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  • 01.12.2016 13:44

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Formel-1-Technik: Bald Rennen als Virtual Reality erleben?

360-Grad-Kameras, neue Mercedes-Bremsen sowie Experiente von Ferrari und McLaren: Abu Dhabi offenbarte viele interessante Tests als Vorbereitung auf 2017

(Motorsport-Total.com) - Dass die Teams zum Formel-1-Saisonfinale nach Abu Dhabi ohne neue Teile für ihre beinahe schon museumsreifen Boliden anreisten hieß nicht, dass es an den Autos keine Innovationen zu bestaunen gegeben hätte. Während die Ingenieure im Rennen das Ziel hatten, mit weitgehend verschlissenen Komponenten über die Distanz zu kommen, wurde in den Freien Trainings für die Regelnovelle im kommenden Winter experimentiert. Die Details dazu zeigen wir in unserer Technik-Fotostrecke.

Es kam den Teams gelegen, dass die erste Session am Freitag bei Tageslicht stattfand und ohnehin wenig Aufschluss für die Rennvorbereitung versprach. Ergo erprobten sie Neuerungen für 2017, die sich vor dem Hintergrund des Testverbotes sonst vor Februar nicht mehr auf Strecke hätten bringen lassen. Auch ohne neue Teile vor Ort und am Auto galt es mit diversen Sensoren Vergleichswerte zu schaffen, die für die Auswertung von Simulations- und Windkanaldaten herangezogen werden.

Denn die zentralen Komponenten für die 2017er-Boliden sind seit Monaten fertig entworfen und wandern langsam aber sicher in die Produktion - wie etwa der Antriebsstrang, das Monocoque, das Getriebe und das grundlegende Fahrzeug-Design. Interessant wird es, wenn es jetzt um die aerodynamischen Details geht. Zum Beispiel um die Frontpartie von der Nase bis zum Cockpit: Den Bereich dürfen die Teams länger gestalten, was Möglichkeiten für neue Luftleitbleche schafft.

Solche Entscheidungen lassen sich schnell treffen und umsetzen, häufig wird bis zuletzt gefeilt. Dann bleibt allerdings keine Zeit zum Testen mehr und es braucht zuverlässige Vergleichsdaten für Simulationen in der Welt der Bits and Bytes. Jede falsche Entscheidung kann einen Rückschlag für das gesamte Design bedeuten. oder es kann bedeuten, dass Fehler von 2016 nicht beseitigt werden.

Die Hauptbaustellen der Topteams: Mercedes hatte die Saison über Probleme mit den Bremsen. Mit den 28 Millimeter dicken Scheiben gab es zu viel Hitzeentwicklung und Verschleiß. 2017 werden sie auf 32 Millimeter wachsen, mit schwereren Autos und mehr Abtrieb wird sich das Problem aber nicht in Luft auflösen. Um in das Arbeitsfenster von 400 bis 900 Grad Celsius zu gelangen, wollen die Silberpfeile aufgrund des erhöhten Luftwiderstandes aber nicht zu große Bremsschächte einsetzen. Ferrari nimmt sich der Temperaturprobleme der Hinterräder an und McLaren seiner eigenwilligen Vorderachse, die 2017 zum Bumerang werden könnte. Eine 360-Grad-Kamera und der Halo-Kopfschutz sind weitere Topthemen.