• 19.09.2006 15:40

Erleichterung in der Türkei - Verwunderung in Zypern

Lesen Sie Reaktionen zum heutigen Urteil der FIA im "Türkischen Podium-Skandal" - Überblick über die höchsten Geldstrafen der Formel-1-Geschichte

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit der höchsten Geldstrafe der Formel-1-Geschichte sind die Organisatoren des Großen Preises der Türkei wegen des Eklats bei der Siegerehrung nach dem Rennen am 27. August in Istanbul belegt worden. Der Automobilweltverband FIA verhängte wegen eines politischen Affronts eine drastische Geldstrafe in Höhe von 5 Millionen Dollar gegen die Gastgeber.

Titel-Bild zur News: Türkische Flagge

Der Große Preis der Türkei wird auch im kommenden Jahr stattfinden

Zu dem Nachspiel war es gekommen, weil Mehmet Ali Talat, der Präsident der international nur von der Türkei offiziell anerkannten türkischen Republik Nordzypern, den Siegerpokal an Ferrari-Pilot Felipe Massa übergeben durfte.#w1#

"Politische Neutralität ist fundamental in der regulierenden Rolle der FIA im internationalen Motorsport. Kompromisse oder eine Verletzung dieser Neutralität sind nicht zu akzeptieren", teilte die FIA in einer Presseerklärung mit.

Gegen den Auftritt des Politikers hatte die Regierung von Zypern offiziell protestiert. Kurzzeitig war sogar ein Ausschluss der Türkei aus der Formel-1-WM im Gespräch. Dazu kam es allerdings nicht: Das Rennen bleibt im WM-Kalender und findet 2007 am 26. August statt.

"Wir akzeptieren diese Strafe. Das wichtigste für uns war, dass wir das Rennen behalten dürfen", sagte Ilhan Parseker, Mitglied der Geschäftsführung des Istanbul Park, wo das Rennen stattfindet. Auch der türkische Automobilsport-Verband 'TOFSED' reagierte trotz der hohen Geldstrafe erleichtert. "Die Formel 1 bleibt in Istanbul", hieß es in einer Pressemitteilung, ohne dass man auf die Strafe einging.

Bei der 'Cyprus Automobile Association' (CAA) herrschte am Dienstag nach der Entscheidung hingegen große Verwunderung, dass die Veranstalter nach der offiziellen Beschwerde durch den Verband auf Bitte der zypriotischen Regierung mit dieser ihrer Meinung nach milden Bestrafung davon gekommen sind.

"Ich bin überrascht", so CAA-Hauptgeschäftsführer Takis Kyriakides gegenüber dem staatlichen Radio. "Es ist eine große Geldsumme, aber ich hätte mehr erwartet als lediglich eine Strafe. Wir haben uns zurückgehalten, haben anfangs nur ein Protestschreiben versendet, in dem wir erklärten, dass er kein Präsident eines Staates ist, und überließen den Fall der FIA."

Die höchsten Geldstrafen der Formel 1

5 Millionen Dollar: Politik-Skandal bei der Siegerehrung des Großen Preis der Türkei im August 2006 in Istanbul. Mehmet Ali Talat, der Präsident der international nur von der Türkei offiziell anerkannten türkischen Republik Nordzypern, übergab den Siegerpokal an Ferrari-Pilot Felipe Massa.

1 Million Dollar: Teamorder-Affäre von Ferrari beim Großen Preis von Österreich auf dem A1-Ring 2002, als Rubens Barrichello auf Anweisung von Teamchef Jean Todt ("Let Michael pass for the Championship") seinen Teamkollegen Michael Schumacher überholen lassen muss.

1 Million Dollar: Zuschauer-Invasion auf der Rennstrecke nach dem Großen Preis von Ungarn 1998 in Budapest. Das Rennen gewann Michael Schumacher im Ferrari.

500.000 Dollar: Das Benetton-Team wird bestraft, weil Michael Schumacher beim Großen Preis von England 1994 in Silverstone die Schwarze Flagge ignoriert.

200.000 Dollar: Benetton und Williams werden dafür bestraft, dass sie beim Großen Preis von Brasilien 1995 in Sao Paulo nicht regelkonformes Benzin getankt haben.

100.000 Dollar: Affäre um die Computer-Codes von Benetton und McLaren beim Großen Preis von San Marino 1994 in Imola.

100.000 Dollar: Sicherheits-Skandal beim Großen Preis von Brasilien 2000 in Sao Paulo. Das Training wird gleich dreimal unterbrochen, weil nicht sachgemäß befestigte Werbebanden auf die Strecke fallen.

100.000 Dollar: Der dreimalige Weltmeister Ayrton Senna wird wegen "gefährlicher Fahrweise" beim Großen Preis von Japan 1990 in Suzuka bestraft. Danach wirft er FISA-Präsident Jean-Marie Balestre vor, die WM zu manipulieren. McLaren zahlt die Strafe.

50.000 Dollar: Prüfsiegel-Affäre um McLaren und Mika Häkkinen beim Großen Preis von Österreich 2000 auf dem A1-Ring. Dem Team werden wegen eines fehlenden Siegels auf einer Elektronik-Box außerdem 10 Punkte in der Konstrukteurs-WM abgezogen.

50.000 Dollar: Benzin-Affäre des McLaren-Teams beim Großen Preis von Belgien 1997 in Spa.

50.000 Dollar: Ferrari wird wegen "Vandalismus" beim Großen Preis von Portugal 1994 in Estoril von der FIA zur Kasse gebeten.