr...