Ferrari sieht sich wieder in der Favoritenrolle

Trotz des schlechten Saisonbeginns keine Spur von Frust bei Ferrari: Ross Brawn und Paolo Martinelli rechnen wieder mit Siegen

(Motorsport-Total.com) - Ferrari liegt derzeit nur an sechster Stelle der Konstrukteurs-WM, während Michael Schumacher in der Fahrerwertung gar nur 14. ist - und dennoch herrscht beim Traditionsrennstall aus Maranello vor dem Heimrennen in sieben Tagen in Imola keinerlei Weltuntergangsstimmung. Im Gegenteil: Ross Brawn, Technischer Direktor des Teams, und Motorenchef Paolo Martinelli strotzen vor Zuversicht.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ferrari ist ab Imola wohl wieder zu den Anwärtern auf einen Sieg zu zählen

"Wir sind dabei, die Probleme, die wir in Bahrain mit dem neuen Wagen hatten, Stück für Stück zu lösen. Dabei haben wir schon gute Resultate erzielt", erklärte Brawn der 'Welt am Sonntag'. Und auch Martinelli trompetete ins selbe Horn: "Nach diesen Tests sind wir sicherlich in einer besseren Position. Zum einen werden in Italien die Asphalttemperaturen niedriger sein als in Bahrain und Malaysia, zum anderen wird der Reifenverschleiß in Imola nicht so hoch sein. Dazu kommen die neuen Erfahrungen, die wir gesammelt haben. Ich erwarte, dass wir wieder sehr konkurrenzfähig sein werden."#w1#

Ferrari steht und fällt mit den Bridgestone-Reifen

Alles wird davon abhängen, wie sich das Kräfteverhältnis im Reifenkrieg seit Bahrain verschoben hat, denn wenn Bridgestone weiterhin so stark wie bei den vergangenen beiden Hitzerennen im Nachteil ist, kann Ferrari auch mit dem besten Chassis/Motor-Paket nichts ausrichten. Die kühleren Temperaturen sollten Schumacher und Barrichello aber entgegenkommen und sie erstmals ernsthaft um einen Grand-Prix-Sieg mitfahren lassen.

Aber: "Es gibt in der Formel 1 keinen Raum für die kleinste Schwäche. Mit 90 Prozent Aufwand gewinnt man keinen Grand Prix", weiß Brawn. "Wenn wir das bis Imola hinkriegen, kann Ferrari wieder Rennen gewinnen. Ich wäre zumindest sehr enttäuscht, wenn wir nicht um den Sieg mitfahren könnten. Die Frage ist, wie sich Renault weiterentwickelt. Wenn die einen wichtigen Schritt nach vorne machen, würde ich die Dinge nicht ganz so optimistisch sehen."

Für den Briten ist Renault übrigens ganz klar das Team der Stunde, während er betonte, dass ihn McLaren-Mercedes und das BMW WilliamsF1 Team bislang enttäuscht haben. Doch obwohl Ferrari in den ersten drei Grands Prix sogar noch schlechter als diese Rennställe war, verteidigte Brawn die Entscheidung, das Debüt des F2005 vorgezogen zu haben: "Es war eine sachliche Entscheidung. Grundlage war wieder das neue Reglement", teilte er mit.

"Sind schon im Juli 2004 in Schwierigkeiten geraten"

"Vor allem durch die neuen Aerodynamikregeln sind wir, was das Getriebe, genauer den Heckbereich des neuen Autos angeht, schon im Juli 2004 in Schwierigkeiten geraten. Um eine bessere Lösung für 2005 zu erreichen, mussten wir in diesem Bereich völlig umdenken und neu konstruieren. Also entschlossen wir uns im August, das Getriebe total neu zu konzipieren. Schon damals war klar, dass sich damit der Einsatz des neuen Autos verzögern würde", gab das Superhirn der Ferrari-Fabrik Gestione Sportiva zu Protokoll.

"Unser Plan war, in den ersten Rennen konstant zu punkten, um dann mit dem neuen Auto ab Barcelona technisch auf der Höhe zu sein, auf der wir in der Saison 2004 waren. Ich muss zugeben, dass uns - egal ob wir mit dem neuen oder alten Auto gestartet wären - die prekäre Reifensituation in Schwierigkeiten gebracht hätte", fuhr Brawn fort.

Und Martinelli ergänzte: "Nach dem zweiten Rennen waren die Defizite größer als erwartet. Wir haben mit dem Einsatz des F2005 auf eine massive Leistungssteigerung bei uns und bei Bridgestone gesetzt. Die trat in Bahrain auch ein. Was dort unseren Plan verhagelte, waren die Probleme mit der Zuverlässigkeit. Aber sollten wir in Imola erfolgreich sein, wird das größtenteils darauf zurückzuführen sein, dass wir das neue Auto vorgezogen haben", so der Italiener.