• 28.01.2005 16:11

  • von Marco Helgert

Eddie Jordan: "Ich habe meine Träume gelebt"

Der Ire tritt nicht sacht und leise von der Formel-1-Bühne ab, mit stolzgeschwellter Brust und Wehmut beendet er sein Formel-1-Kapitel

(Motorsport-Total.com) - Mit Eddie Jordan nimmt einer der charismatischsten Teamchefs seinen Hut. 1991 kam er mit seinem Team aus der Formel 3000 in die Formel 1. Dabei war dieser Schritt mehr als ein Wagnis, Geldreserven waren nicht mehr vorhanden. Hätte man in der Formel 1 versagt, wäre wohl nur ein Schuldenhaufen vom Team übrig geblieben. Doch es kam anders, der Ire etablierte sein Team in der Formel 1, gewann Rennen und viel Respekt.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan ist stolz auf das, was er in der Formel 1 erreichen konnte

Nach 14 Jahren ist nun die Zeit in der Formel 1 (fast) vorbei. Jordan verkaufte sein Team an Alexander Shnaider, der es für 2006 in Midland umbenennen wird. Der 56-Jährige wird dem Team noch erhalten bleiben, wenn auch in einer anderen Rolle als bisher gewohnt. "Ich werde meine Zeit opfern, um die momentanen Sponsoren zu halten und neue zu gewinnen, und um sicherzustellen, dass wir genügend Geld und Stärke haben, um es mit den Hersteller aufnehmen zu können", so Jordan gegenüber 'Autosport'.#w1#

Doch die Zeit nagte am Team, Erfolge waren zuletzt Mangelware oder flogen, wie in Brasilien 2003, unverhofft zu. Der Verkauf an Shnaider sei aber die große Chance für das Team, denn nun stehe es wieder im Fokus der Öffentlichkeit. "Jordan kann wieder großartig werden", erklärte er zuversichtlich. Verhandlungen über einen Verkauf des Rennstalls gab es immer, doch nur Shnaider brachte die nötigen Voraussetzungen mit.

'Midland' als idealer Käufer

"Er hatte das Geld, um das Team zu kaufen", so Jordan. "Man kann nicht mit jemandem einen Deal machen, der das Geld nicht hat. Mit Christian Horner (jetzt Sportlicher Leiter bei Red Bull Racing; d. Red.) kamen wir nie bis zu diesem Punkt. 'Midland' hat das Geld und den eisernen Willen, erfolgreich zu sein." Mit der direkten Führung des Teams möchte Jordan aber künftig kaum etwas zu tun haben.

"Ich werde keinen Titel tragen", erklärte er. "Aber ich werde alles tun, was ich kann, um Jordan-Toyota besser zu machen. Ich habe nie einen Sponsor vom Schreibtisch aus gefunden. Man muss persönlich hingehen, sie suchen und finden. Das war ja auch das Problem: Ich habe zu viel Zeit hinter meinem Schreibtisch verbracht. Ich werde auch nicht zu allen Rennen reisen. Ich möchte Dinge tun, die ich bisher nicht machen konnte. In Melbourne werde ich nicht sein."

Sein Abschied ging schnell. "Wir wollten bis zum 21. Januar alles unter Dach und Fach haben. Als ich dann Zeit zum Nachdenken hatte, kamen schon nostalgische Gefühle auf", so der Ire. "Aber man muss sich der Zukunft stellen, wir waren nicht mehr in der Position, gegenüber den anderen stark auszusehen." Vorbei waren die Zeiten, als man mit Kundentriebwerken die Werksteams herausforderte.

"Wir haben immer mehr geleistet, als wir eigentlich konnten"

"Was wir erreicht haben, war unglaublich hart, aber es sind noch einige der alten Gruppe hier", so Jordan. "Es macht mich stolz, dass es Platz für den Erfolg der Kleinen gibt. Wir haben immer mehr geleistet, als wir eigentlich konnten." Und der 56-Jährige hatte nie eine Scheu, auch gegen große Namen anzutreten. "Ich habe genügend Unruhe gestiftet. Ich denke, die anderen Teamchefs sind froh, dass sie nun meinen Rücken sehen werden."

Ein klein wenig Wehmut schwingt in den Worten Jordans dennoch mit. Sein Team wird 2005 noch seinen Namen tragen, danach wird 'Jordan Grand Prix' in den Geschichtsbüchern der Formel 1 verschwinden. "Ich habe mein Leben aus etwas heraus aufgebaut, was ich liebe", erklärte er. "Ich habe meine Träume gelebt."