• 31.03.2004 09:50

  • von Fabian Hust

Frentzen: "Die Formel 1 ist ein introvertierter Haufen"

DTM-Pilot Frentzen bereut seinen Wechsel in den Tourenwagensport bisher nicht und stimmt negative Töne über die Formel 1 an

(Motorsport-Total.com) - Am 18. April startet die DTM auf dem Hockenheimring in ihre neue Saison. Mit Sicherheit werden einige Formel-1-Fans mehr einschalten als in den letzten Jahren. Mit Heinz-Harald Frentzen hat die Serie nach Jean Alesi ein weiteres prominentes Zugpferd aus der Formel 1 erhalten. Vor 10.000 Fans präsentierte sich am Dienstag die DTM rund um die Alster in Hamburg den Fans. Die jetzt viertürigen Autos wurden demonstriert, die Fahrer nahmen ein Bad in der Menge. Zudem gab es einen Boxenstopp-Wettbewerb auf dem Rathausplatz, Start-Demonstrationen auf der Lombards-Brücke und einem Korso auf der Binnenalster.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen freut sich über die Nähe zu den Fans in der DTM

Fan-Nähe gilt in der Königsklasse als Fremdwort. In der DTM ist das Gegenteil der Fall und der ehemalige Formel-1-Pilot Heinz-Harald Frentzen gerät ins Schwärmen: "Ich bin wirklich begeistert, sowohl als Teilnehmer als auch als Fan. Das hier ist eine riesige Veranstaltung, das bin ich aus der Formel 1 nicht gewohnt. Es sind hier so viele Leute da und alles ist für den Fan hautnah aufgebaut. Das ist schon toll!"#w1#

Auch wenn der Unterschied zur Formel 1 natürlich gewaltig ist, hat sich Heinz-Harald Frentzen schnell an sein neues Arbeitsgefährt und seine neue Umgebung gewöhnt: "Nach fünf Runden bei den Tests in Estoril hatte ich den Eindruck, nie etwas anderes gefahren zu sein", so der Mönchengladbacher gegenüber dem 'Tagesspiegel'. "Jetzt habe ich nicht mehr 800 PS unter der Haube, sondern etwa 480. Das Auto ist viel schwerer, ich sitze nah an der Hinterachse, und bei den Tests teilen sich zwei Fahrer bei uns einen Opel. Es geht richtig familiär zu."

Am Anfang, so gibt der 36-Jährige zu, sei er schon skeptisch gewesen, ob ihm die DTM Spaß machen würde, ist doch alles nach der Formel 1 seiner Meinung nach nur noch ein Abstieg. Doch weil die DTM-Boliden nicht bis oben mit Elektronik voll gestopft sind, kann "HHF" behaupten, dass er jede Menge Spaß hat: "Es wird mal wieder Zeit", meint der Deutsche im Hinblick auf seinen letzten Sieg am 12. September 1999. Doch auf eine Prognose will sich Frentzen dann doch lieber nicht einlassen.

Als "nicht gerecht" empfindet es Frentzen, dass in der Formel 1 nur über die Sieger geredet wird: "Ich bin unter Wert geschlagen worden", klagt Frentzen, dem ein Angebot von Jordan für 2004 vorlag, das er aber dankend ablehnte, weil er nicht schon wieder Aufbauarbeit betreiben und keine Chance auf Siege haben wollte. Eine Entschädigung für sieglose Zeiten gibt es in der Formel 1 dennoch, wie er zugibt: "In der Formel 1 wird man manchmal auch sehr gut dafür bezahlt, wenn man nur Punkte für das Team einfährt."

Auch wenn Frentzen gerne in der Formel 1 fuhr, die "moderne Formel 1" hat seiner Meinung nach Kritik verdient: "Ich würde die kleinen Teams viel mehr unterstützen und auch die Tests stark reduzieren. Es wird einfach zu viel Geld ausgegeben. Motorsport ist für die Allgemeinheit da. Die Formel 1 hat sich über die Jahre anders entwickelt. Sie ist ein introvertierter Haufen. Das ist die Philosophie von Bernie Ecclestone."