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  • 27.01.2016 15:46

  • von Dominik Sharaf

Ex-Formel-1-Pilot: So führte mich Alain Prost hinters Licht

Stephane Sarrazin über ein gebrochenes Cockpit-Versprechen seines einstigen Freundes und den Grund, die Formel-1-Chance des Lebens leichtfertig zu vergeben

(Motorsport-Total.com) - Alain Prost genoss nie den Ruf eines Sportsmanns oder eines Gentleman-Drivers. Eine Geschichte, die der frühere Formel-1-Aspirant Stephane Sarrazin über ihn zu berichten hat, wird keine Abhilfe schaffen. Wie der heutige Toyota-Pilot in der Langstrecken-WM (WEC) und Formel-E-Fahrer sagt, löste sein Landsmann ein Versprechen nicht ein und nahm es billigend in Kauf, dass Sarrazin ohne Job dastand. "Er hat mir das Herz gebrochen", sagt er der offiziellen Formel-E-Webseite über Prost.

Titel-Bild zur News: Stephane Sarrazin

Stephane Sarrazin hat wenig Gutes über Alain Prost zu berichten Zoom

Es geht um ein Cockpit im Prost-Team für die Saison 2000: Sarrazin testete schon im Jahr zuvor mehrmals für den Ligier-Nachfolger und war als Ersatzfahrer nominiert, als sich beim Brasilien-Grand-Prix die Möglichkeit ergab, für den verletzten Luca Badoer bei Minardi einzuspringen. Gesagt, getan: Sarrazin beeindruckte und erhielt das Angebot, auch die restlichen Rennen für den italienischen Hinterbänkler zu bestreiten. "Sie haben viele Male angerufen", erinnert er sich.

Doch Sarrazin sagte immer und immer wieder ab: "Prost meinte: 'Nein, nein, du fährst nicht für sie. Nächstes Jahr bist du bei mir.'" Er schmorte weiter auf der Ersatzbank mit einem Einsatzcockpit vor Augen, doch der Traum platzte wenige Monate später wie eine Seifenblase. Prost holte lieber Nick Heidfeld, der Sarrazin in der Formel 3000 den Titel weggeschnappt hatte. Laut ihm erklärte der "Professor" die Entscheidung so, dass er "im folgenden Jahr Mercedes-Motoren haben" könne.

Sarrazin war desillusioniert. "Ich war Alains Freund und für mich war er eine Art Gott. Er ist ein viermaliger Weltmeister und deshalb war es eine Ehre, für ihn zu fahren", schildert er seine Gefühlslage und ärgert sich: "Aber das ist Teil des Spiels. Es war mein Fehler. Ich glaube sogar, dass es der Fehler meiner Karriere war." Sarrazin bedauert, als damals 23-Jähriger keinen Manager gehabt zu haben, der ihn auf den rechten Weg gebracht hätte.