Ferrari: Alonso beim Debüt wenig überrascht

Fernando Alonso spulte die meisten Runden aller Fahrer ab, konnte aber dennoch keine großartigen Veränderungen spüren - Kritikpunkt Bröselreifen

(Motorsport-Total.com) - Jubeln konnten die angereisten Fans in Barcelona kurz nach Testbeginn. Lokalheld Fernando Alonso bewegte den neuen Ferrari F138 am heutigen Dienstag zum ersten Mal über die Piste und griff somit als letzter Toppilot in das Geschehen der 2013er-Saison ein. Dafür bot er den erschienenen spanischen Fans auch etwas: die meisten Runden des Tages. 110 Mal konnten die Tribünengäste den Ferrari um den Circuit de Catalunya fahren sehen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Man muss schon genauer hinschauen, um das Loch unter der Nase zu entdecken Zoom

Am Ende stand immerhin die drittschnellste Zeit (1:22.952 Minuten) zu Buche. 0,336 Sekunden Rückstand bedeuteten aber immerhin 13 Tausendstelsekunden vor Rivale Sebastian Vettel im Red Bull. Auffällig war dabei die neue Front des Ferrari, die unter der Nase ein großes Loch aufweist. Und auch im Heck des F138 hat sich im Vergleich zu Jerez einiges getan: Mittlerweile wurde die dritte Auspuffvariante ausgepackt. Die Endrohre sind nun mehr in die Seitenkästen eingebettet und weiter vom Diffusor entfernt.

Wie viel Zeit die Ferrari-Designer über den Winter gefunden haben, dass kann Fernando Alonso noch nicht beantworten: "Das ist schwer zu vergleichen, dazu sollte man eine Runde mit dem alten Auto und eine mit dem neuen drehen." Eines steht für den Spanier aber jetzt schon fest: "Felipe hatte Recht: Das Auto ist ein himmelweiter Unterschied zu dem, mit dem wir die Saison 2012 in Angriff genommen haben." Allerdings scheinbar nicht zu der finalen Version in Brasilien - zumindest vom Gefühl her.

Alles wie erwartet für Alonso

"Das Gefühl ist ähnlich, schließlich gab es keine großen Regeländerungen", so Alonso weiter. "Wenn man da große Sprünge hat, von V10 auf V8 oder von Michelin auf Bridgestone oder auf Pirelli, ist es immer ein besonderer erster Tag im Auto, denn es gibt so viele Dinge zu lernen, so viel Neues kommt auf dich zu." Dies sei aber in diesem Jahr nicht der Fall, wie Alonso andeutet: "Wenn Kontinuität besteht, ist das Gefühl des Fahrers mehr oder weniger gleich."

Zumindest heute fühlte es sich für den 31-Jährigen "okay" und "wie erwartet" an. "Ich habe den gleichen Sitz, die gleichen Pedale, das gleiche Alles. Die Performance sollte also ungefähr der von Brasilien entsprechen", klingt Alonso nicht gerade euphorisch. "Es gibt nichts wirklich Überraschendes, aber das ist auch gut", findet der Spanier. "Im letzten Jahr wurden wir beim ersten Mal überrascht - und zwar negativ."

Doch vor weiteren Einschätzungen steht erst einmal weitere Arbeit für die Scuderia aus Maranello an. Aerodynamik, neue Komponenten und experimentelle Dinge stehen laut Alonso in dieser Woche noch auf dem Plan. "Wir müssen eine Menge Kilometer machen. In Jerez hatten wir ein paar mechanische Probleme - besonders mit Pedro (de la Rosa; Anm. D. Red.) haben wir einen Morgen verloren - also müssen wir ein paar gute Runden hinlegen um zu beweisen, dass das Auto stark genug für Rennen ist."

Reifen sorgen für Stirnrunzeln

Was das Team dabei entscheidend stören könnte, sind die Reifen, die für Alonsos Geschmack ein wenig zu schnell den Geist aufgeben: "Es ist vielleicht nicht die beste Option mit einem Reifen zu testen, der eine Runde hält", spitzelt er in Richtung Pirelli. "Wir müssen so viele Dinge testen und benötigen dafür gute und klare Informationen. Aber man hat nur eine Runde um zu verstehen, was man da in das Auto gebaut hat, denn dann bist du zwei, vier, sechs Sekunden langsamer."

"Natürlich ist das Problem für alle gleich", relativiert der Ferrari-Pilot. "Wir müssen die neuen Reifen also besser verstehen, als alle anderen, und dann müssen wir sie so lange am Leben erhalten, wie wir können." Dieses Problem will man bei der Scuderia mit Alonso morgen erneut angehen, Setup-Tests stehen dann auf dem Programm der Italiener. Trotzdem soll der Fokus in dieser Woche noch auf der Zuverlässigkeit liegen, auf Performance gehen will man im Team erst in der kommenden Woche.


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Barcelona, Dienstag


Danach steht auch fast schon der Saisonauftakt in Australien bereit, um den sich Alonso aber noch keine Sorgen macht: "Ich habe auf die Jerez-Daten geschaut und gewusst, was ich für ein Auto vorfinden würde. Wir wissen im Grunde auch schon, was wir in Australien sehen werden. Damit meine ich, welche Teile hinzukommen und wie viele Zehntel sie bringen." Dies läge an den zahlreichen Tests und Windtunneldaten, die Ferrari über den Winter gesammelt hat. "Dort hat sich bestätigt, dass die Teile das erwartete Resultat bringen werden."

Anders als Alonso weiß die Konkurrenz in der Königsklasse noch nicht, was Ferrari im Köcher hat. Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel ist auf jeden Fall gespannt: "Ferrari hat sich in Jerez gut angestellt. Es wird ohnehin dieses Jahr wieder eng. Wer da vorne sein wird, kann man noch nicht sagen." Der Deutsche erwartet das gleiche Kräfteverhältnis wie 2012: "Im vergangenen Jahr war es an der Spitze eng, auch in dieser Saison wird das ähnlich sein."