• 16.07.2004 14:33

  • von Marco Helgert

FIA: So soll die Formel 1 künftig aussehen

Die FIA hat erstmals zusammenfassend dargelegt, welche Regeländerungen ab 2005 in der Formel 1 Einzug halten sollen

(Motorsport-Total.com) - Am heutigen Freitag werden die Teams einen ersten Vorschlag bezüglich der Regeländerungen für 2005 der FIA vorlegen. Die FIA ihrerseits veröffentlichte heute eine eigenen, ersten Vorschlag, um die Geschwindigkeit der Autos im nächsten Jahr massiv abzusenken und die Kostenspirale einzubremsen. Sollten sich bis zum 6. September mindestens acht Teams für diesen Regelvorschlag entscheiden, so stünde der Reform nichts mehr im Weg.

Titel-Bild zur News: Honda-Motor

Der Motorensektor wird künftig wohl die größten Änderungen erleben

Die Autos sollen gemäß des Vorstoßes der FIA durch drei einschneidende Änderungen kurzfristig eingebremst werden. Der erste Punkt betrifft die Aerodynamik. Die Diffusor soll kleiner werden, der Frontflügel rutscht noch einmal fünf Zentimeter nach oben. Die Heckflügelelemente rücken weiter nach vorne und die aerodynamischen Hilfsflügel vor den Rädern werden immens beschnitten.#w1#

Massive Beschneidung der Aerodynamik

Insgesamt soll der Gesamtabtrieb der Boliden um 25 Prozent sinken, wobei der Luftwiderstand nur um 4 Prozent absinken soll. "Weniger Abtrieb wird die Geschwindigkeiten reduzieren", heißt es in der Erklärung der FIA, "speziell in schnellen Kurven. Auch der Bremsweg wird leicht verlängert. Durch den nur wenig sinkenden Luftwiderstand wird die Endgeschwindigkeit auf den Geraden dagegen nur wenig ansteigen."

Eines der Hauptthemen der letzten Monate war die Reifenfrage. Ein Alleinausrüster wird sich für 2005 nicht durchsetzen lassen. Andere Maßnahmen sollen nun dafür sorgen, dass der Kampf der Reifenfirmen weniger Auswirkungen auf die Leistung der Autos hat. FIA-Präsident Max Mosley favorisierte schon zuvor die Idee, eines langlebigeren Reifens.

Langlebige Reifen - keine Wechsel mehr im Rennen

So soll der ein Pilot auch 2005 die Wahl zwischen zwei verschiedenen Mischungen haben, doch von einer Mischung stehen nur zwei Sätze zur Verfügung - einer für Freitag und Samstag und ein weiterer für das Qualifying und das Rennen. Sollte wegen eines Schadens ein Reifenwechsel im Rennen notwendig werden, so darf der beschädigte Reifen ersetzt werden, aber nur mit einem aus dem ersten Satz. Gleichzeitiges Auftanken ist jedoch nicht erlaubt. Reifenstopps werden damit der Vergangenheit angehören.

"Ein Reifen muss nun 350 statt nur 80 Kilometer halten und wird daher wesentlich weniger Haftung haben", so die Erklärung. "Dies senkt die Kurvengeschwindigkeiten, verlängert die Bremswege und könnte auch für weniger Reifenabrieb auf der Strecke sorgen." Damit könnten auch bei einem fortgeschrittenen Rennen alternative Linien gefahren werden.

Stark limitierte V8-Motoren sollen kommen

Auf dem Motorensektor herrscht zwischen den Herstellern noch die größte Uneinigkeit. Die FIA ist jedoch gewillt, die 2,4-Liter-V8-Triebwerke durchzusetzen, aber nicht ohne Übergangsfrist. So sollen im nächsten Jahr weiter die herkömmlichen V10-Aggregate zum Einsatz kommen, aber zwei Wochenenden überstehen. Die Leistung soll damit nachhaltig gesenkt werden.

Der große Schnitt soll dann 2006 kommen: 2,4 Liter Hubraum, V8 mit 90° Öffnungswinkel der Zylinderbänke, maximal zwei Einlass- und Auslassventile, die nur rund, nicht elliptisch, sein dürfen. Der Zylinderdurchmesser darf 98 Millimeter nicht übersteigen, der Abstand zwischen den Zylindern muss fest bei 106,5 Millimetern liegen. Die Höhe der Drehachse der Kurbelwelle ist festgeschrieben.

Ein Motor soll ab 2006 aber noch weitere Eigenschaften erfüllen: Insgesamt darf er nicht weniger als 95 Kilogramm wiegen, der Schwerpunkt der Motoren ist fest vorgeschrieben. Außerdem sollen folgende Techniken verboten sein: direkte Benzineinspritzung, ein variables Einlasssystem, variable Auspuffsysteme, variable Ventilsteuerungen. Außerdem soll nur je eine Zündkerze, eine Zündspule und ein Einspritzpunkt je Zylinder erlaubt sein. Exotische Materialien sollen ohnehin verboten werden.

"Eine Hubraumreduzierung von 20 Prozent wird die Leistung entsprechend absenken", heißt es in der Erklärung. "Die Einschränkungen beim Design und bei der Wahl der Materialien wird den Anstieg der Leistung verlangsamen und die Auswirkungen des Motors auf die Eigenschaften des Chassis verringern. Da die Zylinder ähnlich groß bleiben werden, können viele Teile weiterverwendet werden, auch die Drehzahlen bleiben auf einem ähnlichen Niveau."

Übergangsfristen gibt es für 2006 und 2007. Kundenteams oder Neueinsteiger, die sich keinen neuen V8-Motor leisten können, dürfen auch weiterhin einen 3-Liter-V10-Motor einsetzen. Die FIA setzt für diese Aggregate jedoch ein Drehzahllimit fest. Der heutige Vorstoß der FIA macht noch einmal deutlich, dass die Sportbehörde gewillt ist, ihre Pläne durchzusetzen. Sollten die Teams jedoch eigene Vorschläge haben, die auch das Einverständnis der FIA erlangen, so können sich durchaus noch weitere Veränderungen ergeben. Bisher ist es nur ein öffentlicher Vorschlag der FIA.