Frentzen: "Ein Loch in den Auspuff bohren"

Heinz-Harald Frentzen wünscht sich vernünftigeren Umgang mit Entwicklungsgeld in der Formel 1 und hat seine ganz eigenen Verbesserungsvorschläge

(Motorsport-Total.com) - Was würden Sie machen, wenn Sie einen Tag lang Bernie Ecclestone sein könnten? Ex-Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen würde "zehn Liter mehr Benzin in den Tank reintun. Dann würde es hinhauen, dass sie das ganze Rennen voll fahren können. Und ein Loch in den Auspuff bohren." So würde die Formel 1 wieder spannender werden, sagt der Mönchengladbacher auf 'ServusTV'.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen ist nur mäßig begeistert von der neuen Formel 1 Zoom

Man könne nicht das ganze Entwicklungsgeld in einen Frontflügel oder eine Nase stecken, das sei Verschwendung. Sondern man müsse "das Geld in die Hand nehmen und in nachhaltige Technik investieren". Grundsätzlich begrüßt der Deutsche die Regeländerungen und hat auch für den leiseren Motorensound eine Lösung parat: "Diese Turbolader, die jetzt eingesetzt werden, sind leiser, aber da muss man die Mikrofone der Fernsehsender einfach näher ans Auto bringen."

Es müsse das Ziel der Königsklasse sein, Technik für die Automobilindustrie zu entwickeln, so Frentzen. "Und das Geld muss auch in Benzinverbrauch investiert werden, damit dieser vermindert wird." Die bisherigen Saisonrennen haben Frentzen, der selbst von 1994 bis 2003 in der Formel 1 aktiv war, nicht überzeugt: "Es ist schon so, dass die Formel 1 in ihrem momentanen Stadium nicht sehr viel Werbung für sich macht."

Wendlinger und Stuck stimmen Frentzen zu

Auch Ex-Rennfahrer Karl Wendlinger stimmt ihm in diesem Punkt zu. Er kritisiert das rigorose Spritsparen. Das Schlimmste sei jedoch die fehlende Emotion: "Die Emotion ist für mich im Motorsport sehr wichtig. Emotion heißt für mich: Der Kampf auf Biegen und Brechen um die letzten Hundertstelsekunden pro Runde und um Platzierungen, und das hat man in Malaysia nicht gesehen."

Und auch Hans-Joachim Stuck ist mit den ehemaligen Rennfahrern einer Meinung. Die Formel 1 müsse wieder transparenter werden, denn sonst würden die Fans schnell das Interesse verlieren: "Umwelt ist ein sehr wichtiges Thema. Aber das kann man auch anders lösen." Das Reglement solle einfacher gemacht werden, meint "Strietzel" Stuck: "Für den Zuseher muss man es durchsichtiger machen. Das macht ja keinen Spaß mehr. Die Leute schauen nicht mehr zu. Es geht mir auch schon so. Malaysia war ein richtig fades Rennen."

"Die Emotion ist für mich im Motorsport sehr wichtig." Karl Wendlinger

Und auch Frentzen glaubt, dass die meisten Leute gar nicht verstehen, "welche Technik in den Autos drin ist. Und das ist das Problem, das von den Medien nicht rübergebracht wird." Er bemerkt auch, dass die Fahrer durch das neue Reglement unterfordert sind: "Wenn man sich die Funksprüche anhört, man solle mehr auf Sprit achten, und die Antwort der Piloten kommt dann so schön relaxt, als würden sie gar nicht ins Schwitzen kommen - es ist wirklich einfacher jetzt."

Frentzen: Die Geschichte wiederholt sich

Der Vizeweltmeister von 1997 betont aber auch die Leistung der Teams: "Man muss sich vor Augen halten, was die Formel 1 innerhalb kürzester Zeit geschafft hat, das Motorenprogramm mit Hybrid komplett zu ändern. Alle Leute haben gesagt, dass das unmöglich ist." Die Königsklasse sei eben auch immer schon ein sehr technischer Sport gewesen.

Damit entgegnet er dem Vorwurf von Wendlinger, der behauptet, dass man es mit dem Spritsparen übertreibt: "Damals sind Alain Prost und Ayrton Senna auch in der letzten Runde mit Benzinmangel ausgefallen. Diese Geschichten hatten wir alle schon einmal."