Ecclestone-Prozess: Wenig schmeichelhaftes über Gribkowsky

Ein Choleriker und Geschichtenerzähler: Im Ecclestone-Prozess zeichnet ein früherer Mitarbeiter ein wenig schmeichelhaftes Bild von Gerhard Gribkowsky

(Motorsport-Total.com) - Im Prozess gegen Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, der sich wegen des Verdachte der Bestechung und Anstiftung zur Untreue vor dem Landgericht München verantworten muss, stand an den vergangenen beiden Verhandlungstagen die Person des Hauptbelastungszeugen Gerhard Gribkowsky im Mittelpunkt. Ein früherer Mitarbeiter sagte über den ehemaligen Vorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB) aus, und was er sagte, dürfte Ecclestone gefallen haben.

Titel-Bild zur News: Gerhard Gribkowsky (ACHTUNG: Nicht an Kunden ausliefern, Nutzungsrechte nur für MST!)

Ein Zeuge wusste wenig Positives über Gerhard Gribkowsky zu berichten

Denn der Banker zeichnete ein wenig schmeichelhaftes Bild von seinem früheren Chef. So schilderte der Zeuge am Dienstag, Gribkowsky habe es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau genommen. Wörtlich sprach der Zeuge von Geschichten im "Bereich der Fabelwelt". Diese Aussage war für die Verteidigung ein gefundenes Fressen. Denn Ecclestone behauptet weiterhin, Gribkowsky sage die Unwahrheit. Die geflossenen 44 Millionen Euro seien kein Schmiergeld gewesen, sondern Schweigegeld für Gribkowsky, der ihn erpresst habe.

Laut dem Zeugen habe sich Gribkowsky immer seines guten Verhältnises zu Ecclestone gebrüstet und habe sich insgeheim sogar Hoffnungen auf dessen Nachfolge an der Spitze der Formel 1 gemacht. "Er hat schwadroniert, dass er sich mit Bernie wahnsinnig gut verstünde", sagte der Zeuge. Wörtlich soll Gribkowsky gesagt haben: "Ich habe fast das Gefühl, er sieht mich als Ziehsohn und will mich als Nachfolger aufbauen für die Formel 1." Nach dieser Aussage habe sich der Zeuge für seinen damaligen Chef geschämt.

Auch am Mittwoch wurde die Glaubwürdigkeit des Ex-BayernLB-Vorstands nicht gerade gestärkt. So berichtete der Bankangestellte von Wutausbrüchen Gribkowsky. Dieser haben einen Kollegen am Telefon "zusammengeschissen", dass er nicht mehr gewusst habe, wo vorne und hinten ist. "Er war ein cholerischer Vorgesetzter", sagte der Zeuge. Auch hier hörte die Verteidigung interessiert zu. "Mir geht es um die Persönlichkeit des Dr. Gribkowsky", sagte Verteidiger Sven Thomas.

Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Dann sollen drei frühere Vorstände der BayernLB sowie eine enge Mitarbeiterin Gribkowskys befragt werden. Die Frau hatte im Prozess gegen Gribkowsky von einem Brief berichtet, den der Banker einmal auf Ecclestones Schreibtisch gelegt haben soll. Darin sei es um Einzelheiten zu Ecclestones Familienstiftung Bambino gegangen, die zu einer Milliarden-Steuernachzahlung hätten führen können. Von dem Schreiben war im Prozess gegen Ecclestone schon mehrfach die Rede.