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F1-Training Monaco 2021: Wie viel war da noch im Tank, Ferrari?

Doppelbestzeit für Ferrari am Donnerstag in Monte Carlo - Experten nehmen Mick Schumacher nach Crash in Schutz - Augenprobleme bei Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Überraschendes Ergebnis im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Monaco 2021. Nicht Lewis Hamilton oder Max Verstappen stand am Ende der 60 Minuten auf P1, sondern Charles Leclerc vor Carlos Sainz - Doppelbestzeit für Ferrari! Und zwar vor Hamilton und Verstappen, die P3 und P4 belegten.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Charles Leclerc im zweiten Freien Training beim Grand Prix von Monaco Zoom

Für Ferrari war es die erste Trainingsbestzeit seit Sebastian Vettel in Ungarn 2020 (FT2). Siegfavorit sind die roten Boliden trotzdem nicht: "Die haben auch bei den letzten Rennen sehr früh angefangen, Sprit rauszunehmen. Und hier ist das Qualifying noch wichtiger. Ich glaube, dass die nicht mehr viel im Tank hatten", sagt 'Sky'-Experte Ralf Schumacher.

Sein Kollege Timo Glock nickt: "Sainz war von Anfang an direkt dabei. Leclerc konnte das erste Training nicht fahren, setzt sich im zweiten ins Auto und ist sofort schnell. Das zeigt, dass sich beide wohlfühlen und das Maximum aus dem Auto rausholen können. Ich teile aber die Meinung von Ralf, dass die sich schon mehr auf das Qualifying konzentrieren."

Hamilton fehlten 0,390, Verstappen 0,397 Sekunden auf die FT2-Bestzeit. Bei Verstappen ist noch Luft nach oben: "Ich habe große Probleme mit Untersteuern. Die Vorderreifen wärmen einfach nicht genug auf", funkte er schon nach einer Viertelstunde. Später in der Session legte er noch einmal nach: "Kein Grip vorne."

"Im Moment untersteuert das Auto zu stark. Das müssen wir aussortieren. Aber wir sind nicht meilenweit weg", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Rückstand auf Ferraris Bestzeit bereitet ihm kein Kopfzerbrechen: "Wir haben das beste Reifenfenster verpasst. Ferrari war die letzten paar Rennen auch schon schnell. Ihr Auto sieht gut ausbalanciert aus."


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Verstappen selbst ist weniger optimistisch: "Ich bin überrascht, wie stark Ferrari ist. Das zeigt andererseits aber auch, wie schwach wir sind. Wir sind zu langsam. Und nicht nur ein bisschen, sondern ziemlich! Wir müssen einiges an Tempo finden. Das Auto hat sich auch nicht gut angefühlt. Unser bisher schwierigstes Wochenende."

Sechster wurde Lando Norris (+0,695). Dass mit Ferrari ausgerechnet McLarens direkter Konkurrent um den dritten WM-Platz so stark aufzeigt, sei "nicht optimal für uns", so Norris. Der 21-Jährige wirkt aber entspannt: Man habe eine Idee, wo Ferrari die Zeit gewinnt, und auch er deutet an, dass im McLaren mehr Benzin an Bord gewesen sein könnte.

Sebastian Vettel (Aston Martin) fuhr im zweiten Freien Training auf den zehnten Platz (+1,298), obwohl er ausgerechnet in der Phase, in der die schnellsten Runden gefahren wurden, einen Fremdkörper im Auge hatte. "Ich muss langsam fahren", funkte er an die Box. Vettel blieb zunächst draußen, obwohl die Sehprobleme nicht aufhörten.

Ralf Schumacher schlug dem Aston-Martin-Piloten im Live-Kommentar bei 'Sky' vor, er solle doch von der Ideallinie fahren, langsamer machen, einen Handschuh ausziehen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Kommentator Sascha Roos hielt das zuerst für einen Scherz - aber Schumacher blieb todernst: "Hilft ja nix!"

Acht Minuten vor Ende des Trainings crashte dann Mick Schumacher, der sich bis dahin erfolgreich von den Leitplanken ferngehalten hatte. Der Haas-Pilot rutschte bei Massenet weg und schlug dort an, fuhr zunächst weiter, rollte dann aber bei der Hafenschikane aus und stellte sein Auto ab. Das hatte rote Flaggen und das vorzeitige Ende der Session zur Folge.

"Da war definitiv mehr Sprit an Bord", analysiert Glock. "Das heißt, das Auto verhält sich anders, ist träger, langsam in der Reaktion. Er ist zu schnell reingefahren, das Heck ist ihm ausgebrochen, er hat gegengelenkt und hat das Auto im Griff. Aber dann ist nah an der Leitplanke der ganze Dreck, kein Grip, und dann hat er das Auto nochmal verloren und ist eingeschlagen."

"Ein Fehler, der schon ganz vielen passiert ist", nimmt 'ServusTV'-Experte Christian Klien den jungen Deutschen in Schutz. "Wenn man ein bisschen zu aggressiv in die Kurve reinfährt, passiert das schnell, dass das Heck ausbricht. Da reicht schon ein Meter weiter rechts, schon hast du weniger Grip und es geht dahin."

Generell verlief der Trainingsdonnerstag im Fürstentum aber reibungsloser als erwartet. Fernando Alonso (12./Alpine) hatte bereits am Vormittag bei Anthony Noghes die Leitplanken geküsst, Kimi Räikkönen (11./Alfa Romeo) war in Sainte Devote neben der Strecke. Kleinere Missgeschicke unterliefen auch Sainz und Yuki Tsunoda (20./AlphaTauri).

Letzterer konnte nach seinem Mauerkuss ausgangs Schwimmbad in FT2 nicht weiterfahren. Nicholas Latifi (17./Williams) nach seinem Steher in der alten Loews-Haarnadel schon: Er habe einen "weird pushing Moment" gehabt (Untersteuern?), funkte er seinem Renningenieur; blieb kurzzeitig stehen, ohne einzuschlagen, und fuhr danach einfach weiter.

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