• 04.06.2014 20:17

  • von Dominik Sharaf

Ecclestone-Prozess: Alter Wein, neuer Wahnsinn

Prozess fortgesetzt: Ist der Formel-1-Boss von Gerhard Gribkowsky erpresst worden? Kollegen und Angestellte belasten den Ex-BayernLB-Vorstand

(Motorsport-Total.com) - Für Bernie Ecclestone gibt es im Münchener Bestechungsprozess Hoffnung. Anlass ist die Vernehmung einer Zeugin am Dienstag. Die frühere Mitarbeiterin des Ex-BayernLB-Vorstandes Gerhard Gribkowsky schilderte dem Gericht einen Vorfall, der die vom 83-Jährigen oft wiederholte Geschichte von Zahlungen infolge einer Erpressung in Steuerangelegenheiten untermauert. Sie will beobachtet haben, wie der inhaftierte Banker ihm entsprechende Unterlagen zukommen ließ.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone ist sich des Ausgangs des Prozesses nicht gewiss Zoom

Im konkreten Fall geht es um ein Schreiben, dass Ecclestone Verbindungen zur Familienstiftung Bambino unterstellt - unter Umständen ein Grund für den britischen Fiskus, Millionenbeträge einzufordern. Der Brief stammte angeblich von einem in einen Rechtsstreit mit dem Formel-1-Boss verwickelten Fernsehmacher und war unter dem Siegel der Verschwiegenheit in das Gribkowsky-Büro gelangt. "Er hat nur gelacht und gesagt: 'Ist doch lustig'", so die Zeugin über die Reaktion Gribkowskys auf die Frage, ob er wahnsinnig sei.

Ambivalent für Ecclestone war die weitere Vernehmung der Frau, die von einer unbegründeten Millionenprovision des Unternehmens zugunsten des 83-Jährigen berichtete. "Die Banken als Gesellschafter waren aus seiner Sicht unerwünscht. Deshalb bin ich mir sicher, dass er wollte, dass wir verkaufen", erklärte die Gribkowsky-Vertraute, erwähnte jedoch auch seltsames Verhalten ihres Chefs. Der habe Formel-1-Angelegenheiten zunächst offen behandelt, später aber zunehmend im stillen Kämmerlein behandelt.

Auf den Richtungswechsel angesprochen habe Gribkowsky abwehrend reagiert, was sowohl für eine Erpressung als auch für die von der Staatsanwaltschaft vermutete Bestechung sprechen könnte. Neu sind die Informationen nicht, schließlich tätigte die Ex-BayernLB-Mitarbeiterin ihre Aussage schon im Prozess gegen Gribkowsky selbst. Sie könnte jedoch neu bewertet werden. Auch der Mittwoch als zweiter Verhandlungstag der Woche drehte sich mehr um den inhaftierten Banker als um Ecclestone selbst.


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Damalige Manager berichteten von unverschämten Bonus-Forderungen ihres Kollegen, der für den Verkauf der Formel-1-Anteile eine Prämie in Höhe von zehn Millionen Euro verlangt haben soll, diese aber nicht erhalten hat. Außerdem verlief die Veräußerung laut den Zeugen schleppend und stieß auf dem Markt auf geringeres Interesse. Sollte das stimmen, würde es die letztendlich durch CVC Capital Partners gezahlte Kaufsumme in ein anderes Licht rücken und der Theorie von einem manipulierten Verkauf nicht entsprechen. Der Prozess gegen Ecclestone wird am 24. Juni fortgesetzt.