Drink mit Eddie Irvine: Monaco 1996 & Schumachers Blödeleien
Folge 6 unserer kultigen Videoserie: Wie Eddie Irvine in Monaco '96 seinen Ferrari selbst angelassen hat und warum Michael Schumacher kein guter Trinker ist
(Motorsport-Total.com) - Am 19. Mai 1996, also vor genau 20 Jahren, fand in Monaco einer der denkwürdigsten Grands Prix der Formel-1-Geschichte statt. Olivier Panis gewann die Regenschlacht als krasser Außenseiter auf Ligier, und nur vier von 22 gestarteten Fahrern sahen am Ende die Zielflagge. Grund genug für uns, dem Rennen eine Sonderausgabe unserer Kult-Video-Interviewserie "Ein Drink mit Eddie Irvine" zu widmen.
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Eddie Irvine spricht vom Boot in Portofino aus über das Rennen in Monaco 1996 Zoom
Der Nordire, der 1996 seine erste Ferrari-Saison bestritt, trug gleich mehrere Anekdoten zur unglaublichen Geschichte jenes Rennens bei. Unter anderem hielt er eine ganze Reihe von Gegnern konsequent hinter sich, sodass sich ein Stau bildete - bis auf einen: Panis. "Ich erinnere mich noch, dass ich auf Slicks rausfuhr und sehr wenig Grip hatte. Dann war Panis hinter mir. Ich glaube, er hat mich angeschubst", sagt Irvine während der Aufzeichnung der sechsten Folge unserer Serie auf seinem Boot in Portofino.
Panis setzte seine Attacke in der engen Loews-Kurve, wo ein Überholmanöver ohne Berührung fast unmöglich ist. Irvine landete in den Leitplanken - und schnallte sich ab, um zurück zur Box zu gehen. "Meine Sitzgurte waren zu dem Zeitpunkt schon geöffnet, weil ich dachte, das Rennen sei vorbei", erinnert er sich. Aber mit Hilfe der Streckenposten bekam er seinen Ferrari wieder in Gang. 20 Jahre später verrät er, dass das eigentlich gar nicht möglich war.
Ein Trick wie im normalen PKW
"Ferrari wusste gar nicht, wie das geht", lacht Irvine. "Ich habe den Kupplungsknopf gedrückt und rollte den Hügel runter. Dann habe ich den Gang eingelegt, den Kupplungsknopf noch einmal gedrückt und das Auto so gestartet. Ich habe ein System erfunden, von dem sie nicht einmal wussten, dass es existiert!" Ein Trick, den jeder aus seinem Privat-PKW kennt: Wenn der Anlasser nicht funktioniert einfach zweiten Gang einlegen, anrollen und Kupplung loslassen...
Irvine steuerte nach dem Zwischenfall die Box an, dort gab's aber ein Missverständnis: Er deutete, dass man ihm die Sitzgurte wieder festzurren möge, die Mechaniker interpretierten das aber falsch und wechselten die Nase aus. "Das hat mich viel Zeit gekostet", sagt der heute 50-Jährige. Irvine ging dann mit Rundenrückstand ins Rennen zurück, drehte sich an der gleichen Stelle, an der zuvor Teamkollege Michael Schumacher gecrasht war - und nahm Mika Salo (Tyrrell) und Mika Häkkinen (McLaren) gleich mit, weil er ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Notausgang kam.
Kaum noch Erinnerungen an das Rennen
Ein Vorfall, der inzwischen aus seinem Gedächtnis gestrichen ist: "Ich kann mir gar nicht mehr erinnern, wo ich in jenem Jahr ins Ziel gekommen bin - wenn ich überhaupt ins Ziel gekommen bin!" Salo, Häkkinen und Irvine wurden auf den Positionen fünf, sechs und sieben gewertet, sahen aber die Zielflagge nicht. Salo ärgerte sich damals maßlos über die Aktion des Ferrari-Fahrers. Heute sind die beiden gut befreundet.
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Eddie Irvine mit Schauspieler Liam Cunningham und Schwester Sonia Zoom
Irvine stand in Monaco übrigens "in fünf Jahren viermal auf dem Podium", wie er erzählt: Von 1997 bis 1999 auf Ferrari, dann noch einmal 2001 auf Jaguar. "Das war sehr befriedigend, denn Monaco ist neben Monza das beste Rennen, um auf dem Podium zu stehen", findet er. Beim abendlichen Galadinner des Fürsten war er aber nie: "Ich wurde immer eingeladen, bin aber nie hingegangen. Das war meine rebellierende Phase. In der stecke ich wahrscheinlich immer noch!"
"Mir liegen diese formellen Anlässe nicht so, da fühle ich mich nicht wohl. Ich mach lieber mein eigenes Ding, wann immer ich will", erklärt Irvine. Denn Party gemacht hat er an den Monaco-Wochenenden sehr wohl, sowohl während als auch nach seiner aktiven Karriere. Zum Beispiel bei der Amber-Lounge-Fashion-Show, die von seiner Schwester Sonia organisiert wird und bei der sich immer wieder auch Formel-1-Fahrer als Models auf dem Laufsteg präsentieren.
Beim Party machen: Rosberg besser als Schumacher
"Die Fahrer sehen heute viel besser aus als früher", grinst Irvine, der in den vergangenen Jahren die Siegerpartys von Nico Rosberg "beobachtet" hat: "Der Junge weiß, wie man feiert!" Das deckt sich übrigens mit dem Eindruck von ProSieben-Comedy-Star Joko Winterscheidt, der genau das kürzlich in der Sendung "Circus Halligalli" thematisiert hat. Ein Video von Rosbergs unterhaltsamem Besuch bei den beiden Spaßvögeln Joko & Klaas gibt's übrigens im Internet.
Beim Party machen ist Rosberg seinem Ex-Teamkollegen Schumacher offenbar weit voraus, denn: "Michael war kein guter Trinker", lacht Irvine. "Jedes Mal, wenn er betrunken war, wurde er ziemlich albern. Wahrscheinlich weil er nie wirklich getrunken hat - da habe ich wesentlich mehr geübt! Er hat dann ständig einen Eiskübel zur Hand genommen und angefangen, Eis und Wasser über die Leute zu schütten. Das hat die Party ein bisschen ruiniert..."
Grundsätzlich ist Irvine heute noch ein großer Fan des "Auto-Roulette" in Monte Carlo, das er nach wie vor regelmäßig besucht - nicht nur weil er dort selbst so erfolgreich war: "Monaco ist einfach ein toller Event. Ich finde auch, dass es ein großartiges Autorennen ist, auch wenn nicht viel überholt wird. Das ist mir egal, weil in Monaco unerwartete Dinge passieren können. Das fehlt heutzutage bei vielen anderen Rennen", sagt er.