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  • 22.07.2011 09:19

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone gesteht Zahlung an Gribkowsky

Bisher hat Bernie Ecclestone bestritten, 44 Millionen US-Dollar an Gerhard Gribkowsky überwiesen zu haben, nun gesteht er dies erstmals öffentlich ein

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone gibt nun doch zu, 44 Millionen US-Dollar (umgerechnet gut 30 Millionen Euro) an den deutschen Banker Gerhard Gribkowsky überwiesen zu haben, gegen den am Dienstag wegen des Verdachts auf Untreue, Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit Anklage erhoben wurde. Ecclestone sagt, dass er das Geld bezahlt hat, nachdem Gribkowsky falsche Behauptungen über seine Beziehung mit seinem Offshore-Familienfonds aufgestellt und gedroht hat, diese den britischen Steuerbehörden zu melden.

Titel-Bild zur News: Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone

Der inzwischen inhaftierte Banker Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone

Gribkowsky war Risikovorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB), die im Jahr 2005 einen 47-Prozent-Anteil an der Formel-1-Holding SLEC an die Investmentgesellschaft CVC verkauft hat. Laut Ecclestone befanden sich die britischen Steuerbehörden zur gleichen Zeit im Prozess der Prüfung der Erstellung des Offshorefonds Bambino, der für seine Familie angelegt wurde. Ecclestone behauptet, dass Gribkowsky "damit gedroht hat, den Behörden zu melden, dass ich den Fonds leite", obwohl der Banker "nie irgendetwas mit dem Fonds zu tun hatte, in keiner Weise".

Interessen der Familie im Vordergrund

1996 übertrug Ecclestone seine Anteile an der Formel 1 im Rahmen eines Zukunftsplans an Bambino. Er war am Herzen operiert worden und im Falle seines Todes hätte seine damalige Ehefrau Slavica im Erbschaftsfall Steuern zahlen müssen, weil sie noch nicht lange genug in Großbritannien gelebt hatte, um dort als ansässig angesehen zu werden.

"Mir wurde geraten, die Anteile abzugeben, denn damals war Slavica noch nicht ansässig, weil du 18 Jahre hier leben musst, um als ansässig zu gelten", erklärt der 80-Jährige. "Wenn ich in dieser Zeit gestorben wäre, könnte die Ehefrau das Erbe normalerweise steuerfrei übernehmen, aber in diesem Fall hätte sie Steuern zahlen müssen. Also war der einfachste Weg, ihr die Anteile zu überschreiben."

¿pbvin|512|3891||0|1pb¿Ecclestone ergänzt, dass "das Finanzamt natürlich alles checken musste. Das dauerte fünf Jahre. Ich habe mich darum nicht gekümmert. Der Fonds musste beweisen, dass alles in Ordnung ist." Wenn Gribkowsky seine Drohung wahr gemacht hätte, hätte das den Prozess blockieren können, der 2005 immer noch im Gange war. Fünf Jahre zuvor hatte der Fonds seinen ersten Glücksfall erlebt, als 12,5 Prozent von SLEC an die Investmentbank Morgan Grenfell verkauft wurden.

"Die Steuerleute in England waren damals mittendrin, alles mit dem Fonds zu regeln. Das Letzte, was du da gebrauchen kannst, ist, dass sie misstrauisch werden", sagt Ecclestone und fügt an, dass Gribkowsky Staub aufgewirbelt habe und "ich kein Risiko eingehen wollte. Mit dem Fonds war aber nichts falsch, überhaupt nichts."

Keine Erpressung durch Gribkowsky

Ecclestone findet nicht, dass ihn Gribkowsky erpresst hat, denn "er hat nie zu mir gesagt: 'Wenn du mir das nicht gibst, dann werde ich das sagen.'" Vielmehr habe Gribkowsky darum gebeten, sich das Geld ausleihen zu können, weil er ihn sonst mit Bambino in Verbindung bringen würde. Ecclestone meldete dies sogar seinen Anwälten und holte deren Rat ein.

Der Brite erinnert sich: "Er ließ mich im Unklaren, ob er es tun würde oder nicht." Also fragte er seine Anwälte: "Wenn dieser Kerl das tun sollte, was würde das bedeuten?" Und die Antwort war: "Das Finanzamt würde dich durchleuchten, du müsstest dich verteidigen und du würdest drei Jahre vor Gericht verbringen und es würden hohe Kosten anfallen. Also lieber zahlen!"

Die 44-Millionen-Dollar-Zahlung stellte nur einen kleinen Bruchteil von Ecclestones auf 3,9 Milliarden Dollar (umgerechnet 2,7 Milliarden Euro) geschätztem Privatvermögen dar. Die Zahlung erfolgte über auf Mauritius und den Britischen Jungferninseln ansässigen Firmen. Ecclestone: "Er wollte auf eine Weise bezahlt werden, dass es nicht so aussieht, als käme das Geld nicht von mir oder aus England."

"Er wollte auf eine Weise bezahlt werden, dass es nicht so aussieht, als käme das Geld nicht von mir oder aus England." Bernie Ecclestone

Am Dienstag behauptete die Staatsanwaltschaft München, dass es sich dabei um "Bestechungsgeld" handelt, dessen Zahlung durch zwei gefälschte Beraterverträge mit Firmen auf Mauritius und den Britischen Jungferninseln verschleiert wurde. Zur Kompensierung habe Gribkowsky zugestimmt, 41,1 Millionen Dollar im Auftrag der BayernLB an Ecclestone zu überweisen und weitere 25 an Bambino. Die Staatsanwaltschaft meint, dass diese Zahlungen ohne die vorherige Bestechung nicht stattgefunden hätten und die BayernLB somit um 66,5 Millionen Dollar geschädigt wurde.

Ecclestone hofft auf Freispruch

Ecclestone bestreitet dies jedoch: "Ich habe nie jemanden bestochen oder irgendjemandem in Zusammenhang mit der Firma Geld bezahlt." Er betont, dass die Zahlung der BayernLB an ihn nicht den Zweck hatte, die 44-Millionen-Dollar-Zahlung an Gribkowsky zu kompensieren, sondern eine Provision für den Verkauf der Formel-1-Anteile an CVC war.

"Ich habe fünf Prozent für den Verkauf der Firma erhalten", erklärt er. "Die Bayerische Landesbank stimmte dem Verkauf zu und auch der Provision, die billig war. Ich hätte eigentlich mehr bekommen sollen, denn normalerweise würde man einer Bank für so einen Deal mehr verrechnen. Aber sie haben das abgesegnet, die Bank hat das abgesegnet. Es gab keine Geheimnisse."

"Sie haben das abgesegnet, die Bank hat das abgesegnet. Es gab keine Geheimnisse." Bernie Ecclestone

Ecclestone ergänzt, dass er nicht nur den Verkauf an CVC organisiert, sondern der BayernLB auch "für sehr viel Geld eine Bürgschaft gegeben hat, dass alle Konten in Ordnung sind, denn die Bank wollte diese Garantie nicht geben".

Er behauptet, all diese Details persönlich der Staatsanwaltschaft mitgeteilt zu haben und geht davon aus, freigesprochen zu werden. Bisher hatte Ecclestone vehement bestritten, die Zahlung getätigt zu haben, denn "die Staatsanwältin hat mich gebeten, nichts zu sagen". Das deutsche Gericht muss nun entscheiden, ob Gribkowsky der Prozess gemacht wird. Ein BayernLB-Sprecher und Gribkowskys Rechtsvertreter wollten sich dazu auf Anfrage nicht äußern.