• 12.07.2004 14:34

  • von Marco Helgert

Ecclestone über die "Marionettenfahrer"

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone spart nicht mit Kritik an der heutigen Fahrergeneration - sie seien "Sklaven ihrer Sponsoren"

(Motorsport-Total.com) - Die Zeiten der großen Charakter in der Formel 1 scheinen vorüber zu sein. Kaum ein Fahrer, der keine vorgefertigten "Worthülsen" in die hingehaltenen Mikrofone spricht. Jeder Satz, jedes Wort, wird mit Bedacht gewählt, den Sponsoren und Partnern wird ausgiebig gedankt - selbst wenn man sich vor Freude kaum noch zügeln kann.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone wünscht sich Fahrer der Kaliber alter Tage zurück

Die Fahrer waren immer das Transportmittel der Sponsoren, heute sind sie ein aktiver Bestandteil. Es reicht nicht mehr, schnell zu sein und das Team voranzubringen, man muss gegenüber den Medien eloquent auftreten. Dass sie dabei jedoch nichts mehr zu sagen haben, weil sie zumeist gar nichts sagen wollen oder dürfen, ist augenscheinlich.#w1#

Ecclestone trautert den "goldenen Jahren" nach

"Die Fahrer sind heutzutage Sklaven ihrer Sponsoren, sie kümmern sich mehr um ihre Egos als um alles andere", erklärte auch Bernie Ecclestone gegenüber 'The People'. "Vor Jahren hatten die Fahrer keine Egos - sie kamen einfach zum Rennen. Niemand musste andere beeindrucken, sie brauchten kein Ego wie es heute der Fall ist. Das Traurige aber ist, dass man zu diesen Tagen nicht zurückkommen kann."

Selbst die "Charakterköpfe" der Neuzeit verhalten sich zurückhaltend. Nur selten konnten sich Juan-Pablo Montoya oder Jacques Villeneuve nicht mehr beherrschen und brachen in Interviews aus dem typischen Phrasengewirr aus. "Wir brauchen wieder mehr dieser Charaktere", so Ecclestone. "Wir waren gewohnt, mit den Fahrer lachen zu können und nun können sie das nicht mehr, weil sie die ganze Zeit versuchen, ihren Sponsoren zu gefallen."

"Die Fahrer sollen unterhalten"

"Es gibt keine Wutausbrüche oder Schimpftiraden gegenüber anderen Fahrern mehr, weil es ja ein negatives Licht auf sie werfen könnte", fuhr er fort. Übrig bleiben Fahrer, die sich größtenteils durch die Ergebnisse auf der Piste unterscheiden, nicht aber durch ihr Auftreten. Die Protagonisten können nun von der FIA bestraft werden, wenn sie bei geplanten Auftritten nicht erscheinen. So hart wie dies Chris Pook in der CART-Serie gehandhabt hat, ist es jedoch nicht. Dort waren wegen kurzen Hosen und einem unrasierten Gesicht schon Strafen fällig.

"Die Fahrer wollen so wenig wie möglich für ihr Geld tun, und ihre Sponsoren lassen dies zu. Solange sie zu deren Veranstaltungen kommen, sind sie glücklich", so der 73-Jährige. "Es ist der Job der Fahrer, die Leute zu unterhalten. Und wenn sie nicht tun, wonach wir sie bitten, dann werden wir sie bestrafen. Wir verlangen ja nicht viel von ihnen, aber aus irgendeinem Grund glauben sie, dass ihnen die Welt etwas schuldet."