• 24.02.2005 11:12

Formel 1 im wilden Osten

Schon Breschnew wollte eine Formel-1-Strecke bauen, Talente Russinow und Wassiljew warten auf den Sprung in die Formel 1

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Strecken sind in Planung, die Fahrer stehen bereit: Michael Schumacher und Co. droht Konkurrenz aus Russland. Im wilden Osten sollen endlich die kühnen Träume von der Formel 1 umgesetzt werden, die schon Ende der 60er Jahre der oberste Sozialist Leonid Breschnew begründete. Damals verhinderte der Tod des mächtigen Generalsekretärs der Partei KPdSU, der schnelle Autos über alles liebte, die Umsetzung. Jetzt ist der Weg frei für eine neue Ära.

Titel-Bild zur News: Trulli und Alonso mit dem R23B in Moskau

Bishe durfte Moskau nur Formel-1-Luft schnuppern

"Wir haben die russische Fahne im internationalen Rennsport aufgezogen. Es ist uns gelungen, den Misserfolgs-Komplex abzulegen und Sicherheit zu gewinnen", sagt Alexej Wassiljew der Agentur 'Ria-Nowosti'. Der 32-Jährige und sein Kollege Nikolai Formenko siegten mit ihrem Porsche 969 RSR bei Meisterschaftsrennen des Motorsport-Weltverbandes FIA. Der 23-jährige Roman Russinow gewann sogar das 1.000-Kilometer-Rennen 'Le Mans Endurance' und hofft auf ein Cockpit in der Formel 1.#w1#

Die Chancen stehen gut, zumal der russische Geschäftsmann Alexander Shnaider gerade das Jordan-Team gekauft hat. Andere milliardenschwere Finanzbarone aus dem wilden Osten warten nur auf ihre Chance auf den Einstieg in die Königsklasse und wollen den Bau einer Formel-1-Strecke finanzieren.

Der neueste Plan sieht den Bau eines Kurses an der ukrainisch-russischen Grenze vor. Im 700 Kilometer von Moskau entfernten Belgorod soll demnächst eine große internationale Konferenz stattfinden, zu der neben Unternehmern auch die Präsidenten von Ferrari und Fiat sowie Motorsport-Experten erwartet werden.

Es ist nicht der erste Versuch. In Moskau schien bereits alles für Formel-1-Rennen ab 2004 unter Dach und Fach zu sein, dann jedoch konnten sich Bürgermeister Juri Luschkow und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nicht einigen. Der Name "Monaco des Nordens" stand für die Rennstrecke im Südosten Moskaus bereits fest, die Kosten inklusive Hotels, Supermärkten und Restaurants sollten 600 Millionen Dollar betragen.

Auch der Plan für eine Piste im Norden der russsischen Hauptstadt bei Dimitrow liegt noch in der Schublade. Ein Gebiet von 400 Hektar wurde bereits ausgewählt, für die mit zwei Milliarden Dollar veranschlagten Kosten fanden sich bisher aber nicht genügend Geldgeber.

Weitere Pläne hatte eine Liechtensteiner Firma, die im früheren Königsberg ein Autodrom für 300.000 Zuschauer mit dem Namen 'Goldene Krone' bauen wollte. In Jaroslawl zäunte ein Geldgeber eine Fläche für eine Rennstrecke ein und verschwand. Ein mit 120 Millionen Dollar von einem russischen Geschäftsmann unterstütztes Projekt in Tula scheiterte ebenso wie der Versuch des russischen Milliardärs Boris Beresowski in Tschechow bei Moskau.

Früher oder später werden jedoch trotz der russischen Luftschloss-Mentalität die Motoren im wilden Osten dröhnen. Ecclestone: "Wir werden bald ein Formel-1-Rennen im Russland haben. Das ist ein sehr interessanter Markt."