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  • 27.07.2014 19:29

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Force India crasht sich ins Abseits: Hülkenberg sagt "Sorry"

Beim Rennen in Ungarn machte Force India eigentlich nur mit Unfällen auf sich aufmerksam - inklusive der Höchststrafe: Die teaminterne Kollision

(Motorsport-Total.com) - Das letzte Rennen vor der Sommerpause endete für Force India mit einem Knall, eigentlich sogar mit zwei. Das ist aber aus Force-India-Sicht leider nicht einem guten Ergebnis geschuldet, sondern zwei Unfällen, die Nico Hülkenberg und Sergio Perez aus dem Rennen nahmen. In Hülkenbergs Fall war es sogar das "Worst-Case-Szenario", denn der Emmericher kollidierte mit seinem eigenen Teamkollegen - und kam zum ersten Mal in dieser Saison nicht in die Punkte.

"Es ist sehr unerfreulich und enttäuschend", sagt der Deutsche zerknirscht. "Wir haben gekämpft, und ich war nah an Checo dran. Ich habe versucht, ihn auf der Innenseite der letzten Kurve zu überholen. In der Runde zuvor hatte er eine offene und weite Linie, daher dachte ich, dass ich dort attackieren könnte. Aber in der nächsten Runde hat er sich dazu entschieden, eine andere Linie zu fahren."

"Es gab dann keinen Platz mehr für mich. Als ich mich zum Manöver entschlossen hatte, konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ich habe sein Auto berührt, meinen Frontflügel verloren und bin geradeaus in die Bande gefahren", beschreibt er den Zwischenfall aus seiner Sicht. Die Schuldfrage nimmt er auf seine eigene Kappe: "Es war mein Fehler und ich habe mich beim Team entschuldigt. Ich denke, das Potenzial war groß, von daher ist es noch schmerzhafter und frustrierend."

Kein Klärungsbedarf mit Perez

Doch Klärungsbedarf mit seinem Teamkollegen scheint Hülkenberg im Anschluss an das Rennen nicht gehabt zu haben. "Wir haben nicht miteinander gesprochen. Ich war glücklich, dass er keinen Schaden davongetragen hat, von daher gibt es ja nicht viel zu reden. Das ist Racing", so der Emmericher dazu, für den heute eine Menge möglich war: "Irgendwas zwischen fünf und acht wäre sicherlich drin gewesen."

Nur kurze Zeit nach Hülkenberg verabschiedete sich auch Teamkollege Perez aus dem Rennen. Auf der Start- und Zielgeraden knallte er in die Boxenmauer, nachdem er zu weit auf den Randstein gekommen war. "Die Bedingungen auf der Strecke waren extrem schwierig. In jeder Runde hat sich die Strecke verbessert, und man versucht natürlich immer das Limit der Strecke auszuloten", versucht er den Fehler zu erklären.

Sergio Perez

Sergio Perez hinterließ sichtbare Spuren in der Boxenmauer Zoom

"Leider habe ich ein wenig zu sehr Gas gegeben, und als das Heck des Autos auf dem Randstein gesprungen ist, habe ich es verloren." Es folgte ein haarsträubender Unfall mit anschließender Safety-Car-Phase. Doch die wichtigste Nachricht: Der Mexikaner blieb unverletzt. "Glücklicherweise ist alles in Ordnung bei mir. Ich denke, es sah schlimmer aus, als es war. Der Aufprall war hart, aber ich bin mit der Front eingeschlagen."

Mallya zeigt Verständnis

"Für uns war es ein sehr schwieriges Wochenende, aber ich denke, dass viele Punkte möglich gewesen wären. Es ist schade, dass wir nicht das Maximum rausholen konnten. Es tut mir leid für das Team", so Perez abschließend. Auch Teamchef Vijay Mallya hadert mit der verpassten Chance: "Es ist enttäuschend, mit Nichts aus diesem Wochenende heimzukehren, besonders da sich das Rennen gut für uns entwickelt hat", erklärt der Inder. "Checo und Nico waren auf dem Weg in die Punkte, aber es war nicht unser Tag."

Natürlich ist auch Mallya enttäuscht vom heutigen Tag, doch Hülkenberg glaubt nicht, dass sein Teamchef nach den Ereignissen besonderen Groll hegt: "Ich glaube, er versteht, wie Motorsport funktioniert und dass man manchmal auch schlechte Tage hat. Wir haben zehn Wochenenden immer das Maximum herausgeholt und einen guten Job gemacht. Dann gibt es auch mal Tage, an denen es nicht so läuft, und wo man einfach ein paar Fehler macht."

Nico Hülkenberg

Hülkenberg erlebte heute nicht den allerbesten Tag an seinem Arbeitsplatz Zoom

"Ich glaube, da ist er realistisch genug und versteht das. Natürlich ärgert ihn das auch, aber das gehört zum Racing dazu. Ich habe nicht das Rennfahren verlernt, ich bin nur irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden", ergänzt er. In der Tat zeigt Teamchef Mallya Verständnis: "So ist Motorsport manchmal. Aber ein negatives Resultat muss nicht von unserer großartigen ersten Saisonhälfte ablenken, weil es das erste Rennen der Saison war, bei dem wir keine Punkte geholt haben", betont er. "Trotz der verpassten Möglichkeiten bleiben wir Fünfter in der Meisterschaft."

"Großartige Show"

Unabhängig vom Ergebnis für sein eigenes Team fand der Teamchef das Rennen aber großartig: "Für die Formel 1 war es ein fantastisches Rennen, das den Fans Rad-an-Rad-Duelle und eine großartige Show gebracht hat", lobt er. Auch Hülkenberg hatte viel Spaß auf der Strecke, wie er erzählt: "Wenn solche Bedingungen sind, dann ist immer ordentlich was los. Es ist Bewegung drin, es wir überholt und an allen Ecken und Enden gekämpft."

"Wenn man auf Slicks geht, und es teilweise nass ist, dann ist das eine Herausforderung für die Fahrer", so der Deutsche weiter. "Das Trockene kennt jeder, da kann man berechnen, was passiert. Es sind die unberechenbaren Bedingungen, bei denen man glänzen kann. Man kann auch Scheiße bauen, die Optionen gehen in alle Richtungen. Aber es ist auf jeden Fall interessanter."