• 15.03.2014 13:07

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Kobayashis Comeback: "Ist doch ganz okay"

Caterham-Pilot Kamui Kobayashi überraschte bei seinem Formel-1-Comeback mit dem Einzug in Q2, will bei seinem neuen Rennstall aber noch viel mehr bewegen

(Motorsport-Total.com) - Es ist eine kleine Sensation, die Kamui Kobayashi da vollbracht hat. Denn er hinterließ bei seinem Formel-1-Comeback nach einjähriger Pause gleich wieder einen starken Eindruck. Und das im Caterham C05, der bis dato nicht gerade ein Muster an Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit war. Doch Kobayashi machte diesem Auto Beine. Und so startet er beim Saisonauftakt von Platz 16.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Alter Bekannter, erstmals in Grün: Kamui Kobayashi stellte den Caterham in Q2 Zoom

"Nach meiner einjährigen Pause ist das doch ganz okay", sagt der japanische Rennfahrer und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Er wird aber sofort wieder ernst: "Wir haben noch viel zu tun. Wir hatten einen schwierigen Start in dieses Wochenende. Dass wir es dennoch in Q2 geschafft haben, ist klasse. Kompliment an die Mechaniker. Sie haben wirklich hart gearbeitet, um uns hierher zu bringen."

In der Tat: Der Auftakt, den Caterham beim Großen Preis von Australien in Melbourne erlebt hat, kann getrost als "holprig" bezeichnet werden. Umso bemerkenswerter ist das Ergebnis, schließlich war das Team am Freitag noch auf überhaupt keinen grünen Zweig gekommen, konnte lediglich eine Handvoll Installationsrunden abspulen. Erst ab Samstagmorgen kam Caterham ins Rollen. Und jetzt Rang 16.

Kobayashi denkt schon an regelmäßige Q2-Ergebnisse

So kann es aus der Sicht von Kobayashi ruhig weitergehen. "Regelmäßig in Q2 zu sein, ist ein gutes Ziel für uns. Das wäre ein schöner Schritt nach vorn", meint er. "Damit sind wir aber trotzdem noch recht weit weg von den Punkten. Wobei mich das reine Ergebnis derzeit ohnehin noch nicht interessiert. Mir geht es darum, das Auto schneller zu machen. Darauf müssen wir uns konzentrieren."

"Wenn wir die Energie haben, um den Einzug in Q2 sicherzustellen, dann sollten wir diese Energie lieber dazu einsetzen, unsere Leistung zu steigern. Da darf man jetzt nicht zu emotional an gewissen Ergebnissen festhalten", sagt der japanische Rennfahrer, der seinem Caterham-Teamkollegen Marcus Ericsson (Startplatz 20 und damit Drittletzter) im Qualifying fast eine Sekunde aufgebrummt hat.

Doch um den Vergleich zum Stallgefährten geht es Kobayashi gar nicht. "Wir müssen nur einfach zusehen, möglichst viele Kilometer abzuspulen", wie er sagt. Und da nimmt sich der 27-Jährige auch selbst in die Pflicht: "Ich fahre noch nicht mit einhundertprozentigem Einsatz. Ich habe einfach noch nicht das totale Vertrauen ins Auto, muss also auch selbst noch ein bisschen an mir arbeiten."

Priorität hat die Zielankunft am Sonntag

"Wir können aber anstreben, an diese einhundert Prozent heranzukommen. Dafür müssen wir sehen, wie wir unsere Prioritäten verteilen. Denn was wir hier am Start haben, ist sicher kein perfektes Auto. Wir Fahrer müssen dem Team diesbezüglich die Richtung aufzeigen. Dann werden sich die Resultate allmählich einstellen. Und ich würde sagen: Bisher läuft es ganz gut. Wir brauchen aber Zeit und mehr Erfahrung."


Fotos: Caterham, Großer Preis von Australien


Also eigentlich genau das Gegenteil von dem, was das bisherige Wochenende für Caterham auf der Strecke bereitgehalten hat. Deshalb ist Kobayashi erpicht darauf, den C05 am Sonntag (den Großen Preis von Australien im Formel 1 Live-Ticker verfolgen!) unbedingt ins Ziel zu bringen. "Nur das ist wichtig", betont er. "Und ganz nebenbei wollen wir feststellen, woran es dem Auto noch fehlt."

"Im Augenblick haben wir wirklich gar keine Ahnung, wo wir stehen. Daher fällt es auch schwer, das Potenzial des Autos einzuschätzen. Doch genau deshalb sind wir hergekommen: Wir brauchen die Kilometer. Dabei darf man aber nicht vergessen: Wir haben nur begrenzt Testtage zur Verfügung und auch die Ressourcen sind limitiert. Da stoßen wir also an ein gewisses Limit", erklärt Kobayashi.

Steht Caterham wirklich erst bei 20 Prozent?

"Deshalb braucht es eine gute Entwicklungsrichtung. Im Augenblick sieht es da ganz gut aus. Ich denke aber, wir können überall noch zulegen", meint der japanische Rennfahrer und fügt hinzu: "Wenn wir mal bei 98 Prozent stehen und uns nur noch um zwei Prozent steigern müssen, dann ist es gut. Doch derzeit stehen wir vielleicht bei 20 Prozent. Wir haben also noch 80 Prozent Spielraum nach oben."

Bei so viel Zuversicht ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Kobayashi schon mächtig auf das erste Saisonrennen freut, obwohl er dieses Mal mit einem Hinterbänkler-Team am Start ist. Ihm scheint diese Situation aber sehr zuzusagen: "Wenn du von weiter hinten ins Rennen gehst, hast du doch rein gar nichts zu verlieren." Und für spektakuläre Manöver ist Kobayashi ja bekannt und beliebt.

Allzu riskant will er es am Sonntag aber nicht treiben. "Wie gesagt: Uns geht es in erster Linie darum, über die Distanz zu kommen. Das ist das Wichtigste. Und danach werden wir ungefähr wissen, wohin die Reise in den nächsten Rennen gehen kann", erklärt Kobayashi. Vielleicht überrascht er ja dann erneut. Seinen Fans dürfte das gefallen - wie schon das starke Comeback im Qualifying von Melbourne.