• 04.09.2016 00:24

  • von Benjamin Horbelt

Ferrari-Boss Sergio Marchionne hat Vertrauen in seine "Kids"

"Kampf beginnt 2017 im ersten Rennen" fordert Ferrari-Präsident Marchionne und spricht der Führungsriege trotz verpasstem Saisonziel das vollste Vertrauen aus

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Heimspiel in Monza äußert sich Ferrari-Präsident Sergio Marchionne ungewöhnlich offen über den Zustand seiner Scuderia. Bei der Formel 1 2016 gelang Ferrari bislang kein einziger Sieg und selbst der zweite Platz in der Teamwertung hinter WM-Spitzenreiter Mercedes scheint angesichts der Red-Bull-Stäke ernsthaft in Gefahr. "Uns ist es nicht gelungen, die Ziele zu erreichen. Es gibt keinen Grund, das Ganze schönzureden", nimmt der Ferrari-Präsident gegenüber 'Sky Sports News' kein Blatt vor dem Mund.

Titel-Bild zur News: Sergio Marchionne, Maurizio Arrivabene

Sergio Marchionne will "nichts schönreden", vertraut seinen "Kids" aber weiterhin Zoom

"Das Auto ist einfach nicht so weit. Ich glaube nicht, dass es von uns richtig entwickelt wurde. Wir sind in Australien gut gestartet, aber wir haben es nicht geschafft, das Auto über die Saison weiterzuentwickeln. Das ist einer der vielen Gründe", analysiert der Italiener die schwache Bilanz seines Formel-1-Teams.

Nach dem Abgang von Technikchef James Allison in diesem Sommer sowie internen und personellen Umstrukturierungen in der Aerodynamik-Abteilung, soll es trotz des verpassten Jahresziels aber keine weiteren Personalveränderungen in der Führungsriege geben, wie Marchionne verspricht.

Nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hatte dieser die Führungsriege erheblich umgekrempelt. Den radikalen Umbruch bekam unter anderem der damalige Teamchef Stefano Domenicali zu spüren, der seinen Hut nehmen musste. Auch weitere prominente Mitarbeiter wie der Chefingenieur Pat Fry waren betroffen. Der Ex-Chefingenieur hat mittlerweile beim Manor-Rennstall eine neue Heimat gefunden. Selbst vor der Fahrerpaarung machten die Veränderungen keinen Halt: Fernando Alonso verließ den Rennstall.


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Neues Personal kam, Erfolg nicht

Doch mit dem Personalwechsel kam der Erfolg nicht zurück: Sucht man den letzten Sieg der Scuderia, muss man bis in das Jahr 2015 zurückgehen. In der Formel 1 2016 stört sogar Red Bull die Hackordnung der Italiener und schiebt sich vor Ferrari auf den zweiten Platz der Teamwertung. "Manöverkritik dazu gab es bereits zu genüge. Ich denke, wir können damit aufhören", blickt der Ferrari-Präsident lieber nach vorne.

"Ich habe ein gutes Gefühl, dass die Kids in der Lage ist, das Schicksal der Scuderia zu drehen." Sergio Marchionne

"Wir haben Änderungen im Führungsteam gemacht und ich habe ein gutes Gefühl, dass die Kids", stockt der Italiener kurz und korrigiert sich förmlicher: "Dass diese Gruppe von Leuten in der Lage ist, das Schicksal der Scuderia zu drehen," spricht der Italiener sein vollstes Vertrauen aus und erhöht damit gleichzeitig erneut den Druck.

"Lasst uns diese Saison beenden." Sergio Marchionne

Zwar sei das Saisonziel bereits verfehlt, in die richtige Richtung ginge es dennoch in diesem Jahr, wie der Ferrari-Präsident "spüre". Dabei geht der Blick auf die weitreichenden Veränderungen im Reglement 2017: "Lasst uns diese Saison beenden", fordert der Italiener. "Der Kampf beginnt 2017 im ersten Rennen", schickt der Ferrari-Boss schon einmal die Kampfansage für die neue Saison raus.


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Mercedes-Erfolg anzuerkennen, sei "Frage des Respekts"

"Er ist ein Realist", äußert sich Sebastian Vettel gegenüber seinem Chef erwartungsgemäß loyal. "Er weiß, dass wir nicht als Favorit in eine Qualifikation gehen. Aber er weiß auch, dass jeder im Team alles gibt, um dies zu ändern", verrät der Deutsche gegenüber 'Auto Bild motorsport'.

"Er ist Realist und weiß, dass wir nicht als Favorit in eine Qualifikation gehen." Sebastian Vettel

"Es ist eine Frage des Respekts zuzugeben, dass die einen sehr guten Job machen", zeigt sich Vettel als fairer Sportsmann. "Die haben ein sehr starkes Team zusammengestellt." Lewis Hamilton und Nico Rosberg "machen so gut wie keinen Fehler", lobt der Ferrari-Pilot das "sehr hohe Level", auf dem Mercedes unterwegs sei. Daher sei es in den Augen von Vettel zumindest ein Teilerfolg, wenn sich die Italiener direkt dahinter in der Startaufstellung einreihten.


Großer Preis von Italien

"Natürlich zielst du immer nach dem Größten"

"Das ist für uns im Moment nicht zufriedenstellend", muss Vettel zugleich zugeben. "Natürlich zielst du immer nach dem Größten. Warum solltest du sonst in die Startaufstellung gehen, wenn du denkst, dass du eh nicht gewinnen kannst? Du musst dabei nur realistisch bleiben und wissen, dass es eben Favoriten gibt. Aber wir werden versuchen, es ihnen so schwer wie möglich zu machen", verspricht Vettel in Monza. Es sei die Größte Stärke von Ferrari, weiterhin alles zu geben, um sich zukünftig zu verbessern, beschwört Vettel vor dem Heimspiel nochmal den Teamgeist bei Ferrari.

"Warum solltest du in die Startaufstellung gehen, wenn du denkst, dass du nicht gewinnen kannst?" Sebastian Vettel