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  • 29.10.2017 02:21

  • von Jonathan Noble

Dünne Luft: Formel-1-Boliden droht in Mexiko der Hitzetod

Dünne Luft und fehlende Kühlung setzen den Autos zu, der Formel 1 droht in Mexiko eine Prozession - Carlos Sainz spricht vom "Kampf ums Überleben"

(Motorsport-Total.com) - Blüht den hochkomplexen Hybridmotoren der Formel 1 beim Rennen in Mexiko der Hitzetod? Hört man sich im Fahrerlager um, besteht diese Möglichkeit durchaus. Weil die dünnere Höhenluft für weniger Kühlung als üblich sorgt, mussten die Piloten bereits in den Trainings mit ihren Fahrzeugen haushalten. So waren die Fahrer an den Enden der Geraden dazu gezwungen, früher vom Gas gehen, um Motor und Bremsen ihrer Boliden zu schonen. Diese Situation scheint sich am Rennsonntag noch weiter zuzuspitzen, wenn das Feld von 20 Fahrzeugen dicht gepackt hintereinander fahren wird.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas, Lewis Hamilton

Hinterherfahren könnte in Mexiko-Stadt zum großen Problem werden Zoom

Renault-Neuling Carlos Sainz glaubt, dass der Grand Prix ein Kampf ums nackte Überleben werden könnte. Die Zuverlässigkeit werde dabei eine große Rolle spielen, so der Spanier. "Das ist unsere größte Sorge für das Rennen. Wir waren im zweiten Freien Training bereits am Limit. Das Rennen wird hier wie immer in Mexiko sein - es dürfte auf der Seite der Zuverlässigkeit ein Kampf ums Überleben werden", prophezeit er.

Fahrzeit in sauberer Luft könnte sich als Gold wert erweisen. Der Kampf um die Spitzenplätze in Kurve 1 dürfte deshalb noch vehementer als sonst geführt werden. Ähnlich sieht es auch Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo: "Wir können nicht 20 Runden jemandem im Getriebe hängen. Wenn wir direkt angreifen können, müsste es passen. Trotzdem müssen wir auf die Bremsen und Kühlung achten". Der Australier muss das Rennen nach einer schwachen Qualifikation von Rang sieben in Angriff nehmen und mitten in verwirbelter Luft starten.

Gleiche Leistung, weniger Kühlung

Welche Probleme die Technik der Königsklasse genau erwartet, klärt Williams-Technikchef Paddy Lowe auf. Wegen der geografischen Lage auf 2.000 Meter Höhe ist die Luft in Mexiko besonders dünn. "Durch den Turbo verlieren die Triebwerke hier nichts an Leistung, ganz im Gegensatz zu konventionellen Saugmotoren. Deshalb haben wir hier sogar mehr Hitzeentwicklung, denn der Kompressor muss noch mehr Arbeit als sonst erledigen", verrät der Brite.

"Gleichzeitig haben wir eine schlechtere Kühlung, weil weniger Luft durch die Kühler fließt. Zusammen mit den höheren Temperaturen trifft uns das also doppelt hart. Wir betreiben überall 'Lift and Coast'. Wegen des Benzins, wegen der Reifen, wegen der Bremsen und nicht zuletzt der Kühlung. Vielleicht ist die Kühlung hier sogar wichtiger als alles andere", offenbart Lowe den Schlüsselfaktor am Mexiko-Wochenende.


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Droht die Prozession?

Auch bei Mercedes hat man die Probleme erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen. Motorsport-Chef Toto Wolff sagt mit Blick auf die Herausforderungen: "Wir haben versucht, uns mit Blick auf die Bedingungen bestmöglich vorzubereiten. Dennoch wird es für alle schwer werden, die Motoren und Bremsen ausreichend zu kühlen. Ich hoffe und glaube, dass wir für uns die richtigen Schlüsse gezogen haben."

Renaults Cyril Abiteboul schätzt die Situation ähnlich wie sein Fahrer Carlos Sainz ein und zeichnet ein düsteres Bild für das Rennen am Sonntag. Es könnte sich zu einer Prozession entwickeln, glaubt er: "Ich denke, dieses Risiko besteht. Die Leute werden in ihrer Position verharren und versuchen, bis zum Ende durchzukommen", unkt er mit Blick auf einen möglicherweise langweiligen Grand Prix in Mexiko-Stadt.


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