• 21.08.2018 14:51

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Force-India-Rettung: Russischer Bieter geht rechtlich vor

Ein Bergbauunternehmen, das dem Vater eines Force-India-Testfahrers gehört, erhebt Vorwürfe gegen den Insolvenzverwalter - Wackelt Stroll-Übernahme noch?

(Motorsport-Total.com) - Es zeichnet sich ein Streit um die Übernahme des Force-India-Teams durch ein Konsortium um den Modemogul Lawrence Stroll ab. Der russische Uralkali-Konzern, der ebenfalls an dem Rennstall interessiert gewesen ist, wirft dem Insolvenzverwalter FRP Advisory nun vor, bei dem Verkauf nicht nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben, als die eigene Offerte ausgeschlagen wurde.

Titel-Bild zur News: Esteban Ocon

Bei Force India sind die stürmischen Zeiten wohl längst nicht ausgestanden Zoom

Brisant: Hinter dem Bergbauunternehmen steckt Dimitri Mazepin, der Vater des Force-India-Testfahrers Nikita Mazepin. Der Multimilliardär besitzt 19,9 Prozent der Aktienanteile und kontrolliert de facto die Geschäfte. Dass wohl nicht seinem Sohn, sondern Lance Stroll - dem Filius von Lawrence - ein Force India für die Formel-1-Saison 2019 gehören wird, kann ihm nicht schmecken.

Entsprechend liest sich eine am Dienstag lancierte Pressemeldung, in der Uralkali FRP mehrfach angreift. Erster Vorwurf: Die verantwortlichen Anwälte Paul Rowley und Jason Baker hätten es abgelehnt, Gebote nur in versiegelten Umschlägen anzunehmen und im Beisein der Bieter zu öffnen, um den Prozess fair und transparent zu gestalten sowie das objektiv beste Angebot zu ermitteln.

Zweiter Vorwurf: Die Insolvenzverwalter hätten zu wenig Zeit eingeräumt, um eine am 3. August eingereichte Offerte über a) eine Fortführung des Unternehmens oder b) eine Übernahme der Geschäftsanteile Vijay Mallyas, Subrata Roys und der Mol-Familie nachzuschärfen. Stattdessen sei es nötig gewesen, nach "weniger als einem Werktag" detaillierte Pläne für Lösung zwei vorzulegen.

Dieser Weg hat aber den Haken, dass ohne die (sehr unwahrscheinliche) Zustimmung aller anderen Formel-1-Teams die Beteiligung Force Indias an den Preisgeldtöpfen gestrichen wird. Durch den Inhaberwechsel würde das Team vor neuerlichen finanziellen Problemen stehen. Es geht dabei um 52,4 Millionen Pfund Sterling, umgerechnet mehr als 58 Millionen Euro im Jahr in zehn Tranchen.

Nikita Mazepin

Nikita Mazepin ist Testfahrer und Sohn des Uralkali-Mitbesitzers Dimitri Mazepin Zoom

Dazu soll Uralkali aufgefordert worden sein, sich innerhalb von zwei Wochen mit einem Konsortium aus 13 indischen Banken zu einigen, bei denen Force India in der Kreide steht. Trotz "größter Mühen" seien die Fristen "nicht einzuhalten gewesen", heißt es. Man vermutet wohl Schikane.

Dennoch ist das Unternehmen überzeugt, kurzfristig ein "sehr attraktives Übernahmeangebot" vorgelegt zu haben. Angeblich beinhaltete es eine komplette Auszahlung aller Gläubiger und eine Begleichung von Forderungen, die zum Zeitpunkt der Insolvenz nicht abzusehen gewesen waren. Der Rettungsplan sei weder einem Gericht vorgelegt worden noch sei FRP an Uralkali herangetreten.

"Uralkali geht davon aus, dass die Insolvenzverwalter mit ihrem Vorgehen weder zum Wohle von Force Indias Gläubigern und seiner weiteren Teilhaber noch dem Sport im Allgemeinen gehandelt haben", so die Pressemitteilung. Gegenüber 'Motorsport-Total.com' erklärt Geschäftsführer Paul Osling, die Angelegenheit nicht ad acta gelegt zu haben. Man wolle juristisch gegen FRP vorgehen, hätte Anwälte darauf angesetzt und mit der FIA sowie mit Liberty Media Kontakt aufgenommen.


Fotostrecke: Legendäre Formel-1-Teams a. D.

Unseren Informationen zufolge soll FRP von einer Fortführung des Unternehmens deshalb abgesehen haben, weil unter den 13 indischen Banken kein Konsens über den Umgang mit Mallyas Schulden erreicht wurde. Allerdings könnte auch Strolls Konsortium seinen Einstieg unter der Prämisse vorbereitet haben, dass die Beteiligung an den Preisgeldtöpfen nicht in Gefahr gerät.

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