FIA versus EU – die zweite Runde ist eingeläutet
EU-Kommissar David Byrne hat auf den Mosley-Brief reagiert ? der "Streit" um das Zigarettenwerbeverbot geht in Runde zwei
(Motorsport-Total.com) - In einem offenen Brief warf FIA-Präsident Max Mosley EU-Kommissar David Byrne Mitte Dezember vor, sich nicht an die gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) getroffene Abmachung bezüglich eines Tabakwerbeverbots zu halten. Die FIA droht nun, sich mit der Formel 1 komplett aus der Europäischen Union zurückzuziehen, falls das Zigarettenwerbeverbot wie von der EU geplant schon am 31. Juli 2005 statt wie bisher geplant am 1. Oktober 2006 in Kraft treten werde.

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Max Mosley ist über das Verhalten der EU durchweg empört
"Der Wechsel des Datums war grundlos und verantwortungslos", schrieb Mosley in seinem Brief an Byrne. "Das Datum 2006 wurde von allen EU-Institutionen akzeptiert. Es gab deshalb keinen Grund, es zu ändern." Der Brite wirft in seinem Schreiben der Kommission ferner vor, "nicht zu verstehen, was auf dem Spiel steht" und spricht von einem "ziemlich außergewöhnlichen Versäumnis, die Konsequenzen vorauszuahnen."
Die Formel 1 droht damit, das freiwillige Tabakwerbeverbot ? das man ebenfalls an das Datum 2006 angelehnt hatte ? nun fallen zu lassen oder sich komplett aus Europa zurückzuziehen. Im Concorde Agreement in der Formel 1 ist Tabakwerbung bis Ende 2006 gegenüber den Teams schriftlich garantiert, so dass die FIA Ferrari und Co. ohne deren Zustimmung nicht verbieten kann, auf Tabakwerbung zu verzichten. Ein Team soll bereits angekündigt haben, gegen die FIA rechtliche Schritte einzuleiten, wenn nun schon vor Ende 2006 das Bewerben von Tabakprodukten verboten sein sollte.
Die FIA wirft der EU vor, dank ihrer "unbeschränkten Ressourcen" die "regulierende Macht" auf eine Probe zu stellen und hierfür öffentliche Gelder zu verwenden. Die FIA, so Mosley, habe freiwillig selbst ein Tabakwerbeverbot in der Formel 1 durchgesetzt ? trotz der Gegenwehr einiger Teams. Statt sich mit der EU zu streiten würde man lieber die knappen Ressourcen in die Verkehrsicherheit investieren.
FIA-Präsident Max Mosley warnte davor, dass in Europa Rennen verloren gehen und ein weltweites Tabakwerbeverbot scheitern könnte, wofür letztendlich David Byrne "vollständig verantwortlich" sei. Die Formel 1 könnte auf das selbst auferlegte Werbeverbot verzichten und auf Länder ausweichen, in denen es keine Verbote gibt. So würde dann Tabakwerbung dennoch EU-weit zu sehen sein ? via Fernsehen. Die Abschaffung des Österreich-Grand-Prixs zu Gunsten neuer Rennen in China und Bahrain ist ein erster Schritt in diese Richtung, weitere Rennen werden folgen.
In dem Brief der FIA heißt es dazu: "Die EU wird nun die Teams dazu zwingen, sich Veranstaltungen außerhalb der EU zu suchen, so dass für den Rest von 2005 und für das Jahr 2006 bestehende Verträge eingehalten werden können, die erst Ende 2006 auslaufen. Diese Veranstaltungen werden unvermeidlich langfristige Verträge sein die ? natürlich ? Tabakwerbung gestatten. Daraus resultiert die Konsequenz, dass Tabakwerbeverträge, die im Moment 2006 auslaufen, bald über dieses Datum hinaus verlängert werden."
In einem 'F1Total.com' vorliegenden Schreiben hat nun Byrne Ende Januar auf die Kritik Mosleys reagiert und zeigt sich darin "enttäuscht" über die Worte des Briten. Man habe, so Byrne "in der Vergangenheit viel Rücksicht auf die Interessen der FIA in diesem Zusammenhang genommen. Ich finde Ihren Brief sowohl inkorrekt und unsportlich, wenn ich das so sagen darf." Er könne die Emotionen der FIA verstehen, wehre sich aber gegen die Inhalte und den Tenor des Mosley-Schreibens.
Im Fall Belgien, wo ein Zigarettenwerbeverbot schon im Juli diesen Jahres in Kraft treten wird, was die FIA mit der Streichung des Rennens bestrafte, sieht Byrne "nicht die erfolgreichste Öffentlichkeitsarbeit" der FIA. In einem neuen Schreiben vom 31. Januar hat nun Mosley Byrne darauf hingewiesen, dass man immer noch keine Erklärung dafür erhalten hat, warum das Zigarettenwerbeverbot vorverlegt worden ist: "Die Gründe hierfür bleiben mysteriös", so der FIA-Präsident.
Mosley schießt zurück: "Sie haben kein Recht zu behaupten, dass den Interessen der FIA besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Es gab nie eine Vorwarnung an die FIA, dass Sie das Datum vorverlegen wollen. Das untergräbt die Fortschritte in Richtung eines weltweiten Verbots. Die Teams haben Verträge und die Tabakwerbung kann nicht vor Ende 2006 abgeschafft werden. In meinem früheren Schreiben habe ich die Konsequenzen für die Formel 1 in der EU während Ende 2005 und im Jahr 2006 erklärt."

