• 02.06.2004 15:38

  • von Marco Helgert

Eddie Jordan: Hoffen auf die Regeländerungen

Eddie Jordan durchschreitet mit seinem Team eine tiefe Talsohle und erinnert sich an seine ersten Schritte in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Eddie Jordan erlebte in der Formel 1 ein Wechselbad der Gefühle. 1991 mit mehr Glück als Verstand in die "Königsklasse" gekommen, etablierte er sein Jordan-Team sehr schnell, setzte zum Höhenflug an und erreichte 1999 mit Heinz-Harald Frentzen seinen Höhepunkt. Seither geht es ständig bergab. Um einen neuen Anlauf zu wagen, fehlt dem Iren jedoch das Geld. Kein Wunder, dass Jordan ein heftiger Befürworter der vorgeschlagenen Regeländerungen ist.

Titel-Bild zur News: Teamchef Eddie Jordan

Teamchef Eddie Jordan hofft auf eine günstigere Formel 1

Jordan ist eines von nur noch drei Privatteams in der Formel 1, die bei den ständig steigenden Budgets zurückgedrängt werden. Angesichts der heutigen Jahresbudgets der Top-Teams, welche die 300-Millionen-Dollar-Marke locker übersteigen dürften, erscheinen die sechs Millionen, mit denen Eddie Jordan 1991 in die Formel 1 kam, fast unglaubwürdig. Dies hinderte das Newcomer-Team jedoch nicht daran, im Debütjahr den fünften Platz in der Herstellerwertung zu belegen.#w1#

"Wir schlossen die Meisterschaft 1991 mit 13 Punkten auf dem fünften Platz ab, daher wusste ich, dass wir nun etwas Geld bekommen würden", erinnerte sich Eddie Jordan im 'Guardian'. "Natürlich hatte ich Glück, aber ich habe auch gewaltige Risiken auf mich genommen. Ich habe fünf Millionen Dollar Privatvermögen investiert, die ich im Laufe der Jahre gespart hatte. Ich habe alles eingesetzt: das Haus, das Auto, die Frau - alles."

Zurückblickend erscheint ihm der eingeschlagene Weg schon sehr waghalsig. "Wenn mein eigener Sohn so etwas tun wollte, dann würde ich ihn anflehen, es sein zu lassen", so Jordan. "Es war das Idiotischste, was man tun konnte, wenn man bedenkt, dass seit Beginn der Formel 1 fünfzig Teams wieder aufgegeben haben. Bei 55 Saisons ist das ziemlich genau ein Team pro Jahr."

Die Anzahl der Autos in der Formel 1 sank seit Anfang der 90er Jahre rapide. Heute sind es gerade noch zehn Teams, die sich in der "Königklasse" engagieren. Die von der FIA vorgeschlagenen Regeländerungen sollen auch neue Teams in den Sport bringen. Immerhin zeigte sich das Formel-3000-Team Arden bereits interessiert, diesen Schritt alsbald zu gehen.

"Ich habe nichts dagegen, wenn ein neues Team kommt, aber es muss fair ablaufen", so Jordan. "Man sollte sich an die Umstände erinnern, als ich 1991 in die Formel 1 kam. 38 Autos kämpften um 26 Startplätze, daher gab es dann auch ein Pre-Qualifying. Diese Erfahrung wünsche ich nicht einmal meinem größten Feind."

"Es war so viel Stress, dass mir dies sicher einige Lebensjahre gekostet hat. Ehe man nicht die Vor-Qualifikation überstanden hatte, bekam das Personal auch eine Karten für das Paddock", erinnerte er sich weiter. "In Mexiko hatten wir nicht mal eine Garage. Das Team wurde einfach am Ende der Boxengasse auf dem Rasen untergebracht. Aber im Rennen wurden wir mit Andrea de Cesaris Vierter."

Doch die Zeiten sind härter geworden. Wunder kann man in einem Formel-1-Klima der heutigen Zeit nicht mehr erwarten. "Ende der 90er Jahre machten wir Geld, das ist richtig. Und nun verlieren wir welches und müssen wieder in die eigene Tasche greifen, um alles am Laufen zu halten", so Eddie Jordan, dessen einzige Parole "Durchhalten" ist, denn die Formel 1 ist nicht Fußball. Ein Ab- und wieder Aufsteigen ist kaum möglich. "Das passiert in der Formel 1 nicht. Wenn du draußen bist, dann bist du draußen."