• 09.03.2008 09:52

  • von David Pergler

Ecclestone erhöht den Druck auf Melbourne

Der Vertragspoker geht in die nächste Runde und Ecclestone zieht den Colt: Blufft der Brite nur oder kommt die Formel 1 nicht mehr nach Australien?

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone hat seiner Forderung nach einem Nachtrennen in Australien und im Verhandlungspoker um die Zukunft des Grand Prix Nachdruck verliehen. "Die einzige Möglichkeit, dass das Rennen in Melbourne oder anderswo in Australien bleibt, besteht darin, dass es in der Nacht stattfindet, so, dass es sich die Europäer tagsüber anschauen können", so der Strippenzieher der Formel 1 gegenüber der 'Mail on Sunday'.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Im Vertragspoker mit Australien geht Ecclestone in die Offensive

"Im Moment ist es lächerlich, dass die Leute gezwungen werden, nicht zu schlafen, um es live zu sehen. Das kann so nicht weitergehen", setzt Ecclestone den australischen Grand-Prix-Betreibern die Pistole an die Brust. Auf ein Nachtrennen werden sich die Australier aber nicht mal eben so einlassen, denn das Rennen in Down Under ist nicht gerade für üppige Gewinne bekannt und eine Aufrüstung mit Flutlicht etc. würde weitere Millionen kosten.#w1#

Zudem gibt es da noch die hartnäckigen Umweltschützer, denen das Rennen im Albert Park schon von Anfang an ein Dorn im Auge ist und die einer solchen Aufrüstung alle nur erdenklichen Steine in den Weg legen würden. Dass da andere Interessen im Vordergrund stehen, ist klar, denn im gleichen Atemzug müsste Ecclestone etwas Ähnliches von Japan fordern, deren Grand Prix für die Europäer ebenfalls zu "unchristlicher Zeit" früh am Morgen beginnt, sofern man ihn live verfolgen will. Doch auch der um seinen Schlaf besorgte Europäer braucht das Rennen nicht zu verpassen, zumindest in Deutschland werden tagsüber Wiederholungen des Rennens gezeigt.

Andererseits ist das vielleicht ein Signal, dass der große Formel-1-Macher erkannt hat, dass die Formel 1 letztendlich doch in Europa zuhause ist. Seiner Forderung verleiht der 77-Jährige auf seine bewährte Art und Weise Nachdruck: "Der alternative Weg wäre, dass Rennen nicht mehr in Australien stattfinden zu lassen. Ich habe mit Kevin Rudd (Australiens Premierminister; Anm. d. Red.) gesprochen und er hat mir gesagt, dass eine weitere Ausrichtung zu teuer wäre, ich schätze mal, das ist alles. Wir werden nicht mehr allzu lange nach Australien gehen."

Kann es sich Ecclestone leisten, Australien zu verlieren?

Ob es wirklich soweit kommt, bleibt abzusehen. Zwar haben bereits Länder wie Russland und Indien Interesse an einem Grand Prix angemeldet und drohen auf diese Weise zu einer echten Konkurrenz für Australien zu werden, doch diese Länder besitzen noch über keine geeignete Rennstrecke oder Infrastruktur, sind also zumindest momentan eher als theoretische Konkurrenten zu betrachten.

Weiterhin hat Australien weiterhin seinen großen Pluspunkt als prestigeträchtige Perle im Saisonkalender, denn nicht nur, weil dort seit 1996 traditionell der Saisonauftakt stattfindet, auch aufgrund seiner atemberaubenden Kulisse gilt der Grand Prix in Melbourne als gutbesuchtes Schmuckstück.

Es ist die also Frage, ob Ecclestone so was wirklich aufgeben will. Schließlich bekamen auch schon die Franzosen von "Mister Formula One" zu hören, dass sein Rennzirkus nicht mehr im Land der Trikolore gastieren werde. Die große Frage ist: Kann Australien auf die Formel 1 verzichten oder kann die Formel 1 auf Australien verzichten? Der Poker geht weiter.

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt