Eau Rouge bleibt für Rosberg etwas Besonderes
Nico Rosberg über seinen ersten Trainingstag in Spa-Francorchamps und den verbliebenen Reiz der einstigen Wunderkurve Eau Rouge
(Motorsport-Total.com) - Wer Spa-Francorchamps hört, der denkt normalerweise automatisch an Eau Rouge und Blanchimont, an den unfassbaren Startcrash von 1998 oder das legendäre Überholmanöver von Mika Häkkinen gegen Michael Schumacher im Jahr 2000. Häkkinen wurde damals von einem gewissen Keke Rosberg gemanagt.

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Nico Rosberg erwartet sich ein gutes Rennen, aber keine Wunderdinge
Der ist wiederum der Vater von Nico Rosberg - und der heutige Williams-Pilot war damals gerade mal 15 Jahre alt und fuhr 2000 noch Go-Karts. Dennoch kann er sich an jenen Tag erinnern, als wäre es gestern gewesen: "Ich war im Landhaus meiner Eltern, saß vor dem Fernseher und musste dann rauslaufen, weil ich nach dem Überholmanöver zittrige Knie hatte", schmunzelte der Wiesbadener heute nach dem Freien Training.#w1#
Immer noch die beste Strecke
Jetzt darf er die "Ardennen-Achterbahn" selbst befahren - und obwohl Kurven wie Eau Rouge oder Blanchimont in der V8-Ära viel von ihrem Reiz verloren haben, sieht er Spa-Francorchamps immer noch als einzigartige Challenge: "Es sind alle Kurven zusammen, die diese Strecke so schwierig machen, nicht eine einzelne", gab der 23-Jährige zu Protokoll. "In schnellen Kurven ist die Formel 1 mit ihrem Anpressdruck am besten."
Die Senke Eau Rouge freilich geht locker voll, selbst mit dem Williams. Früher war das ein Ritt auf der Kanonenkugel - und wer voll durchziehen konnte, hatte auf der folgenden Kemmel-Geraden den besten Topspeed. All das ist heute bedeutungslos, aber dennoch findet Rosberg: "Durch den Höhenunterschied werden wir richtig in den Sitz gedrückt. Das gibt es sonst nirgends mehr, daher ist es schon ein besonderes Gefühl. Aber die Kurve voll zu fahren, das ist kein Problem mehr."
Als schwierigste Kurve der Strecke machte er Pouhon aus, also jenen doppelten Linksbogen nach der Bergabpassage Malmedy/Rivage, in dem die Formel 1 heute voll am Limit ist. Pouhon hängt ganz leicht nach außen, was weiter zur Herausforderung beiträgt, und vor allem muss man dort im Rennen hartnäckig am Vordermann dranbleiben, wenn man ihn anschließend den Weg hinauf zur Bus-Stop-Schikane überholen will.
Neue Teile beflügeln das Williams-Team
Sportlich gesehen belegte Rosberg heute nach einem verpatzten Vormittag und einem Radikalumbau in der Mittagspause in der zweiten Session den sechsten Platz - mit Bestzeit im letzten Sektor. Ob das am neuen Frontflügel lag, den er erst gestern in Silverstone erstmals ausprobiert hat? "Ich habe den richtigen Flügel gefunden", meinte er nach einigen Flügelwechseln verschwiegen. Und: "Die Entwicklungsteile haben uns geholfen. Wir haben damit einen Schritt nach vorne gemacht."
Platz sechs dürfte aber nicht repräsentativ sein: "Es ist nicht unsere beste Strecke, aber das wussten wir auch schon vorher. Wir haben heute das Auto auf den Kopf gestellt, denn wir haben sehr schlecht angefangen - genau wie im Vorjahr. Und am Ende waren wir sehr gut unterwegs. Es wird trotzdem schwierig - hart an der Grenze zu den Top 10. Ich erhoffe mir eine gute Platzierung und vielleicht sogar ein paar Punkte", so Rosberg.

