• 15.03.2014 13:20

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Ferrari: Erwartungen erfüllt, Ansprüche verpasst

Alonso sieht in Platz fünf das Maximum und erhält keine Strafe wegen Blockierens - Räikkönen erkennt in seinem Unfall nicht den Grund für das Q2-Aus

(Motorsport-Total.com) - Ein italienischer Leckerbissen war das Qualifying zum Australien-Grand-Prix am Samstag für die Tifosi nicht. Der Nachgeschmack des Kampfes um die Startplätze ist trotzdem kein bitterer, schließlich hielt zumindest Fernando Alonso als Fünfter den Anschluss an die Spitze. Grund zur Freude über die 1:45.819 Minuten (+1,588 Sekunden) schnelle Runde des Ferrari-Stars im dritten Abschnitt gab es auch deshalb, weil die FIA ein vermeintliches Aufhalten eines Konkurrenten im Nachgang nicht sanktionierte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso glaubt, dass seine Trainingsbestzeit täuschend war Zoom

Weniger erfreulich war die Wasserschlacht in Melbourne für Kimi Räikkönen. Beim Comeback in Rot scheiterte der Finne in Q2 und kam mit einer Runde in 1:44.494 Minuten nicht über Rang zwölf hinaus. Dazu beendete er die Session mit einem am Frontflügel havarierten F14 T, weil er ausgangs Kurve drei die Kontrolle über seinen Boliden verloren hatte und in die Bande eingeschlagen war. "Ich wäre aber ohnehin nicht schneller gewesen, denn ich war zu diesem Zeitpunkt schon vom Gas gegangen", relativiert Räikkönen seinen Unfall, der so noch unnötiger erscheint.

Er habe gewusst, dass er Q3 nicht schaffen würde, meint der Ex-Weltmeister weiter. Dabei hatte sich Räikkönen angesichts des Wetters gute Chancen ausgerechnet: "Schade, denn uns sind seit Freitag Fortschritte gelungen. Wir waren schnell im Nassen und ich hatte ein besseres Gefühl für das Auto." Mit dem Verkehr hatte Räikkönen seine liebe Mühe: "Immer wenn ich auf einer schnellen Runde war, befand sich in einer schnellen Kurve ein Auto vor mir. Das verhinderte, dass ich einen sauberen Umlauf hinbekam", hadert der 34-Jährige.

Böse Überraschung im Renntrimm?

Alonso glaubt, fahrerisch und strategisch das Maximum aus den Gegebenheiten gemacht zu haben. Er ist der Meinung, dass die Wahl zwischen Vollregenreifen und Intermediates keinen großen Unterschied bewirkt hätte, da die Wetterbedingungen in der Schnittmenge der beiden Pneus lagen. Er geht mit seiner Analyse ins Detail: "Selbst der Niederschlag hat bei uns nicht so viel verändert. Auf Position fünf waren wir mehr oder weniger schon das ganze Wochenende", bemerkt der Spanier und nennt seinen ersten Platz im zweiten Freien Training "etwas unrealistisch".

Alonso ist glücklich, die Leistung unter schwierigen Bedingungen bestätigt zu haben - schließlich handelte es sich um die ersten Runden, die er mit dem neuen Auto im Nassen drehte. Er spricht von guter Balance, fordert aber Verbesserungen: "Einmal geht es darum, das Auto auf der Bremse konstanter zu machen. Ob wir nun mit mehr oder weniger Sprit, mit mehr oder weniger Grip fahren, wir müssen das allgemeine Tempo verbessern", so Alonso, der Mercedes der gesamten Konkurrenz einen Schritt voraus sieht: "Bei Traktion und Höchstgeschwindigkeit haben wir Rückstand."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Australien, Samstag


Auch Räikkönen fordert: "Wir müssen uns in allen Bereichen steigern, allen voran beim Setup." Pat Fry erkennt dazu reichlich Gelegenheit, will sich mit der aktuellen Position aber nicht begnügen: "Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden, auch wenn sich der F14 T in der Entwicklungsphase befindet", so der Technikchef, der speziell im Fall Räikkönen in den Faktoren Zuverlässigkeit und Spritverbrauch eine Chance für den Sonntag erkennt - aber auch Gefahren: "Im Renntrimm sind einige Teams schneller als wir, es könnte Überraschungen geben."

"Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden." Technikchef Pat Fry

Viel Potenzial bei Ferrari

Alonso nennt Platz fünf "die halbe Miete, um Punkte zu holen", bleibt auf einen Podiumsplatz angesprochen aber äußerst zurückhaltend. "Es ist möglich", tastet sich der Mann aus Oviedo vor und rechnet damit, dass viele Autos die rund 307 Kilometer Renndistanz nicht vollmachen werden. "Wir dürfen eine Zielankunft nicht als selbstverständlich erachten wie in den vergangenen Jahren. Wenn man da von Platz fünf gestartet ist und eine gute Strategie hatte..." Alonso warnt auch seinen alten Bekannten Lewis Hamilton: "Nicht mal der Kerl auf der Pole-Position kann sich zu 100 Prozent sicher sein."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen kam gesenkten Hauptes zurück in die Ferrari-Box Zoom

Die scheinbar große Lücke zu Mercedes sieht er nicht so kritisch wie den Rückstand, den sich die Scuderia in der Saison 2013 zum damaligen Klassenprimus Red Bull eingehandelt hatte. Alonso polterte damals kräftig. Grund für seine relative Gelassenheit ist das Potenzial, dass im Boliden der neuesten Formel-1-Generation schlummert. "Damals haben wir mit einem Auto begonnen, das zu 95 Prozent entwickelt war", erinnert sich Alonso und nennt es schwierig, einen kleinen Optimierungsbereich zu beackern: "Dieses Jahr ist jeder bei 60 Prozent, da kann sich viel verbessern."