• 17.03.2013 04:57

FIA-PK: "Die Hauptaufgabe wartet am Nachmittag auf uns"

Die Qualifikation ist endlich geschafft, doch Sebastian Vettel, Mark Webber und Lewis Hamilton sind sich einig: Wirklich wichtig ist in Melbourne nur das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel (Red Bull), Mark Webber (Red Bull) und Lewis Hamilton (Mercedes): Das sind die Gesprächsgäste in der ersten FIA-Pressekonferenz des Jahres, die nach einer Entscheidung auf der Strecke einberufen wurde. Nach dem unterbrochenen und auf Sonntag verschobenen Qualifying hatte das Trio auch jede Menge zu erzählen. Lesen Sie hier im Wortlaut, wie sich Vettel, Webber und Hamilton zu ihren Leistungen im Zeittraining zum Großen Preis von Australien in Melbourne äußern.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Mark Webber

Mit "Vettelfinger" in Melbourne: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Mark Webber Zoom

Frage: "Sebastian, Startplatz eins in Melbourne. Das war sicher die beste Art und Weise, in die neue Saison zu starten, nicht wahr?"

Sebastian Vettel: "Ja. Bislang war es offensichtlich ein sehr gutes Wochenende für uns, wie ich sagen muss. Wir kamen aus den Wintertests und wussten nicht, was wir erwarten konnten. Seit Freitag hatten wir aber einen guten Groove."

"Ich hatte ein gutes Gefühl für das Auto und ich denke, das konnten wir in allen Bedingungen bestätigen. Am Samstag war es sicher etwas schwierig. Es war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung, die Qualifikation abzubrechen und am Sonntag fortzusetzen. Die Hauptaufgabe wartet aber an diesem Nachmittag auf uns."

Alles eine Frage des Selbstvertrauens

Frage: "Red Bull scheint alles richtig gemacht zu haben. Zum Schluss hattest du wohl noch eine weitere Runde, die du für den Fall der Fälle hättest nutzen können, richtig?"

Vettel: "Ja. Bei solchen Bedingungen geht es am Ende aber immer noch schneller, weil die Strecke abtrocknet und du mehr Selbstvertrauen sammelst. Da bist du am Kurvenausgang und beim Einlenken einfach mutiger. Du kannst das Risiko dosieren, aber du bist stets auf die Reifen angewiesen. Die Mehrheit hat auf die superweiche Reifenmischung gesetzt."

"Diese Pneus sind gut für eine Runde, doch du kannst regelrecht spüren, wie der Grip nachlässt. Schauen wir also einmal, was am Nachmittag passiert. Im Augenblick haben wir ein perfektes Ergebnis für das Team. Mark ist Zweiter. Das ist eine sehr gute Ausgangslage für das Rennen, doch es wird ein langer Grand Prix. Was das Wetter macht, wissen wir nicht so genau. Wahrscheinlich wird es etwas besser, aber das werden wir sehen."

"Diese Pneus sind gut für eine Runde, doch du kannst regelrecht spüren, wie der Grip nachlässt." Sebastian Vettel

Frage: "Überraschenderweise sind die Temperaturen hier doch recht ähnlich wie beim Wintertest in Barcelona..."

Vettel: "Ja. Das müssen wir herausfinden: Ob es am Nachmittag auch in Bezug auf den Reifenabrieb wie in Barcelona verhält. Das könnte ganz lustig werden. Ich denke, alle werden die Reifen genau im Auge behalten. Bei den Wintertests konnten wir viel trainieren. Die Temperaturen waren ganz unterschiedlich, die Kurse waren ganz unterschiedlich. Das sind die größten Unterschiede. Jetzt scheint es aber etwas kühler zu sein als an den vergangenen Tagen."

Webber platziert sich aussichtsreich

Frage: "Mark, Platz zwei ist deine beste Startposition beim Australien-Grand-Prix. Wie lauten deine Hoffnungen für das Rennen?"

Mark Webber: "Ja. Erst einmal, denke ich, war es eine klasse Leistung des Teams. Die Bedingungen sind sehr, sehr knifflig. Da ist es einfach, Fehler zu machen. Auf Seiten der Fahrer, bei den Abläufen, beim Planen und dergleichen mehr. Wir haben den Samstag überstanden und kamen am Sonntagmorgen nahe an unser Maximum heran."

"Unterm Strich ging es sehr chaotisch zu. Es war schwierig, alles richtig zu planen. Ich denke, alle Fahrer ärgern sich wahrscheinlich etwas darüber, dass sie nicht schon früher auf Trockenreifen gewechselt haben. Eigentlich war nur der dritte Sektor etwas nass. Du wusstest aber nicht, wie die Slicks damit umgehen würden. Der Intermediate war jedenfalls fast schon etwas über seinem Limit. Letztendlich war es ein gutes Qualifying."

"Unterm Strich ging es sehr chaotisch zu." Mark Webber

"Wir haben eine gute Ausgangslage für das Rennen, wie du schon sagst. Fünf Prozent der Arbeit sind getan. Der große Brocken kommt aber erst noch. Ich freue mich auf den Grand Prix. Es ist schon ungewöhnlich, dass wir die Qualifikation hinter uns haben und mit euch reden, obwohl wir uns auf das Rennen vorbereiten sollten. Bereit sind wir allemal dafür. Ich bin bereit. Das Team ist bereit. Ich freue mich darauf."

Ist Vettel in Melbourne schlagbar?

Frage: "Was kannst du gegen den Kerl an deiner Seite (Vettel; Anm. d. Red.) ausrichten?"

Webber: "Nun ja, im Rennen müssen ein paar Entscheidungen bei Reifen und Strategie getroffen werden. Schauen wir einmal, wie die Balance der Autos ist. Ja, es wird wohl ein enges Rennen. Das ist gut möglich. Wenn du aber mit den Reifen nicht im Arbeitsfenster bist oder deine Balance nicht perfekt passt... Die Meisterschaft ist noch sehr jung für uns alle. Wir wissen angesichts dieser Reifen noch nicht, wie sich ein so langes Rennen gestaltet."

"Die ganze Sache könnte auch recht offen sein. In Europa haben wir jedenfalls so viel wie möglich getan. Die Temperaturen sind heute in der Tat so wie in Barcelona, wenn nicht sogar identisch. 13 Grad Celsius oder dergleichen. Ziemlich verblüffend eigentlich, aber so ist es halt. Seb ist immer ein starker Gegner und einer der Fahrer, die gut abschneiden können. Ich bin jedoch zuversichtlich, ein gutes Rennen zu haben."

"Es war schwierig da draußen, doch ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung." Lewis Hamilton

Frage: "Lewis, nach dem Samstagnachmittag muss dieser dritte Platz eine Erleichterung für dich darstellen..."

Lewis Hamilton: "Absolut, absolut. Die Jungs haben fantastische Arbeit geleistet, um uns rechtzeitig auf die Strecke zu schicken. Es war schwierig da draußen, doch ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Diese Jungs (Vettel und Webber; Anm. d. Red.) waren unheimlich schnell, doch ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit. So früh in der Saison so weit vorn zu stehen - ich habe schon am Samstag gesagt, es war gut, es auf Sonntag zu verschieben. Das war es in der Tat."

Hamilton schwärmt von Mercedes

Frage: "Du hast offenbar einen neuen Heckflügel erhalten, weil das Teil beschädigt worden war. Das ging, obwohl die Autos unter Parc-Fermé-Regeln standen?"

Hamilton: "Nun, das geschah ja während der Session, also ja."

Frage: "Du bist als Fahrer in einem für dich neuen Team gleich Dritter geworden. Das muss eine große Befriedigung darstellen..."

Hamilton: "In der Tat. Es ist unglaublich. Das Team hat unglaubliche Arbeit geleistet. Vor allem im Hinblick auf das vergangene Jahr, in dem es zu kämpfen gehabt hat. Ich habe wirklich das Gefühl, wir haben ein Auto, mit dem wir arbeiten können. Es stellt eine gute Ausgangslage dar, auf die wir im Jahresverlauf aufbauen können. Gute Arbeit, Jungs. Weiter so."

"Ich habe wirklich das Gefühl, wir haben ein Auto, mit dem wir arbeiten können." Lewis Hamilton

Frage: "Jenson Button, dein früherer Teamkollege bei McLaren, liegt mehr als zwei Sekunden zurück. Was denkst du darüber? Empfindest du das als Bestätigung für deine Entscheidung?"

Hamilton: "So sehe ich das nicht. Ich denke, unsere Position, das Verhalten des Autos und wie ich mich im Team fühle, bestätigt mir, dass ich eine gute Wahl getroffen habe. Ich schaue nie zurück, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe und ich bereue auch nichts."

Webber: Das hatten wir doch schon mal...

"Keine Ahnung, welche Probleme sie haben. Sie hatten aber im vergangenen Jahr ein klasse Auto. Ich habe daher keine Zweifel, dass sie noch in Fahrt kommen werden. Manchmal, als ich noch dort fuhr, hatten wir recht holprige Saisonstarts, doch das Team ist sehr stark darin, sich wieder zu berappeln."

Frage: "Mark, von allein drei Fahrern hier in der Pressekonferenz machst du den zufriedensten Eindruck. Kannst du beschreiben, inwiefern sich die Vorbereitung auf das Rennen durch die Verschiebung der Qualifikation verändert hat? Wie sehr bringt das die Abläufe durcheinander?"

Webber: "Wir waren nun ja schon ein paar Mal in einer solchen Situation. Nicht sehr oft, aber es war wohl in Suzuka 2004 und erneut in Suzuka 2010. Es gab also bereits ein paar Veranstaltungen mit einer für alle so schrecklichen Situation. Für die Fans, für die Medien, für uns Fahrer, für die Teams. Es gab große Verzögerungen und wir suchten nach einer Auszeit des schlechten Wetters."

"Du musst die Situation halt so nehmen, wie sie ist." Mark Webber

"Am Samstag kam dann noch das nachlassende Tageslicht dazu. Du musst die Situation aber halt so nehmen, wie sie ist. Das war am Samstagnachmittag der Fall. Über Nacht haben wir uns dann neu formiert. Und das ziemlich rasch. Es erfordert aber ein gewisses Maß an Umplanung bei den Abläufen in der Garage und auch bei den Fahrern, weil wir heute einen großen Tag haben."

Die Wintertests lassen grüßen

"Wir sind viel eher an der Strecke als sonst. Eigentlich fühlt es sich wie ein Freitag an. Heute zählt es aber. Am Morgen durften wir kurz auf die Strecke, am Nachmittag sind wir länger unterwegs. Dann kommt es jedoch darauf an. Es ist das Rennen, in dem du alles auf die Reihe kriegen musst. Ich denke, die Erfahrung kommt dir da zugute."

"Die jungen Piloten hatten am Samstag meiner Meinung nach gewisse Probleme damit, sich darauf einzustellen. Es ist aber auch eine schwierige Strecke. Viele wurden eiskalt erwischt. Unterm Strich zählt bei solchen Bedingungen und bei einem solchen Szenario einfach auch deine Erfahrung."

Frage: "In Barcelona haben wir bei ähnlichen Verhältnissen gesehen, dass sich schon nach ein paar Runden Graining an den Reifen eingestellt hat. Was erwartet ihr daher von diesem Rennen? Werdet ihr schon nach fünf, sechs Runden an die Boxen fahren? Wie könnte ein realistisches Szenario aussehen?"

"Melbourne ist nicht Barcelona." Sebastian Vettel

Vettel: "Ich denke, das ist zu diesem Zeitpunkt noch die große Unbekannte. Was wir sagen können, ist: Es ist an diesem Sonntag überraschend kühl. Wahrscheinlich kühler als wir alle das erwartet hatten. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine andere Strecke handelt. In Barcelona hatten wir alle Probleme damit gehabt, die Reifen über mehr als eine Runde am Leben zu erhalten. Melbourne ist aber nicht Barcelona."

"Die Reifen werden hier nicht so sehr strapaziert. Andererseits ist auch dieser Kurs ziemlich knifflig. Wir werden sehen. Am Freitag, als die Temperaturen noch etwas anders waren, schlugen sich die Reifen nicht so schlecht. An diesem Nachmittag könnte aber alles ganz anders aussehen. Keine Ahnung, was realistisch ist. Es könnten ein paar Runden sein, vielleicht aber auch ein paar Runden mehr. Ich denke, wir müssen mit dem auskommen, was wir zur Verfügung haben."

Webber: "Meiner Meinung nach sind die Reifen ein sehr herausforderndes Produkt für uns. Kein Zweifel. Es gibt Phasen, in denen der Reifen nicht stark genug ist, um die Rundenzeiten eines Formel-1-Autos auszuhalten. Das haben wir in Barcelona gesehen. Dort standen die Reifen unter einem unglaublichen Druck. Und wie Seb schon sagte: In Barcelona war es schon nach vier Runden kritisch. Es geht also darum, zu verstehen, wie wir das Meiste aus kurzen und längeren Stints machen können."

"Es überrascht kaum, dass im vergangenen Jahr einige der letzten Rennen, wie beispielsweise Südkorea, bei der Strategie recht konservativ waren. Hier und heute wird es wahrscheinlich anders sein. Wir werden heute mehr dazulernen und unsere Informationen dann an Pirelli weitergeben. Vielleicht können dann auch sie etwas mehr lernen."


Fotos: Großer Preis von Australien


Frage: "Sebastian, zu Beginn der Pressekonferenz gab es Probleme mit der Lautstärke. Könntest du noch einmal über deine Pole-Position reden, bitte? Es hat recht einfach ausgesehen..."

Vettel: "Nun, dann solltest du es beim nächsten Mal machen. Und ich nehme mir dann einen Tag frei. Bei diesen Bedingungen war es ganz sicher nicht einfach. Ich hatte ein überraschendes Gefühl, als ich in Q3 auf die Strecke ging. Der Kurs schien schon recht trocken zu sein. Doch als wir uns auf den Zeitplan eingelassen hatten, gab es kein Zurück mehr."

"Ich hatte zwei gute Versuche. Einer davon auf den Intermediates und einer auf den Trockenreifen. Auf den Slicks fand ich einen guten Rhythmus und das Auto schien gut in Balance zu sein. Ähnlich wie schon am Freitag. Ich war sehr zufrieden damit und machte Druck auf meiner Runde."

"Es ist aber immer schwierig, bei solchen Bedingungen das Limit zu finden. Vor allem natürlich in den schnellen Passagen. In den Kurven elf und zwölf war es noch immer etwas feucht. Es gab nur eine trockene Fahrspur. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Runde. Sobald ich erfahren hatte, dass es ausreichen würde, nahm ich Tempo heraus, um die Reifen zu schonen."