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  • 17.12.2005 09:26

  • von Fabian Hust

Enthüllt: So wird in der Formel 1 das Geld verteilt

Eigentlich ist das Concorde Agreement der Öffentlichkeit nicht zugänglich, nun hat es eine US-Nachrichtenagentur veröffentlicht

(Motorsport-Total.com) - Das Concorde Agreement ist jene Vereinbarung, die jedes Team mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone abschließen muss, das in der Formel 1 an den Start gehen möchte. Das aktuelle Concorde Agreement gilt noch bis einschließlich 2007.

Titel-Bild zur News: Start in Japan 2005

Die Gelder werden in der Formel 1 nach einem komplizierten Schlüssel verteilt

In diesem 100-seitigen Dokument wird unter anderem geregelt, wie die Einnahmen, die in der Formel 1 durch den Verkauf von Fernsehrechten generiert werden, zwischen dem Ecclestone-Unternehmen und den Teams aufgeteilt werden.#w1#

Das ist auch einer der Punkte, mit denen sich die in der 'GPMA' (Grand Prix Manufacturers' Association) vertretenen Automobilhersteller BMW, DaimlerChrysler, Honda, Renault und Toyota unzufrieden zeigen, eine Stärkung ihrer Rechte fordern und mit der Gründung einer Konkurrenzserie drohen, wenn das aktuelle Concorde Agreement Ende 2007 ausläuft und sie damit der Formel 1 den Rücken zukehren können.

'RaceFax', eine Nachrichtenagentur aus den USA, hat nun das Concorde Agreement seinen Kunden zur Verfügung gestellt. Das normalerweise geheime Dokument wurde nach Aussage des Betreibers von einer anonymen Quelle zugespielt. Es handelt sich dabei um die Version des Concorde Agreements von 1997, das 1998 noch einmal verändert wurde.

Auch anderen Journalisten war dieses Dokument zugegangen, bisher wurde es jedoch geheim gehalten. Da die Agentur nicht verpflichtet ist, das Concorde Agreement geheim zu halten, entschied man sich angesichts der politischen Machtkämpfe in der Formel 1 dazu, es zu veröffentlichen. Bisher haben nur Ferrari, Williams, MF1 Racing und Red Bull Racing das neue Concorde Agreement unterzeichnet, das bis 2012 gelten wird - bei der Scuderia Toro Rosso fehlt nur noch die Unterschrift.

In dem Concorde Agreement steht geschrieben, dass die Top-10-Teams den Anteil von 47 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte zu gleichen Teilen erhalten, die die Formel 1 aus dem Verkauf von Fernsehrechten generiert.

Das Preisgeld wird in drei Teile aufgeteilt: 20 Prozent werden für Positionen im Qualifying ausbezahlt, 45 Prozent für die Platzierungen in den Grands Prix, die restlichen 35 Prozent werden als fixe Auszahlung noch einmal unter den WM-Teilnehmern aufgeteilt.

Der 20-Prozent-Anteil für die Ergebnisse im Qualifying wird wie folgt vergeben:
1. Platz: 2,00%
2. Platz: 1,75%
3. Platz: 1,60%
4. Platz: 1,50%
5. Platz: 1,40%
6. Platz: 1,30%
7. Platz: 1,20%
8. Platz: 1,10%
9. Platz: 1,00%
10. Platz: 0,90%
11. Platz: 0,85%
12. Platz: 0,80%
13. Platz: 0,75%
14. Platz: 0,70%
15. Platz: 0,65%
16. Platz: 0,60%
17. Platz: 0,55%
18. Platz: 0,50%
19. Platz: 0,45%
20. Platz: 0,40%

Der 45-Prozent-Anteil für die Rennresultate wird wie folgt aufgeteilt (die Prozentzahlen stehen für die Renndistanz):

Platz / 25% / 50% / 74% / im Ziel
1. / 1,020% / 1,020% / 1,020% / 5,440%
2. / 0,780% / 0,780% / 0,780% / 4,160%
3. / 0,630% / 0,630% / 0,630% / 3,360%
4. / 0,510% / 0,510% / 0,510% / 2,720%
5. / 0,390% / 0,390% / 0,390% / 2,080%
6. / 0,300% / 0,300% / 0,300% / 1,600%
7. / 0,240% / 0,240% / 0,240% / 1,280%
8. / 0,216% / 0,216% / 0,216% / 1,152%
9. / 0,192% / 0,192% / 0,192% / 1,024%
10: / 0,168% / 0,168% / 0,168% / 0,896%
11. / 0,150% / 0,150% / 0,150% / 0,800%
12. / 0,138% / 0,138% / 0,138% / 0,736%
13. / 0,126% / 0,126% / 0,126% / 0,672%
14. / 0,114% / 0,114% / 0,114% / 0,608%
15. / 0,102% / 0,102% / 0,102% / 0,544%
16. / 0,090% / 0,090% / 0,090% / 0,480%
17. / 0,078% / 0,078% / 0,078% / 0,416%
18. / 0,066% / 0,066% / 0,066% / 0,352%
19. / 0,054% / 0,054% / 0,054% / 0,288%
20. / 0,036% / 0,036% / 0,036% / 0,192%

Die restlichen 35 Prozent für die fixe Beteiligung am Preisgeld wird in zwei gleiche Teile aufgeteilt. Der erste Teil wird proportional zur Anzahl der WM-Punkte vergeben, die jeder Teilnehmer in den letzten beiden Saisonhälften eingefahren hat, der zweite Teil wird zu gleichen Anteilen unter den Top-10-Teilnehmern der letzten beiden Saisonhälften verteilt.

Dieser Verteilungsschlüssel macht deutlich, warum MF1 Racing dem nachträglichen Einstieg des Super Aguri F1 Teams derzeit noch kritisch gegenübersteht und genau analysiert, welche Vor- und Nachteile dieses elftes Team für den russischen Rennstall mit sich bringen würde.

Das Problem des aktuellen Concorde Agreements wird hier offensichtlich: Solange es nur zehn Rennställe gibt, kann jedes Team ganz gut an der Formel 1 verdienen - selbst wenn man hinterherfährt. Jener Rennstall auf der elften Position der Konstrukteurswertung kann jedoch nicht von beiden Teilen der fixen 35-Prozent-Preisgeldbeteilung profitieren.