• 12.04.2015 11:36

  • von Stefan Ziegler

Duell eskaliert: Rosberg wirft Hamilton falsches Spiel vor

Von wegen Teamplay: Nico Rosberg kritisiert Lewis Hamilton für dessen Verhalten beim dritten Rennen der Formel-1-Saison 2015 und wittert Benachteiligung

(Motorsport-Total.com) - Schwere Vorwürfe nach dem Großen Preis von China in Schanghai: Nico Rosberg unterstellt seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton, dass er beim dritten Rennen zur Formel-1-Saison 2015 ein gutes Teamergebnis aufs Spiel gesetzt hat. Hamilton, der spätere Sieger, soll absichtlich langsamer als nötig gefahren sein, um Rosbergs zweiten Platz zu gefährden. Und jetzt hängt der Haussegen bei den Silberpfeilen gewaltig schief.

Denn Rosberg fühlt sich benachteiligt. Es sei "ein Fakt", dass sein Rennen behindert worden sei, weil Hamilton zwischendurch nicht mit maximaler Geschwindigkeit unterwegs gewesen sei. "Ob Lewis das mit Absicht gemacht hat oder nicht, kann ich nicht sagen", meint Rosberg und fügt hinzu: "In der Pressekonferenz hat er gesagt, dass er nur an sich gedacht hat. Und das ist eine interessante Aussage."

Eine Aussage, die für Rosberg eines zu belegen scheint: Hamilton ist kein Teamplayer. Schließlich habe Mercedes vor dem Rennen "im Detail" besprochen, was in einem solchen Szenario zu tun sei. Eine Taktik, wonach der Führende "den Zweitplatzierten zurückhält und Vettel überlässt", so Rosberg nach dem Rennen, "wäre das Beste für den Führenden gewesen, aber nicht für das Team."

Rosberg fühlt sich hintergangen

"Der Zweitplatzierte würde dadurch in eine unnötig riskante Position geraten", erklärt der Deutsche. Er meint, dass ihm genau dies widerfahren sei, weil Hamilton getrödelt habe. Doch davon will Hamilton selbst nichts wissen, sondern verweist auf die Pirelli-Pneus: "Ich gebe alles da draußen, allerdings im Rahmen der Möglichkeiten der Reifen. Ich habe versucht, meinen Stint so lange wie möglich zu gestalten."

Das Team habe ihm via Funk mitgeteilt, er solle schneller fahren. Dieser Meldung war wiederum ein Funkspruch Rosbergs vorausgegangen, in dem sich Rosberg über Hamiltons Rundenzeiten beschwerte. Und wie um Rosberg zu verhöhnen, sagte Hamilton nach dem Rennen bei 'Sky Sports F1': "Ich bin mit zwei Fingern am Lenkrad gefahren." Was Rosberg, ohnehin schon aufgebracht, erst recht auf die Palme brachte.


Lewis Hamilton stellt die Strecke in Schanghai vor

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton erklärt, worauf es beim Grand Prix von China ankommt. Weitere Formel-1-Videos

"Fakt ist: Nachdem wir in der Box waren, ist Lewis wesentlich schneller gefahren. Das zeigt doch, dass es besser gewesen wäre für das Team, wenn er schon vorher schneller gefahren wäre", meint Rosberg und merkt an: "Darüber müssen wir reden und das werden wir auch tun." Das sieht Mercedes-Sportchef Toto Wolff ähnlich. Die Situation, so der Österreicher, müsse analysiert werden.

Hat Hamilton nur mit Rosberg gespielt?

Allerdings sagt Wolff auch: "Wir sollten nicht eine halbe Stunde nach dem Rennen mit dem Finger auf jemanden zeigen. Lewis war heute schneller und hat die Reifen länger frisch gehalten. Es hat heute der Richtige gewonnen. Und solche Kontroversen muss man gut managen, ohne Eskalation. Manchmal hilft Eskalation auch. Aber heute kann man nicht sagen, dass wir viel falsch gemacht haben."

Der Eindruck, dass Hamilton mit Rosberg gespielt habe, hat sich aber auch bei Formel-1-Experte Marc Surer eingestellt. "Lewis fuhr im zweiten Stint wirklich nur so schnell, dass sie gerade so vor den Ferraris waren. Er hat seine Reifen so geschont, dass er wusste, wenn Rosberg an die Box geht, kann er noch schnelle Runde hinlegen und das Rennen ist gelaufen. Aber das ist der Vorteil, wenn man von vorn startet."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von China


"Rosberg", so Surer, "hätte ja angreifen können und sich nicht hinterher beschweren müssen, dass der andere zu langsam fährt." Das sieht Niki Lauda, Vorsitzender des Aufsichtsrats bei Mercedes, genau so: "Wer die Pole-Position hat, hat bei der Strategie immer einen Vorteil, weil er der Erste ist." Dementsprechend sei Hamilton kein Vorwurf zu machen. "Lewis", meint Lauda, "ist eben immer einen Tick schneller."