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  • 27.06.2012 16:42

Formel-1-Schmiergeld: Achteinhalb Jahre für Gribkowsky

Urteil im Prozess um die Schmiergeldzahlungen beim Verkauf der Formel-1-Anteile: Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky muss achteinhalb Jahre lang hinter Gitter

(Motorsport-Total.com/SID) - Im Prozess um die Schmiergeldzahlungen in der Formel 1 hat das Landgericht München I das ehemalige Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank (BayernLB), Gerhard Gribkowsky, am Mittwoch zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Damit gerät auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone unter Druck, dem das Gericht Bestechung vorwarf. Eine Anklage gegen den Briten ist nun möglich.

Titel-Bild zur News: Gerhard Gribkowsky (ACHTUNG: Nicht an Kunden ausliefern, Nutzungsrechte nur für MST!)

Keine Überraschung: Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky muss ins Gefängnis

Gribkowsky habe beim Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB von Ecclestone 44 Millionen Dollar Schmiergeld kassiert und nicht versteuert, urteilte das Gericht. Der ehemalige Spitzenbanker wurde deshalb wegen Bestechlichkeit in Tateinheit mit Untreue und Tatmehrheit der Steuerhinterziehung verurteilt. Ecclestone sei "die treibende Kraft" gewesen und habe "den Angeklagten ins Verbrechen geführt", hieß es in der Urteilsbegründung.

Gribkowsky hatte im Strafprozess nach monatelangem Schweigen ein Geständnis abgelegt und die Vorwürfe weitgehend als zutreffend bezeichnet. Der Vorsitzende Richter hatte ihm im Falle eines umfassenden Geständnisses einen Strafrahmen zwischen sieben Jahren und zehn Monaten und neun Jahren Freiheitsstrafe in Aussicht gestellt. Auf das Geständnis von Gribkowsky hatte Ecclestone gelassen reagiert. "Ich hatte erwartet, dass er das sagen würde. So bekommt er vielleicht nur sieben anstatt 14 Jahre. Der arme Junge sitzt seit 18 Monaten im Gefängnis, er würde alles sagen, um sich zu retten", so der mächtigste Mann des Motorsports gegenüber englischen Medien.

Ecclestone hatte selbst im November 2011 als Zeuge ausgesagt und die Zahlung an Gribkowsky bestätigt. Der 81 Jahre alte Brite hatte erklärt, dass er sich von Gribkowsky unter Druck gesetzt gefühlt und eine Anzeige bei den britischen Steuerbehörden befürchtet habe. Diese hätte ihn Milliarden kosten können. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen den Formel-1-Boss. Derzeit ist aber noch keine Entscheidung über eine Anklage gefallen. Ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft sagte, bis dahin sei es noch ein "weiter Weg".

Für Ecclestone könnte sich das Urteil als folgenschwer erweisen. Der Daimler-Konzern, mit 60 Prozent am Formel-1-Rennstall Mercedes beteiligt, hat bereits eine vollständige Aufklärung der Vorgänge verlangt. Wie es in den Richtlinien der Daimler AG lautet, dulde man "keine unmoralischen oder korrupten Praktiken durch Mitarbeiter oder seitens der Geschäftspartner". Damit wackelt auch das Concorde-Agreement, das die wirtschaftlichen Interessen der Königsklasse des Automobilsports regelt.