• 24.10.2007 14:53

Ex-Weltmeister nehmen Dennis ins Visier

McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis sieht sich harter Kritik ausgesetzt, sein Partner Norbert Haug stärkt ihm aber den Rücken

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach dem Last-Minute-Verlust des Fahrertitels an Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen haben frühere Formel-1-Weltmeister McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis zum Sündenbock gestempelt. Der viermalige Champion und Ex-McLaren-Pilot Alain Prost machte eine fehlende Hierarchie bei den Silberpfeilen als mögliche Ursache aus. Nach Meinung des dreimaligen Titelträgers Nelson Piquet sei Dennis die Situation mit dem meckernden Titelverteidiger Fernando Alonso und Aufsteiger Lewis Hamilton aus den Händen geglitten.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis sieht sich derzeit von vielen Seiten harter Kritik ausgesetzt

"Ron Dennis' Problem besteht darin, dass er sich immer - bewusst oder unbewusst - auf die Seite eines Fahrers geschlagen und eine Art Beschützerrolle übernommen hat. Das war mit Senna so, später mit Häkkinen, nun mit Hamilton", sagte Prost, der von 1984 bis 1990 unter Dennis für McLaren fuhr und drei (1985, 1986, 1989) seiner vier WM-Titel holte, in der Fachzeitung 'Motorsport aktuell'.#w1#

Prost: Alonso hätte Nummer eins sein müssen

"Ron hat den fundamentalen Fehler begangen, vor der Saison keine klare Hierarchie zu schaffen." Alain Prost

In dieser Zeit hatte der "Professor" sich mit dem Brasilianer Ayrton Senna erbitterte Duelle in den eigenen Reihen geliefert und und dabei quasi die Vorlage für den "Krieg der Sterne" zwischen Alonso und Hamilton in diesem Jahr geboten. "Alonsos Laune ist im Verlaufe dieser Saison so düster geworden, weil ihm die Sympathien versagt geblieben sind. Ron hat den fundamentalen Fehler begangen, vor der Saison keine klare Hierarchie zu schaffen", sagte Prost. "Er hätte Fernando zur klaren Nummer eins machen sollen. Alonso hätte noch vor Brasilien den Titel in der Tasche gehabt."

Zum Credo bei McLaren-Mercedes gehörte jedoch schon immer die absolute Gleichbehandlung der Fahrer. Auch die Tatsache, dass Hamilton bereits seit seinem 13. Lebensjahr von Dennis und Mercedes gefördert und akribisch auf die Formel 1 vorbereitet wurde, garantierte ihm keine Sonderstellung.

Eine Einstellung, die der frühere Formel-1-Pilot Christian Danner lobt: "Für den Sport ist es gut, dass Dennis und Norbert Haug die Gleichbehandlung beider Piloten in den Vordergrund gestellt haben", sagte er dem 'sid', meinte aber auch, dass Alonso mit einem geforderten Nummer-1-Status "wie einst Michael Schumacher bei Ferrari" wohl Weltmeister geworden wäre. Am Ende habe dann aber "Hamilton das Auto zweimal weggeworfen und nicht Ron Dennis".

Ähnlich sieht es Ex-Pilot Hans-Joachim Stuck: "Hamilton hat den WM-Titel zweimal vollkommen selbst vergeigt. Da kann man weder Ron Dennis noch Norbert Haug einen Vorwurf machen und muss sie deshalb auch aus der Schusslinie nehmen", sagte Stuck dem 'sid'.

Haug verteidigt sich gegen Kritik

"Wenn am Ende auch nur ein Punkt fehlt, hat man verloren." Norbert Haug

Auch Mercedes-Sportchef Haug verteidigt Dennis gegen die Kritik: "Ich arbeite seit mittlerweile 13 Jahren mit Ron Dennis in der Formel 1 zusammen. Er ist ein professioneller Partner, den ich sehr schätze", erklärte Haug dem 'sid'. "Der Sieger wird gelobt, der Verlierer wird getadelt - und wenn am Ende auch nur ein Punkt fehlt, hat man verloren. Ron führt unser Team als Teamchef und steht deshalb auch im Falle von Kritik im Mittelpunkt. Er kann mit dieser Kritik umgehen."

Nach Meinung von Piquet, der selbst in seiner aktiven Zeit bei Williams gegen Teamkollege Nigel Mansell stänkerte und intrigierte, habe das Team zwar Alonso nicht bewusst benachteiligt, "aber seit Belgien ist alles außer Kontrolle geraten", meinte der Brasilianer. Unmittelbar vor dem Rennen in Spa-Francorchamps war McLaren-Mercedes in der Spionageaffäre zum Abzug aller WM-Punkte und zu 100 Millionen US-Dollar Geldstrafe verurteilt worden - auch wegen Aussagen von Alonso, der zuvor sogar Dennis erpresst haben soll.

Danach habe der Spanier versucht, "Hamilton so zu destabilisieren, wie ich es damals mit Mansell getan habe", meinte Piquet. Ganz nach der Devise: "Je mehr Konfusion im Team, desto besser für ihn." Einen Rauswurf des Spaniers hätte pikanterweise auch Renault-Teamchef Flavio Briatore Dennis empfohlen, der gerne seinen früheren Schützling Alonso von den Silberpfeilen zurückholen will: "In den letzten Rennen hätten sie auf Alonso verzichten und an seiner Stelle einen Ersatzfahrer einsetzen sollen. Hamilton hätte problemlos den Titel gewonnen", behauptete Briatore bei italienischen Fernsehsender 'Antenna 3'.