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Ex-Formel-1-Arzt Hartstein: "Cockpitkanzeln sind kontrovers"

Gary Hartstein macht sich auch nach der Auflösung seines Vertrages als Formel-1-Arzt Gedanken über die Sicherheit, sieht aktuelle Bestrebungen aber kritisch

(Motorsport-Total.com) - Insgesamt 16 Jahre lang - zunächst als Assistent von Sid Watkins und ab der Saison 2005 als dessen Nachfolger - war Gary Hartstein mit seiner medizinischen Expertise im Formel-1-Umfeld tätig. Im November 2012 wurde der US-Amerikaner darüber informiert, dass sein Vertrag als Rennarzt nicht verlängert wird. Hartsteins Nachfolger ist der Brite Ian Roberts, der zuvor jahrelang Chefarzt in Silverstone war.

Titel-Bild zur News: Gary Hartstein (Formel-1-Arzt)

Gary Hartstein war von 2005 bis 2012 Chefarzt der Formel 1 Zoom

Auch nach seiner Ablösung macht sich Hartstein Gedanken über die Verbesserung der Sicherheit. Im Vergleich zu anderen Sportarten stehe der Motorsport - und hier speziell der Formelsport - gut da, wenn es um die Unfallquote geht. "Wenn man sich die Anzahl Stunden, die die Boliden aus Formel 1, GP2, GP3, IndyCar und so weiter auf der Strecke zurücklegen, im Verhältnis zur Anzahl der Unfälle ansieht, dann liegt keine dieser Serien auch nur in der Nähe der Top 10 der gefährlichsten Sportarten. Ich glaube nicht, dass man das beispielsweise von nationalen Rallye-Serien behaupten kann. Das ist meiner Meinung nach doch ein ziemlich gefährlicher Zeitvertreib", so der US-Amerikaner.

"Im Formelsport wurde in den zurückliegenden Jahren so viel getan, dass er nicht mehr als als eine der gefährlichsten Sportarten angesehen wird. Doch Probleme, die es zu lösen gilt, gibt es natürlich nach wie vor", führt Hartstein an und geht ins Detail. "Das mit Abstand größte Problem sind meiner Meinung nach die Unfälle, bei denen die Autos den Bodenkontakt verlieren. Wir hatten in der Vergangenheit mehrfach die Situation, dass Autos aufgestiegen sind und den Helm eines anderen Piloten nur knapp verfehlten", nimmt er unter anderem Bezug auf die Unfälle zwischen Alexander Wurz und David Coulthard in Melbourne 2007 sowie Romain Grosjean und Fernando Alonso in Spa-Francorchamps 2012.

Von den aktuellen Ansätzen zur Verbesserung der Sicherheit ist der langjährige Chefarzt der Formel 1 allerdings nicht überzeugt. "Es gibt Überlegungen mit Cockpitkanzeln. Doch das ist ein kontroverser Ansatz. Ich bin mir nicht sicher, ob es der richtige Weg ist", so Hartstein. Hauptproblem in diesem Zusammenhang sind vor allem die Sicht bei Regen (Beschlagen der Scheiben) und nicht zuletzt die eingeschränkten Ausstiegsmöglichkeiten im Falle eines Unfalls.