• 11.06.2002 15:54

Fiat-Geschäftsführer Paolo Cantarella zurückgetreten

Die italienische Börse hat am Dienstag positiv auf den Rücktritt von Fiat-Geschäftsführer Paolo Cantarella reagiert

(Motorsport-Total.com/dpa) - Die italienische Börse hat am Dienstag positiv auf den Rücktritt von Fiat-Geschäftsführer Paolo Cantarella reagiert. Bei Börsenöffnung legte die Aktie um mehr als 3,8 Prozent zu, Tendenz steigend. "Die Aufgabe Cantarellas ist ein Zeichen für den Markt", sagte ein Experte.

Titel-Bild zur News: Fiat

Beim krisengeschüttelten Fiat-Konzern gibt es einen Führungswechsel

"Die Kündigung zwingt das Fiat-Management, Entscheidungen zu treffen. Und in einer so schwierigen Phase für die Gruppe ist es gut, Entscheidungen zu treffen." Der 57-Jährige war am Montagabend überraschend zurückgetreten.

Cantarella hatte seine Entscheidung, die sofortige Wirkung hat, Fiat-Patriarch Giovanni Agnelli mitgeteilt. Die Aufgabe des Geschäftsführers soll übergangsweise der Präsident des Turiner Unternehmens, Paolo Fresco, übernehmen. "Sein Schritt macht mich sehr traurig, denn mit Cantarella sind einige der schönsten Momente unseres Unternehmens in den vergangenen zehn Jahren verbunden", sagte Agnelli. Fresco lobte die "Stärke und Aufrichtigkeit" Cantarellas, der seit 25 Jahren in der Turiner Gruppe gearbeitet hatte.

Er habe in dieser schwierigen Zeit für das hoch verschuldete Unternehmen ein Zeichen setzen wollen, begründete Cantarella seine Entscheidung. "Der Wendepunkt in der Fiat-Krise", kommentierten italienische Zeitungen. Gewerkschaftsführer bezeichneten den Schritt als "schwerwiegend und unerwartet".

Die Schuldenlast des Unternehmens beträgt derzeit rund 6,6 Milliarden Euro. Bereits in der vergangenen Woche hatten italienische Medien spekuliert, Cantarella könnte im Rahmen von Umstrukturierungen zur Rettung des Unternehmens entlassen werden.

Der Führungswechsel könnte auch Auswirkungen auf Ferrari haben. Die italienische Sportwagenschmiede befindet sich zu 90 Prozent im Besitz von Mutterkonzern Fiat. Durch die angespannte wirtschaftliche Lage bei Fiat wird ein Börsengang der "Tochter" zurzeit ernsthaft in Erwägung gezogen. Die Aufsichtsräte von Fiat und Ferrari haben jüngst Pläne für einen Börsengang Ende des Jahres verabschiedet