• 13.12.2002 17:52

  • von Fabian Hust

FIA droht mit Formel-1-Rückzug aus der EU

Weil sich die EU im Zusammenhang mit dem Tabakwerbeverbot nicht an Abmachungen hält, beschwert sich nun die FIA per Brief

(Motorsport-Total.com) - Der Weltmotorsportrat der FIA hat am Freitag auf einer Sitzung in Monte Carlo beschlossen, einen Beschwerdebrief an den EU-Kommissar für Gesundheit zu senden. In dem offenen Brief wirft FIA-Präsident Max Mosley Kommissar David Byrne vor, sich nicht an die gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) getroffene Abmachung zu halten, erst zum 1. Oktober 2006 EU-weit ein Tabakwerbeverbot in Kraft zu setzen. Stattdessen beschloss man vor wenigen Tagen, das Verbot auf den 31. Juli 2005 vorzuverlegen.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Präsident Max Mosley findet das Verhalten der EU unverantwortlich

"Der Wechsel des Datums war grundlos und verantwortungslos", heißt es in dem Brief. "Das Datum 2006 wurde von allen EU-Institutionen akzeptiert. Es gab deshalb keinen Grund, es zu ändern." Der Brite wirft in seinem Schreiben der Kommission ferner vor "nicht zu verstehen, was auf dem Spiel steht" und spricht von einem "ziemlich außergewöhnlichen Versäumnis, die Konsequenzen vorauszuahnen."

Die Formel 1 droht damit, das freiwillige Tabakwerbeverbot ? das man ebenfalls an das Datum 2006 angelehnt hatte ? nun fallen zu lassen. Im Concorde Agreement in der Formel 1 ist Tabakwerbung bis Ende 2007 schriftlich garantiert, so dass die FIA den Teams ohne deren Zustimmung nicht verbieten kann, auf Tabakwerbung zu verzichten. Ein Team soll bereits angekündigt haben gegen die FIA rechtliche Schritte einzuleiten, wenn nun schon vor Ende 2006 das Bewerben von Tabakprodukten verboten sein sollte.

Die FIA wirft der EU vor, dank ihrer "unbeschränkten Ressourcen" die "regulierende Macht" auf eine Probe zu stellen und hierfür öffentliche Gelder zu verwenden. Die FIA, so Mosley, habe freiwillig selbst ein Tabakwerbeverbot in der Formel 1 durchgesetzt ? trotz der Gegenwehr einiger Teams. Statt sich mit der EU zu streiten würde man lieber die knappen Ressourcen in die Verkehrsicherheit investieren.

FIA-Präsident Max Mosley warnte davor, dass in Europa Rennen verloren gehen und ein weltweites Tabakwerbeverbot scheitern könnte, wofür letztendlich David Byrne "vollständig verantwortlich" sei. Die Formel 1 könnte auf das selbst auferlegte Werbeverbot verzichten und auf Länder ausweichen, in denen es keine Verbote gibt. So würde dann Tabakwerbung dennoch EU-weit zu sehen sein ? via Fernsehen.

In dem Brief der FIA heißt es dazu: "Die EU wird nun die Teams dazu zwingen, sich Veranstaltungen außerhalb der EU zu suchen, so dass für den Rest von 2005 und für das Jahr 2006 bestehende Verträge eingehalten werden können, die erst Ende 2006 auslaufen. Diese Veranstaltungen werden unvermeidlich langfristige Verträge sein die ? natürlich ? Tabakwerbung gestatten. Daraus resultiert die Konsequenz, dass Tabakwerbeverträge, die im Moment 2006 auslaufen, bald über dieses Datum hinaus verlängert werden."