• 02.08.2016 22:45

  • von Dieter Rencken & Daniel Halder

Endlich Urlaub! So verbringt die Formel 1 die Sommerpause

Ab Freitag bleiben die Fabriken geschlossen - Fahrer und Teams gehen in die Ferien. Lest hier, wen es wohin zieht, wer weiter schuften muss und wer gar keine Pause hat

(Motorsport-Total.com) - Zwölf Rennen der Formel-1-Saison 2016 sind absolviert, vier davon allein im Hammer-Monat Juli, der für die Teams und Fahrer gleich zwei sogenannte Back-to-Back-Rennwochenenden bereithielt. Neun weitere Grands Prix stehen noch aus - erst am ersten Adventssonntag 2016 findet die längste Saison aller Zeiten ein Ende. Für alle Beteiligten stellt die ständige Hatz rund um den Globus eine enorme Belastung dar. Umso größer ist nun deshalb die Freude über die vom Reglement verordnete Sommerpause im August.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Auch Fernando Alonso kann im August endlich wieder die Beine hochlegen Zoom

Erst am 26. August geht es mit dem ersten Freien Training zum Großen Preis von Belgien in Spa weiter. Bis dahin bleibt endlich etwas Zeit, die Füße hochzulegen und Urlaub zu machen. Ab dem kommenden Wochenende darf keines der Teams für zwei Wochen lang einen Finger rühren - die Fabriken bleiben geschlossen. "Man darf überhaupt nichts an den Autos machen. Du kannst nicht entwickeln. Du darfst keine neuen Teile herstellen", erklärt Haas-Teamchef Günther Steiner die 14-tägige Auszeit.

Doch wie immer gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Während die Mannschaften ihren Rennteams eine Pause gönnen müssen, dürfen die Zulieferer auch im August weiterarbeiten. Beim McLaren-Team hofft man deshalb schwer darauf, dass Antriebslieferant Honda auch in der Urlaubszeit die japanische Betriebsamkeit aufrechterhält. "Die Regelung gilt vor allem für alle Abteilungen, die sich der Chassis-Entwicklung widmen. Was Honda betrifft hoffe ich sehr, dass sie ihre Arbeit fortsetzen werden", macht McLaren-Rennleiter Eric Boullier Dampf.

Keine Pause für Motorenhersteller und Zulieferer

Auf der Powerstrecke von Spa-Francorchamps will der englische Traditionsrennstall mit dem nächsten Antriebs-Update aufwarten und so weiter Boden gutmachen. Da die Motorenhersteller wie Honda oder Renault bereits durch die Token-Vorgaben zur Entwicklung der Power Units reguliert sind, gilt für sie die Zwangspause nicht. Alle Rädchen stehen also doch nicht still in der Formel 1 während des Urlaubsmonats August - auch administrative Aufgaben sind den Rennställen weiterhin erlaubt. "Wir müssen schließlich weiterhin unsere Rechnungen bezahlen und unsere Gehaltsabrechnung machen", so Haas-Mann Steiner.

Beim in der WM-Wertung dominierenden Mercedes-Team schließen die Fabriken im britischen Motorsport-Valley am kommenden Freitag. Per Whatsapp informiert Pressechef Bradley Lord schon mal vorsorglich alle Journalisten: "Wir haben zwangsweise von Freitagmorgen bis zum Sonntagabend des 21. August geschlossen. Ihr erreicht uns zwar immer noch per Telefon, aber wenn wir nicht gleich reagieren, habt bitte Verständnis. Das bedeutet einfach, dass wir a) schlafen, b) am Strand sind, c) schlafen oder d) gerade im Pool sind. Hoffentlich bestehen wir trotzdem den Whatsapp-Test in dieser Phase..."

Reichlich verdient haben sich den Urlaub am Meer oder Hotel-Pool in erster Linie die zahlreichen Team-Mitarbeiter im Hintergrund - von den Technikern, Mechanikern, Ingenieuren bis hin zu den Logistikern, die dafür sorgen, dass alles rechtzeitig an den Rennstrecken ist. "Sie haben alle so hart gearbeitet. Und bedenkt bitte: Nach dem letzten Saisonrennen Ende November ist ja auch keine Pause, sondern es geht nahtlos mit den Arbeiten für die kommende Saison weiter. Jetzt ist also eine wirklich kostbare Zeit des Jahres, die man genießen muss", gibt Weltmeister Lewis Hamilton den Mercedes-Mitarbeitern auf den Weg.

Lewis Hamilton auf Barbados, Romain Grosjean bei den Kids

Der Champion selbst befindet sich bereits voll im Urlaubsmodus und weilt wie im Vorjahr gerade auf Barbados, wo er seine jüngsten vier Siege ordentlich feiern möchte. Allzu sehr krachen lassen will es der Brite diesmal aber nicht - auch für ihn ist Erholung angesagt. "Ich werde nicht Skydiven gehen, sondern mich definitiv erholen. Ich nehme meine Hunde mit, dazu Familie und Freunde", erklärt er seine Urlaubspläne bis Spa. Relaxen ist nun auch für seinen Vorgesetzten Toto Wolff angesagt, der verrät: "Jetzt gehe ich ein paar Tage in die Berge, das ist erfrischend. Dann gehe ich nach Italien an den Strand."

Strand lautet auch die Devise für McLaren-Star Jenson Button: "Ich freue mich auf den Urlaub. Wer mag keinen Urlaub? Ich kann am Strand sitzen und ein Bier trinken ohne mich schuldig zu fühlen. Darauf freue ich mich", lacht der Brite. Sein Teamkollege Fernando Alonso hat einen USA-Trip geplant, bereits am Montag nach dem Hockenheim-Rennen flog der Spanier ins sonnige Kalifornien. Red-Bull-Shooting-Star Max Verstappen plantscht dagegen bei strahlendem Sonnenschein im Pool und erholt sich von einer ereignisreichen ersten Saisonhälfte, die ihm den Aufstieg in ein Topteam und den ersten Formel-1-Sieg einbrachte.

Für viele Fahrer ist die längere Pause auch eine willkommene Gelegenheit, endlich mal wieder ihrer Heimat einen Besuch abzustatten. Gerade die Piloten aus Übersee freuen sich deshalb besonders, etwa Haas-Fahrer Esteban Gutierrez, den es zurück nach Mexiko zieht. "Der mexikanische Sommer ist mega-heiß. Ich werde es genießen und viel Sport machen. Golf und Tennis spielen, mit dem Mountainbike die Berge hochfahren - und natürlich Freunde und Familie sehen. Dann werde ich mit frisch aufgeladenen Batterien zurückkommen", meint Gutierrez, der am Freitag seinen 25. Geburtstag feiern wird.

Aus bei Manor? Rio Haryanto auf Sponsorensuche in Indonesien

Teamkollege Romain Grosjean konnte die Ferien mit den Liebsten schon gar nicht mehr erwarten: "Als ich in die Gesichter meiner Kinder blickte, als ich zu den letzten Rennen aufbrach, merkte ich, dass es jetzt echt Zeit für die Pause ist. 21 Grands Prix - das ist doch für alle Mitarbeiter und deren Familien hart! Jetzt können wir zuhause ein paar Gläschen Rosé-Wein genießen und chillen", so der Franzose, der in den ersten Tagen des Urlaubs trotzdem weiter hart trainieren will. "Mein Workout geht zwei Wochen lang weiter, dann gibt's noch eine Woche Urlaub. Meine Familie und ich werden ans Meer fahren."

Heimat, Freundin und Hund heißt es auch für den dänischen Renault-Fahrer Kevin Magnussen - während sein Kollege aus dem Formel-1-Hinterfeld, der indonesische Manor-Pilot Rio Haryanto, zwar auch Zuhause ist, dort aber für seine Formel-1-Zukunft schuften muss. Gemeinsam mit seinem Management muss er dringend weitere Sponsorengelder auftreiben, um auch nach der Pause beim Großen Preis von Belgien noch im Cockpit zu sitzen. Zuletzt stand eine Ablösung durch das von Mercedes geförderte Nachwuchstalent Esteban Ocon im Raum. Wirklich genießen wird Haryanto im Vergleich zu den anderen seinen Urlaub also nicht...