• 09.05.2006 12:24

Formel 1 anno 2006: Gut geregelt?

Neue Motoren, neue Reifenregel, neues Qualifying: Laut Meinung mehrerer Betroffener haben sich die Regeländerungen für 2006 bisher bewährt

(Motorsport-Total.com) - Neue Motoren, neue Reifenregel, neues Qualifying - der Start in die Formel-1-Saison 2006 stand für Fahrer und Teams ganz im Zeichen einschneidender Reglementsänderungen. Um die Sicherheit in der Königsklasse weiter zu erhöhen, wird mit leistungsschwächeren V8-Motoren gefahren und Reifenwechsel sind auch während des Rennens wieder erlaubt. Im Großen und Ganzen, so die Meinung der Betroffenen, haben sich die Neuerungen bewährt.

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Zum Vergrößern anklicken: So hat die FIA die Regeln für die Saison 2006 geändert

Nico Rosberg erwartete von den neuen Regeln von Anfang an keine großen Veränderungen: "Die Fahrer, die vorher schnell waren, werden auch jetzt wieder schnell sein", sagte der Williams-Pilot vor seinem Debüt in der Königsklasse. "Ich glaube auch nicht, dass die Formel 1 insgesamt langsamer werden wird."#w1#

Weichere Reifen gleichen Leistungsmanko aus

In der Tat: Die schnellste Rennrunde, die der Neuling beim Saisonauftakt in Bahrain auf den Asphalt zauberte, war zwar noch eine Sekunde langsamer als die Bestzeit des Vorjahres. Doch schon beim zweiten Rennen in Malaysia wurde die bestehende Bestmarke klar unterboten. Der Grund liegt auf der Hand: Die neuen V8-Motoren haben zwar rund 200 PS weniger Leistung als die alten V10-Triebwerke, doch in dieser Saison sind wieder Reifenwechsel erlaubt, und die weicheren Reifen, die in den Kurven mehr Grip bieten, gleichen diesen Leistungsverlust wieder aus.

"Die Motoren machen gar nicht so viel aus, vielmehr haben die neuen Reifen unseren Fahrstil verändert." Mark Webber

"Die Motoren machen gar nicht so viel aus, vielmehr haben die neuen Reifen unseren Fahrstil verändert." sagt Mark Webber, Rosbergs Teamkollege. Wegen der schwächeren Motoren kommen die Piloten mit etwas weniger Geschwindigkeit vor der Kurve an und müssen deshalb auch nicht mehr so stark bremsen, sondern rollen eher in die Kurve. Dadurch liegt das Auto stabiler und ist am Kurvenausgang schneller als im vergangenen Jahr. Diesen Schwung nehmen sie auf die Gerade mit und versuchen damit die fehlende Leistung wettzumachen. Einige Piloten meinten, die Umstellung mache es schwieriger, die Autos zu fahren, doch für Rosberg war das nie ein Problem: "Am Limit zu fahren", sagt er, "ist immer schwierig."

Die Sicherheit hat Vorfahrt in der Formel 1, auch unter den neuen Regeln: Obwohl die Rundenzeiten im Vergleich zur Saison 2005 kaum gesunken sind, erfüllt die neue Motorenformel auch unter Sicherheitsaspekten die in sie gesetzten Erwartungen. Damit ist die Rechnung der FIA aufgegangen; die erzielten Höchstgeschwindigkeiten sind nämlich deutlich geringer als bisher, und für die Sicherheit ist erwiesenermaßen nicht die Rundenzeit wichtig, sondern die Geschwindigkeit auf den Geraden. Sicherheitstechnisch, so die Experten, machen 20 Stundenkilometer weniger bei einem Unfall schon eine ganze Menge aus. Eines darf man nicht vergessen: Ohne die neue Motorenregel wären die Autos in dieser Saison nicht nur in etwa gleich schnell wie im Vorjahr, sondern - durch die neuen Reifen - sogar noch wesentlich schneller.

FIA hat die Geschwindigkeiten genau im Auge

"Was in der Königsklasse des Motorsports gilt, sollte man sich auch im Alltagsverkehr immer wieder in Erinnerung rufen." Christoph Lauterwasser

"Die FIA achtet sehr streng auf Rundenzeiten und Höchstgeschwindigkeiten, da die Sicherheit der Fahrer auf den Rennstrecken nur gewährleistet werden kann, wenn die Autos mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind", sagt Christoph Lauterwasser vom 'Allianz Zentrum für Technik'. Viele Reglementsänderungen, etwa bei den Flügeln oder den Motoren, zielten auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung ab. Nur so könne die Sicherheit von Fahrern und Zuschauern auf Dauer gewährleistet werden. Der 'AZT'-Experte: "Was in der Königsklasse des Motorsports gilt, sollte man sich auch im Alltagsverkehr immer wieder in Erinnerung rufen: Strecke und Geschwindigkeit müssen einfach zusammenpassen." Auf die Attraktivität der Formel 1 für die Fans haben die neuen Motoren keinen Einfluss. Im Gegenteil: Die Rennen sind - vor allem wegen der Reifenwechsel und der damit verbundenen strategischen Möglichkeiten für die Teams - wieder interessanter und abwechslungsreicher als im Vorjahr.

Von den neuen Regeln hat eigentlich nur das geänderte Qualifikationssystem noch nicht alle Hoffnungen erfüllt. Nach den Lobeshymnen beim Saisonauftakt in Bahrain, wo fast über die gesamte Dauer verbissen um die besten Startplätze gekämpft wurde, hagelte es schon in Malaysia Kritik von allen Seiten. Zwar stellt kaum jemand das neue Ausscheidungsverfahren grundsätzlich in Frage, doch vor allem für das letzte und entscheidende Drittel im Kampf um die Pole Position sahen Fahrer und Teams nach den Erfahrungen von Sepang noch Verbesserungsmöglichkeiten. Webber will aber auch das nicht überbewerten: "Natürlich ist das Qualifying wichtig", so der Australier, "aber das Wichtigste ist immer noch das Rennen."