• 29.03.2010 17:13

  • von Stefan Ziegler

Force India: Der Grundstein wird im Freien Training gelegt

Schon am Freitag leisten die Teams der Formel 1 die nötigen Vorarbeiten, um am Rennsonntag ein gutes Ergebnis einzufahren - Testfahrer wieder gefragt?

(Motorsport-Total.com) - Seitdem die Formel 1 auf Testfahrten während der Rennsaison verzichtet, haben die beiden Freien Trainings am Freitag eines Wochenendes wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Wer daraus schließt, dass die Rennställe mehr Runden drehen als bisher, liegt aber falsch. Im Vordergrund der Bemühungen steht allerdings noch immer die Vorbereitung auf den Grand Prix am Rennsonntag.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Testfahrer Paul di Resta durfte eine Trainingssitzung für Force India bestreiten

Was dabei genau vonstatten geht, erläutert Chefingenieur Dominic Harlow von Force India: "In den beiden Freien Trainings am Freitag legen wir die Grundlage für das Wochenende", so der Brite. "Dabei können wir die Arbeit auswerten, die wir vorbereitend für das Rennen unternommen haben. Es geht darum, Feineinstellungen vorzunehmen, sodass wir rechtzeitig zur Qualifikation bereit sind."#w1#

"Da die Testfahrten dramatisch reduziert worden sind, ist die Streckenzeit am Freitag etwas im Wert gestiegen", meint Harlow, schließlich müssen die Teams eventuelle Neuentwicklungen nun direkt vor Ort ausprobieren. Zunächst wird aber in jedem Fall ein kurzer Systemtest durchgeführt. Harlow: "Nachdem die Autos zusammengebaut wurden, drehen wir erst einmal eine Installationsrunde."


Fotos: Force India, Großer Preis von Australien


"Dabei überprüfen wir im Prinzip, ob alles funktioniert. Üblicherweise wartet man danach erst einmal ab, bis sich die Strecke etwas verbessert hat", schildert der Chefingenieur von Force India die Herangehensweise seines Teams. "Anschließend drehen wir ein paar Runden, um unseren Standort zu bestimmen. Ausgehend davon nehmen wir schließlich einige Korrekturen vor", sagt Harlow.

Setuparbeit und Reifenvergleiche am Freitag

Wie die meisten anderen Rennställe, so hat sich auch Force India bereits intensiv mit dem jeweiligen Kurs auseinander gesetzt, noch bevor die Piloten am Freitag das erste Mal auf die Strecke gehen - dementsprechend liegt in den meisten Fällen bereits ein Basissetup vor, das die Fahrer im 1. Freien Training lediglich an die örtlichen Gegebenheiten und an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen.

"Wir haben im 2. Freien Training beide Pneumischungen zur Verfügung und müssen beide auswerten." Dominic Harlow

In den zweiten 90 Trainingsminuten eines Rennwochenendes widmet sich Force India vollkommen den Reifen von Lieferant Bridgestone: "Wir haben im 2. Freien Training beide Pneumischungen zur Verfügung und müssen beide auswerten", erklärt Harlow. "Das bietet sich an, weil diese Session in etwa zu der Tageszeit stattfindet, in denen auch Qualifikation und Rennen über die Bühne gehen."

Nach insgesamt 180 Minuten kommt der Trainingsbetrieb vor einem Grand Prix erst einmal zum Erliegen, denn dann sind die Ingenieure gefragt, welche die gesammelten Daten nun genau unter die Lupe nehmen. Das 3. Freie Training, die letzte Probemöglichkeit vor dem abschließenden Zeittraining am Samstag, dient schließlich hauptsächlich zur Vorbereitung auf die eine schnelle Runde.

Das 3. Freie Training als Generalprobe

"In dieser einen Stunde kannst du dir anschauen, wie das Auto auf neuen Reifen funktioniert. Uns geht es dabei um die Leistung des Fahrzeugs bei wenig Sprit", gibt Harlow in Bezug auf das 3. Freie Training zu Protokoll - anschließend stürzen sich Vitantonio Liuzzi und Adrian Sutil in die Qualifikation und versuchen, ihren VJM03-Boliden möglichst weit vorne in der Startaufstellung zu platzieren.

Paul di Resta

Paul di Resta konnte im Albert Park von Melbourne Formel-1-Erfahrung sammeln Zoom

Test- und Ersatzpilot Paul di Resta ist zu diesem Zeitpunkt schon wieder Zuschauer, doch seit Australien spielt der schottische Rennfahrer auch eine aktive Rolle am Rennwochenende: Di Resta darf am Freitag eine Trainingseinheit für Force India bestreiten, wobei die Stammfahrer Liuzzi und Sutil im Wechsel pausieren müssen. Dies ist freilich eine Folge des strikten Formel-1-Testverbots.

"Das ist natürlich eine schwierige Situation für unseren Test- und Ersatzfahrer", sagt Harlow. "Im Prinzip dürfen wir während der Saison ja gar nicht mehr testen. Sollte er wirklich einmal einspringen müssen, so würde ihm schlichtweg die Erfahrung fehlen. Um ihm etwas Streckenzeit zu verschaffen, kommt also nur das Rennwochenende in Frage", hält der Force-India-Chefingenieur fest.

Testpilot di Resta bekommt etwas Fahrpraxis

Gesagt, getan - am Rennfreitag von Melbourne saß di Resta im Auto von Sutil und machte sich mit dem VJM03 und dem Albert Park vertraut. Der Youngster hat seine Sache gut gemacht, wie Harlow bestätigt: "Paul hat einen ordentlichen Job gemacht und seine Aufgaben erfüllt. Dass er das Bahrain-Rennen als Beobachter verfolgt hat, kam ihm hier in Australien sicherlich zugute", so der Brite.

"Das 1. Freie Training beeinträchtigt dein Programm diesbezüglich am wenigsten." Dominic Harlow

"Er hat sein Programm prima abgespult. Er ist gut gefahren und hatte eine produktive Session", meint Harlow und fügt im Hinblick auf den jeweils pausierenden Stammfahrer hinzu: "Das 1. Freie Training beeinträchtigt dein Programm diesbezüglich am wenigsten. Der Nachteil ist sehr gering, würde ich sagen. Wir bereiten uns ja schließlich ausgiebig auf ein Rennen vor", meint der Chefingenieur.

Di Resta selbst hatte viel Spaß bei seinem Auftritt in Australien: "Es war vieles neu für mich - unter anderem natürlich die Strecke. Für mich war das alles unheimlich wertvoll, denn ich konnte viele Kilometer abspulen. Das Team konnte seine Freitagsarbeit indes wie gewohnt absolvieren. Ich habe vieles gelernt. Hoffentlich können wir daran anknüpfen, wenn wir in Malaysia wieder im Auto sitzen."