Ferraris Radabdeckung: Noch eine Grauzone?
Die Formel-1-Insider glauben mittlerweile drei Reglement-Bestimmungen gefunden zu haben, die die Legalität der Ferrari-Lösung in Frage stellen
(Motorsport-Total.com) - Ferraris Radabdeckung, die in einer "verschärfteren" Variante in Istanbul eingesetzt wird, sorgt weiter für Diskussionen. Einige Teaminsider der Konkurrenz sind der Meinung, dass die aufgebrachten Karbonringe an den Felgen illegal sind. Ferrari erklärt, dass diese lediglich dazu dienen, die Kühlung der Bremsen zu optimieren.

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Die Radabdeckung am Ferrari sorgt derzeit für Diskussionen im Fahrerlager
Bisher geisterten zwei Begründungen durch das Fahrerlager, warum die Lösung der Italiener nicht reglementkonform sein könnte. Teile, die Einfluss auf die aerodynamische Wirkung eines Autos haben, dürfen nicht beweglich sein - die Felgenabdeckungen sorgen für weniger Verwirbelung an den Hinterreifen.#w1#
Zweitens: Eine Felge darf nur aus Metall hergestellt sein und nur aus einem einzigen Material bestehen. Zählt man den auf die Felge geklebten Karbonring zur Felge, dann würden diese aus zwei verschiedenen Materialien bestehen.
Nun hat McLaren-Teamchef Ron Dennis noch einen weiteren Grund genannt, warum er die Ferrari-Lösung - die in abgeschwächter Variante auch von Toyota und der Scuderia Toro Rosso eingesetzt wird - zumindest in Frage stellt.
Der Brite bezieht sich dabei auf die Parc Fermé-Regel, die ab dem dritten Qualifying-Durchgang gilt: "Es gibt einen Passus, der besagt, dass es nicht gestattet ist, irgendeinen Aspekt des Autos während (und nach) dem Qualifying zu verändern. Wenn du also Räder tauschst, dann wechselst du ein Element, das bei der Kühlung der Bremsen eine aktive Rolle spielt."
Fakt ist: Die Parc Fermé-Regel gestattet nur kleinere Veränderungen wie die Modifizierung des Luftdrucks der Reifen, die Verstellung des Frontflügels und nach Genehmigung der FIA den Austausch von beschädigten Bauteilen am Auto mit der Ausnahme des Motors. Die Bremskühlung darf nur verändert werden, wenn dies die Rennleitung gestattet, zum Beispiel wenn sich die Witterungsbedingungen stark verändern, wie dies beispielsweise zuletzt in Ungarn der Fall war, als es regnete.
Die FIA hat die Lösung von Ferrari abgenommen, die Italiener standen nach eigener Angabe in ständigem Kontakt mit dem Verband, um sicher zu gehen, dass man nichts Illegales verwendet. Ferrari nutzte eine Lockerung der Regelung bezüglich der Kühlung der Bremsen aus, bewegt sich in einer Grauzone des Reglements. Das wurde zuletzt dem Renault-Team in der "Schwingungstilger-Affäre" zum Verhängnis.
McLaren-Mercedes gilt als jenes Team, das der FIA den entscheidenden Tipp auf den Schwingungstilger gab, sich das Teil aus der Sicht des Aerodynamik-Reglements anzuschauen, doch im Falle von Ferrari wollen die Briten zumindest keinen offiziellen Protest einlegen, wie Dennis versichert. Einen solchen offiziellen Protest hatte es aber auch im "Schwingungstilger-Fall" nie gegeben.
Momentan ist es nach Meinung vieler Experten jedoch eher unwahrscheinlich, dass sich die Formel 1 durch einen weiteren "Skandal" Schaden zufügt, denn im Gegensatz zu den Schwingungstilgern dürfte der Rundenzeitenvorteil marginal sein, und - das dürfte eher der Hauptgrund sein - die Konkurrenz dürfte keine Probleme haben, die Ferrari-Lösung genauso effektiv für das eigene Auto zu kopieren...

