"Es ärgert mich": Was Vettel zu seinem letzten Formel-1-Rennen sagt
Wie sich Sebastian Vettel nach Platz zehn beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi äußert und mit welchen Gefühlen er sich in den Ruhestand verabschiedet
(Motorsport-Total.com) - Im ersten Moment nach dem Grand Prix von Abu Dhabi 2022 ist Sebastian Vettel noch ein Racer durch und durch. Denn er hadert mit seinem Abschneiden beim diesjährigen Saisonfinale, seinem letzten Rennen in der Formel 1.
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Sebastian Vettel nach seinem letzten Rennen in der Formel 1 2022 in Abu Dhabi Zoom
Direkt nach der Zieldurchfahrt meint Vettel: "Ich wünschte, es wären ein paar mehr Punkte geworden. Aber: Ich habe das Rennen genossen."
Von Startplatz neun kommend beschloss es Vettel im Aston Martin AMR22 auf dem zehnten Platz und nahm somit noch einen WM-Zähler mit. Doch weil McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo besser abgeschnitten hat, verdrängte er Vettel in der Formel-1-Fahrerwertung noch auf den zwölften Platz.
Vettel glaubt: P6 in der Konstrukteurswertung war drin
Vielleicht ist Vettel auch deshalb ein bisschen zerknirscht. Er glaubt nämlich: Es wäre mehr drin gewesen für sein Team im Abschlussrennen. "Wir hätten die Konstrukteurswertung noch zu unseren Gunsten drehen können", sagt Vettel. Dafür hätte Aston Martin in Abu Dhabi exakt noch einen Punkt mehr holen müssen, um Alfa Romeo von P6 in der Tabelle zu verdrängen.
Verhindert hat das laut Vettel die Strategie. Die sei "nicht die beste" gewesen in seinem Fall. Denn Aston Martin ließ Vettel auf dem ersten Reifensatz sehr lange auf der Strecke. Während die ersten Stopps von Medium auf Hard bereits in Runde zwölf erfolgten, bog Vettel erst in Runde 25 zum Service ab. Da hatte er aber schon einige Positionen verloren, die er später nicht zurückbekam.
"Die Reifen wurden eben älter und wir fielen zurück", sagt Vettel. "Aber wenn du dich für eine Einstopp-Strategie entschieden hast, dann ist es so. Es war heute die langsamere Strategie. Das macht nicht so viel Spaß, wenn du im Auto bist und nur zurückfällst."
Hat Alonso Vettel absichtlich geschont?
Bei 'ServusTV' räumt Vettel ein, das Rennen hänge ihm deshalb "ein bisschen" nach. O-Ton: "Es ärgert mich, dass wir komplett aufs falsche Pferd gesetzt und die falsche Strategie gewählt haben. Dass wir dann mehr nach hinten gegangen sind. Sonst hätten wir heute locker um den siebten Platz kämpfen können. Das haben wir aber mit der Strategie weggeworfen."
"So war es dann mega-schade und nicht das beste Rennen. Aber gut, ich habe alles probiert und bin in dem Sinne zufrieden. Andererseits fühle ich auch, dass das Ergebnis heute ein bisschen sekundär ist", meint Vettel.
Dabei schienen ihn einige Fahrer im direkten Duell bewusst zu schonen. Das ist Vettel selbst nicht entgangen: "Ich konnte das bei Fernando [Alonso] ein bisschen spüren. Er war sehr großzügig zu Beginn des Rennens." Denn obwohl Alonso in Schlagdistanz war hinter Vettel, hielt er sich auffällig zurück und attackierte nicht. Vielleicht Taktik, vielleicht Absicht.
Vettel: Im Rennen kein Gedanke an den Abschied
Vettel wiederum meint, er selbst habe sich im Rennen nicht von seinem bevorstehenden Formel-1-Abschied ablenken lassen, sei jedoch kurz vor dem Start durchaus emotional geworden - bei der Hymne des Gastgeberlands.
"Ich habe so nach oben geguckt und bin dann ein bisschen abgedriftet", erklärt er bei 'Sky'. "Dann habe ich versucht, mich zurückzureißen und mich auf das Rennen zu konzentrieren. Ich bin dann nochmals alles durchgegangen, damit ich bloß nichts vergesse."
Es sei also ein "etwas anderes Warm-up" gewesen vor dem Start, "aber als die Ampeln ausgegangen sind, befand ich mich im Rennmodus. Insgesamt war es ein großer Tag und ich bedanke mich für die Unterstützung. Das hat es ganz besonders gemacht."
Andererseits fühle er sich "etwas leer", sagt Vettel weiter. "Irgendwie setzt auch gerade die Erschöpfung ein. Es war ein stressiges Wochenende. Irgendwann wird es mich schon einholen. Wahrscheinlich, wenn ich heute Abend schlafen gehe oder morgen früh." Dann werde ihm die Formel 1 "sicher mehr fehlen, als ich es jetzt gerade realisiere".
"Ich glaube aber, ich darf mich sehr, sehr glücklich schätzen, dass ich sowas erleben darf nochmal zum Schluss. Ich habe versucht, es zu genießen, soweit es geht."
Warum Vettel die Aston-Martin-Zeit nicht missen möchte
Das dehnt Vettel bewusst auch auf seine Zeit bei Aston Martin aus, also auf die Saisons 2021 und 2022. "Ich kann mich da nur wiederholen: Aus sportlicher Sicht waren die beiden vergangenen Jahre vielleicht enttäuschend, aber sie waren auch sehr, sehr nützlich und wichtig in meinem Leben", sagt Vettel.
"Vieles ist passiert, ich habe vieles erkannt. Es ist schön zu wissen, dass wir die Macht haben mit Worten und Taten, euch [Zuschauer] zu inspirieren. Es gibt viel größere und wichtigere Dinge als Rennfahren im Kreis. Aber das ist, was ich liebe. Und wenn wir dadurch ein paar wirklich wichtige Werte transportieren können, dann ist das eine große Sache."
Der viermalige Formel-1-Weltmeister schließt mit einem Gruß an seine Fans: "Ich bedanke mich für die Unterstützung, all die Nachrichten, Briefe und ganz generell für die Liebe, die mir zuteilwurde. Ich werde das vermissen. Es war mir eine absolute Freude während meiner Karriere. Daher: danke!"
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