• 19.06.2006 13:02

Formel-1-Abenteuer für Audi zu riskant

Nach historischem Le-Mans-Sieg: Formel 1 zu weit weg von Straßen-Technologie - dafür Michael Schumacher für Audi in der DTM?

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Audi noch den historischen Diesel-Sieg von Le Mans feierte, wurde der Ruf nach einem Formel-1-Einstieg der Ingolstädter wieder laut. Doch Sportchef Wolfgang Ullrich versetzte den leisen Hoffnungen einen Dämpfer. "Die Formel 1 ist zu weit weg von der Straßen-Technologie und hat kaum etwas mit dem zu tun, was in die Serie einfließt", sagte Ullrich in einem Gespräch mit dem 'Sport-Informations-Dienst' (sid).

Titel-Bild zur News: Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich sieht keine Formel-1-Zukunft für Audi

Dabei wäre die "Königsklasse" die letzte große Herausforderung für Audi. BMW ist seit dieser Saison mit eigenem Team am Start, und Mercedes hält 40 Prozent am McLaren-Rennstall. Für Ullrich ist das Abenteuer aber zu riskant. "Erstmal müsste man ein Budget auf die Beine stellen, und das wäre viel zu hoch. Die Formel 1 ist für uns einfach zu teuer", meinte Ullrich.#w1#

Ullrich schließt Formel-1-Engagement aus

Hartnäckige Gerüchte, nach denen es ein gemeinsames Projekt mit dem Wolfsburger Mutterkonzern unter dem Namen VW-Audi geben könnte, weist Ullrich zurück. Er sei seit 1993 Audi-Sportchef, und in dieser Zeit sei kein Jahr vergangen, in dem Audi nicht mit der Formel 1 in Verbindung gebracht wurde. "Aber mal ganz ehrlich: Wir haben es nie vorgehabt, das entbehrt jeder Grundlage", sagte Ullrich dem 'sid'.

Sechs Erfolge in sieben Jahren - beim Langstreckenklassiker an der Sarthe hat Audi jetzt eigentlich alles erreicht. Der erste Sieg mit einem Diesel-Fahrzeug (R10 TDI) am Sonntag könnte der krönende Abschluss der Sportwagen-Ära sein. Auf der zweiten Spielwiese, der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM), haben die Ingolstädter ebenfalls schon Titel gewonnen.

Doch Audi will auch in Zukunft auf die Sport- und Tourenwagen setzen. Zur DTM hat sich der Autokonzern erst vor wenigen Monaten deutlich bekannt und die werksseitige Teilnahme bis einschließlich 2008 verlängert. Schätzungen zufolge investieren die Ingolstädter weit mehr als 100 Millionen Euro in diese beiden Projekte, damit käme man in der Formel 1 nicht über die Runden. Branchen-Primus Toyota steckt pro Saison angeblich 350 Millionen Euro in seinen Rennstall. Dieses Geld könne man besser anlegen, meint Ullrich: "Formel 1 ist Marken-Marketing, Le Mans und die DTM sind jedoch Produktmarketing."

Ullrichs Vision: DTM-Karriere für Michael Schumacher

Außerdem wehe durch Stars wie Mika Häkkinen und Heinz-Harald Frentzen ein Hauch von Formel 1 durch die DTM. Und was bisher als "Ente" durch den Blätterwald geisterte, könnte laut Ullrich schon bald Wirklichkeit werden: ein Gastspiel von Michael Schumacher im Zeichen der vier Ringe. "Ich schließe einen Wechsel von ihm nicht aus", sagte Ullrich und heizte entsprechende Spekulationen wieder an.

Auch die Finanzierung wäre offenbar kein Problem. Mit einem Augenzwinkern fügte der Audi-Sportchef hinzu: "Das könnte dann ja der Tuning-Millionär machen." Der Tuning-Millionär - das ist der langjährige Audi-DTM-Partner Hans-Jürgen Abt, der Chef von 'Abt Sportsline' in Kempten/Allgäu.

Er könne sich Schumacher in der DTM durchaus vorstellen, sagt Ullrich: "Warum sollte er nicht zwei Jahre noch einen Tourenwagen fahren?" Häkkinen hätte das ja vorgemacht, "und es hat geklappt". Der Audi-Sportchef weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, dass es sich beim Thema Schumacher lediglich um eine Vision handele und diesbezüglich "absolut keine Gespräche stattgefunden haben".